2. Internationaler Hausärztetag

Quereinstieg zum Hausarzt – reicht ein Jahr Weiterbildung?

Der Deutsche Hausärzteverband warnt vor einer Verwässerung der Weiterbildung zum Allgemeinmediziner. Ein Jahr Weiterbildung reiche nicht für Umsteiger aus der Klinik.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Mehr Hausärzte gewinnen – das soll mit einer verkürzten Weiterbildundgszeit zum Allgemeinsmediziner für Umsteiger aus der Klinik möglich werden, so ein Konsensuspapier aus NRW. Der Hausärzteverband sieht dies kritisch.

Mehr Hausärzte gewinnen – das soll mit einer verkürzten Weiterbildundgszeit zum Allgemeinsmediziner für Umsteiger aus der Klinik möglich werden, so ein Konsensuspapier aus NRW. Der Hausärzteverband sieht dies kritisch.

© Syda Productions / stock.adobe.com

BONN. Ein Thema dominierte den 2. Internationalen Hausärztetag am Wochenende in Bonn: der Quereinstieg von Fachärzten anderer Fachrichtungen in die Allgemeinmedizin. Dieser dürfe nicht als Hebel missbraucht werden, um die nach jahrelangen Kämpfen erreichte zweijährige Weiterbildungszeit und den Facharztstandard wieder in Frage zu stellen, waren sich die Teilnehmer der Delegiertenversammlung einig.

Hintergrund ist das in Nordrhein-Westfalen zwischen Gesundheitsministerium, Ärztekammern, KVen und Krankenkassen vereinbarte Konsenspapier zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung. Es sieht die finanzielle Förderung für Klinikärzte vor, die in einer ländlichen Region eine ambulante Weiterbildung bei einem Allgemeinmediziner machen. Allgemeininternisten sollen die Möglichkeit bekommen, die Facharztprüfung bereits nach einem Jahr abzulegen.

"Es gibt keinen sachlichen Grund, dass am Ende der einjährigen Weiterbildungsphase ein Facharzt für Allgemeinmedizin steht", betonte der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands Ulrich Weigeldt. Das Programm sei sicher gut gemeint, sende aber falsche Signale.

Das Misstrauen der Hausärzte haben vor allem zwei Passagen aus dem Konsenspapier geweckt. Es sieht zum einen vor, dass das Ministerium die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen für die Verkürzung der Weiterbildungszeit im Heilberufsgesetz prüft. Die Ärztekammern sollen zum anderen die Weiterbildungsordnungen anpassen, wenn sie einer Weiterbildungszeit von einem Jahr entgegenstehen. "Das spricht dafür, dass im Huckepackverfahren andere Interessen als unsere transportiert werden", so Weigeldt. Er vermutet, dass dies auf die Initiative der Kammerpräsidenten Rudolf Henke in Nordrhein und Dr. Theodor Windhorst in Westfalen-Lippe zurückzuführen sei. Die beiden Vertreter des Marburger Bundes seien schließlich lange Zeit Gegner der zweijährigen Weiterbildung in der Allgemeinmedizin gewesen. "Ich habe den Verdacht, dass hier Pflöcke eingeschlagen werden."

Das Konsenspapier konterkariere die Beschlüsse des Deutschen Ärztetages, nach denen die Landesärztekammern die zweijährige Weiterbildung in der Weiterbildungsordnung verankern müssen. "Wenn sich da nichts ändert, muss letzten Endes die Frage erlaubt sein, ob die Weiterbildungsordnung, vor allem in der Allgemeinmedizin, überhaupt noch richtig angesiedelt ist bei den Landesärztekammern", sagte Weigeldt. Siehe auch Seite 4

Lesen Sie dazu auch: Wird Primärarztsystem in der CDU salonfähig?

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsverbände

Radioonkologen sind jetzt im SpiFa vertreten

Ungewöhnlicher Schritt geplant

Unruhe im MEDI-Verbund: Vorstand will zwei Hausärzte rauswerfen

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job

Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar