Gesundheitswirtschaft

Rückgrat der Gesamtwirtschaft statt Kostgänger

Die deutsche Gesundheitswirtschaft ist in den vergangenen Jahren produktiver geworden und sorgt für Wertschöpfung auch in anderen Branchen. Das zeigt die Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung für die Jahre 2000 bis 2014.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Gesunde Wirtschaft? Der Gesundheitssektor ist einer Studie zufolge ein wichtiger Faktor dafür.

Gesunde Wirtschaft? Der Gesundheitssektor ist einer Studie zufolge ein wichtiger Faktor dafür.

© beermedia.de/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die deutsche Gesundheitswirtschaft ist keineswegs ein Kostenfaktor, sondern ein essenzieller Baustein für nachhaltigen und stabilen Wohlstand.

Zu diesem Schluss kommt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) anlässlich der bis zum Jahr 2014 aktualisierten Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Deren Kernergebnisse wurden nun im Monatsbericht September des BMWi veröffentlicht.

Für das Jahr 2010 zum Beispiel kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass für jeden im Gesundheitswesen erwirtschafteten Euro zusätzlich 0,9 Euro in der Gesamtwirtschaft generiert wurden und dass für jeden Arbeitsplatz in der Gesundheitswirtschaft weitere 0,7 Arbeitsplätze in anderen Branchen entstanden.

Im Auftrag des BMWi wurden in den letzten Jahren aufeinander aufbauende Studien mit dem Ziel durchgeführt, genauere Informationen zur ökonomischen Bedeutung und Verflechtung der Gesundheitswirtschaft mit anderen Wirtschaftszweigen zu erhalten.

Aus diesen ging die erste Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung für die Jahre 2005 bis 2012 hervor.

Auf Grundlage aktualisierter Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen konnte die Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung für einen längeren Zeitraum von 2000 bis 2014 aktualisiert werden, heißt es im Monatsbericht.

279 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung in 2014

Die Studie umfasst im Kernbereich Gesundheitswirtschaft (KGW) Dienstleistungen wie Pflege und stationäre Einrichtungen, aber auch die industrielle Gesundheitswirtschaft.

Im Erweiterten Bereich (EGW) werden Güter und Dienstleistungen mit Gesundheitsbezug erfasst, wie zum Beispiel die Bereiche "gesunde Ernährung" und "Gesundheitsreisen", also der Zweite Gesundheitsmarkt.

Mit einer Bruttowertschöpfung von rund 279 Milliarden Euro seien im Jahr 2014 rund 11,1 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung in der Gesundheitsbranche erwirtschaftet worden.

Seit dem Jahr 2000 sei die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft um 57,6 Prozent gestiegen, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 3,3 Prozent entspreche.

In der gleichen Zeit habe sich damit ihr Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung um rund 15 Prozent erhöht.

Über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg verzeichnete die Gesundheitswirtschaft laut Untersuchung ein positives reales Wachstum. Sogar im Jahr 2009 sei das Wachstum der Gesundheitswirtschaft, im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft, positiv gewesen.

Im Durchschnitt habe die jährliche Veränderungsrate im Bereich der Gesundheitswirtschaft um 1,1 Prozentpunkte über dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum gelegen.

Seit dem Jahr 2000 sei die Zahl der Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft um 1,3 Millionen angestiegen. Im vergangenen Jahr seien rund 6,2 Millionen Personen in der Gesundheitswirtschaft tätig gewesen - 14,8 Prozent aller Erwerbstätigen.

Im Gesamtzeitraum 2000 bis 2014 habe das durchschnittliche jährliche Wachstum der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft in Höhe von 1,8 Prozent die gesamtwirtschaftliche Veränderungsrate von 0,5 Prozent überstiegen.

Mehr Jobs trotz Wirtschafts- und Finanzkrise

Auffällig sei dabei, dass die Zahl der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft - im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft - selbst während der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise zugenommen habe.

Dadurch habe die Gesundheitswirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes geleistet.

Ebenso wie die Bruttowertschöpfung und Beschäftigung sind laut Studie auch die Exporte im Bereich der Gesundheitswirtschaft seit 2000 deutlich gestiegen und betrugen im vergangenen Jahr 106,7 Milliarden Euro.

Aufgrund des allgemeinen Wachstums der deutschen Exporttätigkeit sei der Anteil der Gesundheitswirtschaft an den Gesamtexporten fast unverändert bei knapp über sieben Prozent geblieben.

Sowohl für die Produktion als auch für die Wertschöpfung liege die Preissteigerung im Kernbereich der Gesundheitswirtschaft deutlich unter der der Gesamtwirtschaft.

Dies sei einerseits auf die Produktivitätsgewinne in den Branchen Pharma und Medizintechnik sowie den geringeren Anstieg der Vorleistungspreise, andererseits auf die Preisregulierung des Waren- und Dienstleistungsverkehrs in diesem Bereich zurückzuführen.

Beispielhaft zu nennen seien die Rabattregelungen bei Arzneimitteln und der Einheitliche Bewertungsmaßstab für ärztliche Leistungen.

Die Preisentwicklung der Gesundheitswirtschaft wirke damit dämpfend auf das allgemeine Preisniveau der Gesamtwirtschaft.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zahlen von vfa und IGES

Krebsmedikamente bleiben innovativ – und teuer

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Müdigkeit, Schwäche, erhöhtes TSH

Fehldiagnose Hypothyreose bringt Frau in Lebensgefahr

Sie fragen – Experten antworten

Sollte bei Brustkrebs gegen COVID-19 geimpft werden?

Lesetipps
Ein Vorteil bei ärztlichen Patientinnen und Patienten: Die Kommunikation läuft direkter. (Motiv mit Fotomodellen)

© contrastwerkstatt / stock.adobe.com

Berufsrecht

Kollegen als Patienten? Was das fürs Honorar bedeutet

Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei