Deutschland droht der Pflegenotstand. Kliniken, Heime und Pflegedienste können freie Stellen nicht besetzen. Es fehlt an qualifizierten Bewerbern.

Die Mitteilung des Statistischen Bundesamtes an die Vertreter der Presse klang banal, hatte es aber in sich: "Der demografische Wandel", hieß es darin, "wird zu einem Personalmangel bei Pflegekräften führen."

Wer von ihnen erlernt später einen Pflegeberuf?

Wer von ihnen erlernt später einen Pflegeberuf?

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Schenkt man den Prognosen der Statistiker Glauben, werden im Jahr 2025 rund 152 000 Beschäftigte in Pflegeberufen fehlen, um die dann zu erwartende Zahl an Klinikpatienten und Pflegebedürftigen versorgen zu können. Angesichts dieser Größenordnung spricht die Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK), Gudrun Gille, dann doch lieber von Pflegenotstand als von Mangel.

"Der Pflegenotstand ist längst da - die Betroffenen erleben dies täglich." Allzu lange habe die Politik das Thema Fachkräftemangel unter den Teppich gekehrt und wertvolle Zeit im Kampf gegen das Problem Personalknappheit verloren. "Aber so kann es nicht weitergehen", warnt Gille.

Alarmiert ob der Kluft zwischen einer steigenden Zahl von Stellenangeboten im Pflegebereich und einer sinkenden Zahl qualifizierter Bewerber ist auch Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). "Wir haben es mit einem flächendeckenden Problem zu tun", sagt er. Selbst in Ballungszentren fänden Einrichtungen nicht mehr das Personal, das sie brauchen. "Wir könnten auf einen Schlag bis zu 10 000 Pflegefachkräfte einstellen. Sie sind aber nicht da."

Um das Problem in den Griff zu bekommen, müssten Politik, Arbeitgeber wie Verbände mehrgleisig fahren, rät Meurer. "Erstens müssen wir stärker bei den Schulabgängern für den Pflegeberuf werben." Das allein reiche aber nicht aus. "Um den künftigen Bedarf an Pflegekräften abdecken zu können, müsste heute etwa jeder dritte Schulabgänger plötzlich sagen, ich gehe in den Pflegeberuf.

Das ist illusorisch." Deshalb müsse versucht werden, auch über den Weg der Umschulung mehr Leute in die Pflege zu holen. Zudem müsse eine Green-Card für ausländische Pflegekräfte eingeführt werden. "Die brauchen wir ganz schnell", sagt Meurer.

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat angekündigt, etwas gegen den Fachkräftemangel tun zu wollen. Es müssten sowohl der Zugang zu den Berufen als auch die Arbeitsbedingungen verbessert werden, betont er. Denkbar sei auch die Umschulung Arbeitsloser.

Von einer Green-Card hält Rösler indes nicht viel. Es gebe nichts Wichtigeres in der Pflege als den "persönlichen und menschlichen Kontakt", sagte er unlängst der "Ärzte Zeitung". "Selbst wenn eine ausländische Pflegekraft die nötige fachliche Qualifikation mitbringt, bleibt nicht selten das Problem mangelnder Sprachkenntnisse bestehen." (hom )

Weil sie wegen schlechter Arbeitsbedingungen in Kliniken, Heimen und ambulanten Diensten ziemlich gefrustet sind, haben Tausende von Pflegekräften symbolisch eine "Gelbe Karte" an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geschickt - als Postkarte oder per eCard.

Merkel habe als Kanzlerin die "Richtlinienkompetenz" und tue gegen die "eklatanten Missstände" in der Pflege trotzdem nichts, kritisiert der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der die Kampagne "Gelbe Karte an die Bundeskanzlerin" initiiert hat.

Die große Beteiligung an der Aktion zeige, so DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel, "wie drängend die Probleme in der Pflege sind".

Zur Jahresendausgabe 2010 der "Ärzte Zeitung" mit allen Artikeln

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