Studie

Sind krebskranke Migranten gut versorgt?

Haben Krebskranke mit Migrationshintergrund spezifische Versorgungsbedürfnisse? Antwort soll eine Studie liefern.

Von Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Köln. Wissenschaftler wollen herausfinden, wie sich die psychoonkologische Versorgung von Patienten mit Migrationshintergrund und ihren Angehörigen verbessern lässt.

Die gezielte Befragung von Betroffenen soll zeigen, welche Unterstützung Krebspatienten aus verschiedenen Regionen und Kulturen sich wünschen und wie Ärzte den jeweiligen Versorgungsbedarf ermitteln können. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf Patienten aus dem außereuropäischen Raum.

Über die spezifischen Bedürfnisse von onkologischen Patienten mit Migrationshintergrund sei bislang noch wenig bekannt, sagt Dr. Kerstin Hermes-Moll, wissenschaftliche Leiterin des Wissenschaftlichen Instituts der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO).

Dabei sei klar: „Migrant ist nicht gleich Migrant.“ Der Umgang mit Krankheiten und den mit ihnen verbundenen psychischen Belastungen sowie die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems hingen stark von Faktoren wie der Herkunftsregion oder der Religion ab, betont sie.

„Krebserkrankung kann zu Retraumatisierung führen“

Aufgrund früherer Forschungsergebnisse könne man aber davon ausgehen, dass die Unterschiede bei Bedarf und Nutzung psychoonkologischer Versorgungsangebote innerhalb Europas geringer seien als bei Patienten aus außereuropäischen Ländern, sagt Hermes-Moll. „Die Krebserkrankung kann als Zusatzbelastung zum migrationsbedingten Stress kommen und zu einer Retraumatisierung führen“, nennt sie eine der besonderen Herausforderungen.

Die Studie ist ein gemeinsames Projekt des WINHO und der Universitätsmedizin Mainz. Sie wird über zwei Jahre von der Stiftung Deutsche Krebshilfe finanziell gefördert. Befragt werden Patientinnen und Patienten aus onkologischen Schwerpunktpraxen.

Die Resonanz der Onkologen und Hämatologen auf den ersten Aufruf zur Teilnahme war positiv. Die Wissenschaftler führen qualitative Interviews mit 20 Erkrankten und 20 Angehörigen aus dem Nahen und Mittleren Osten in ihrer Muttersprache. Auch die behandelnden Ärzte werden interviewt.

Hinzu kommt eine quantitative Befragung von 480 Patienten aus verschiedenen Herkunftsregionen. Die Fragebögen stehen in mehreren Sprachen zur Verfügung. Die Untersuchung soll zeigen, wie stark die psychische Belastung der Patientinnen und Patienten ist und welchen Bedarf an professioneller psychoonkologischer Versorgung sie haben, erläutert Hermes-Moll.

„Gleichzeitig wollen wir herausfinden, welche Schwierigkeiten die Ärzte dabei haben, den Bedarf zu ermitteln, und welche Angebote sie zur Verfügung stellen sollten.“

Feedback aus Patientensicht

Die Studie wird vom Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen und den Selbsthilfeorganisationen Frauenselbsthilfe nach Krebs und LeukaNET unterstützt.

Die Expertise der Selbsthilfevertreter sei bereits in die Entwicklung der Fragebögen und der Leitfäden für die qualitativen Interviews eingeflossen, sagt Hermes-Moll. „Wir haben ein Feedback aus Patientensicht erhalten.“

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Neuerungen der STIKO-Impfempfehlungen

Meningokokken: Warum gerade Jugendliche geimpft werden sollten

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuerungen der STIKO-Impfempfehlungen

Meningokokken: Warum gerade Jugendliche geimpft werden sollten

Stellungnahme der American Academy of Sleep Medicine

Schläfrige Patienten: Müdigkeitsanamnese auf keinen Fall verschlafen

Lesetipps
Steckt da die richtige Karte drin, oder muss sie etwa zum Jahreswechsel ausgetauscht werden? Die KBV warnt Vertragsarztpraxen vor Untätigkeit bei älteren Konnektoren und Arztausweisen, weil anderenfalls der TI-Zugang blockiert wäre.

© Ingenico Healthcare

Austausch notwendig

KBV rät dringend: Jetzt Ersatz für ältere Konnektoren beschaffen

Hat eine Patientin mit metabolischer Fettleber zusätzlich eine Hypertonie, sollte der Fibroseverlauf strenger kontrolliert werden.

© Anna Khomulo / stock.adobe.com

Synergistischer Effekt

Hypertonie verschlimmert wohl metabolische Fettleber