Vorschlag von Wissenschaftlern

Prämie für vorzeitig gelieferte Corona-Impfdosen angeregt

Ökonomen plädieren dafür, für die Impfstoffproduktion den Geldhahn zu öffnen. Das könne sich volkswirtschaftlich rechnen. Die deutsche Industrie warnt vor überzogenen Erwartungen.

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Wie können die Impfungen gegen SARS-CoV-2 beschleunigt werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Impfgipfel.

Wie können die Impfungen gegen SARS-CoV-2 beschleunigt werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Impfgipfel.

© Patrick Pleul/dpa

Berlin. Wirtschaftswissenschaftler schlagen im Vorfeld des Impfstoffgipfels von Bund, Ländern und Industrie Prämien für die Pharmaindustrie vor, wenn die Impfstoffhersteller früher als zu den vereinbarten Terminen liefern.

Für jede vor der Zeit gelieferte Dosis sollten Zuschläge bezahlt werden, die zudem „sehr hoch sein“ sollten. Eine Dosis, die drei Monate vor Termin geliefert werde, könnte der Gesellschaft durchaus „Hunderte von Euro“ wert sein, schreiben der Präsident des Münchner ifo-Instituts Professor Clemens Fuest und Dr. Daniel Gros, Vorstandsmitglied des Centre for European Policy Studies in Brüssel, in einer ifo-Publikation vom Wochenende.

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Dem Vorschlag liegen Berechnungen zu den Kosten der Pandemie zugrunde. Pro Monat reduziere die Pandemie die weltweite Wirtschaftsleistung um 420 Milliarden Dollar. Jede zusätzlich gelieferte Impfdosis habe dagegen für die Gesellschaft einen Nutzen von 1500 Euro. Daher sei es sinnvoll, mehr als die bisher vereinbarten Preise anzubieten.

Anreize zu setzen sei mithin produktiver als die Androhung von Klagen. Sie könnten zwar einige Milliarden Euro alleine in Europa kosten, seien aber günstiger als die Kosten durch eine längere Beeinträchtigung von Wirtschaft und Gesellschaft.

Schnelles Hochfahren kostet mehr

Bei den aktuell vagen Vorgaben zu Lieferterminen könnten die Unternehmen zögern, ihre Produktionskapazitäten schnell auszubauen. Sprunghaftes Hochfahren von Produktionskapazitäten komme die Unternehmen teurer als ein linearer Ausbau. Mit einer gestaffelten Prämie, die im Zeitverlauf abnehme, ließe sich das Problem lösen, schreiben die Ökonomen.

„Bund und Länder sollten auf dem Impfgipfel keine falsche Erwartungshaltung wecken, man könne – wenn man nur wolle – die Impfstoffproduktion in Deutschland binnen weniger Wochen über die bisherigen Planungen der Hersteller hinaus dramatisch steigern“, meldete sich am Montagvormittag der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Siegfried Russwurm zu Wort.

Ein signifikanter Produktionsausbau ist so komplex und zeitaufwändig, dass mit keiner weiteren Beschleunigung der Impfstoffauslieferung zu rechnen ist.

Sind die Margen zu gering?

Der Vertrag mit AstraZeneca zum Beispiel enthalte wenige Vorkehrungen für Lieferverzögerungen, schreiben Fuest und Gros. Das sei nicht überraschend, denn mit dem britisch-schwedischen Unternehmen sei ein Selbstkostenpreis vereinbart worden. Im Falle des Tübinger Unternehmens CureVac, dessen Produkt noch nicht zugelassen ist, enthalte der Lieferplan Regelungen, nach denen das Unternehmen lediglich die Gründe für eine Verzögerung darlegen und einen neuen Liefertermin mitteilen müsse.

Am Nachmittag kommen Bund, Länder und Vertreter der Pharmaindustrie zu Gesprächen über das weitere Vorgehen im Umgang mit den Lieferengpässen für COVID-19-Impfstoffe in der Europäischen Union zusammen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CDU) hat bereits staatliche Eingriffe in die Impfstoffproduktions als angemessen bezeichnet. (af)

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