Gynäkologen klären auf

So wirkt die "Pille danach"

In der Diskussion um die "Pille danach" für Vergewaltigungsopfer poppt immer wieder die Frage auf: Wie wirkt sie überhaupt? Gynäkologen klären auf.

Veröffentlicht:
Der Eisprung kann mit der "Pille danach" verzögert werden.

Der Eisprung kann mit der "Pille danach" verzögert werden.

© lom123 / fotolia.com

KÖLN. Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat sich für die "Pille danach" ausgesprochen, sofern sie nur befruchtungshemmend wirkt.

"Wenn nach einer Vergewaltigung ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Verhinderung einer Zeugung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Befruchtung zu verhindern, dann ist dies aus meiner Sicht vertretbar", sagte er.

Er habe sich mit Fachleuten über die "Pille danach" beraten und dabei festgestellt, dass es Substanzen mit unterschiedlichen Wirkprinzipien gebe. Dies habe Folgen für die Ethik.

Kirchengeschichtlich ist die Aussage beachtlich - aber ist sie pharmakologisch haltbar?

"Pille danach" verzögere den Eisprung

Bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) und dem Berufsverband der Frauenärzte (BVF) rennt Meisner mit seinen Ansichten offene Türen ein.

"Die ‚Pille danach‘ ist Verhütung, kein Schwangerschaftsabbruch", betonen Professor Thomas Rabe, Präsident der DGGEF, und BVF-Chef Dr. Christian Albring in einer gemeinsamen Mitteilung.

Die "Pille danach" verhindere oder verzögere den Eisprung, bis die Überlebenszeit der Spermien überschritten sei. Sei die Ovulation hingegen bereits erfolgt, werde weder die Befruchtung der Eizelle noch die Nidation unterbunden.

"Dies gilt für beide Arzneimittel, die derzeit als ‚Pille danach‘ in Deutschland zugelassen sind, sowohl für Levonorgestrel als auch für Ulipristalacetat", so Rabe und Albring. In der Fachwelt wird diese Ansicht überwiegend geteilt (Contraception 2010; 81: 414).

Entschieden wird in Rom

Allerdings ist Meisners Meinung in der Sache nicht maßgebend. Fundamentale Fragen der Moral werden in der katholischen Kirche nicht in Köln, sondern in Rom entschieden. Daher gilt weiterhin die päpstliche Instruktion "Dignitas personae" von 2008, in der die "Pille danach" den Interzeptiva zugeordnet wird.

Um deren Verbreitung zu fördern, werde manchmal behauptet, die Wirkweise sei nicht genügend bekannt, heißt es in der Instruktion.

Und weiter: "Experimentelle Studien zeigen aber, dass die nidationshemmende Wirkung gewiss vorhanden ist." Die Anwendung interzeptiver Mittel zähle daher zur Sünde der Abtreibung und sei in schwerwiegender Weise unsittlich. (rb)

Quelle: www.springermedizin.de

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 05.02.201315:56 Uhr

PiDaNa®, ellaOne® oder "Pechpill" - Deutsch oder Niederländisch?

Als "Pille danach" sind in Deutschland zur Notfall-Kontrazeption zugelassen:

• Der selektive Progesteronrezeptor-Modulator mit 30 mg Ulipristalacetat (ellaOne®)
• Das Präparat mit dem bezeichnenden Namen PiDaNa® mit 1,5 mg Levonorgestrel

Bei ellaOne® sind als Nebenwirkungen in >10% der Fälle Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen und Menometrorrhagien beschrieben. Affektive Störungen, Schwindel, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Myalgie, Rückenschmerzen, Dysmenorrhoe, Mastodynie, Müdigkeit folgen zwischen 1% und unter 10% häufig.

Levonorgestrel zur Kontrazeption als reine Gestagen-Minipille liegt mit Microlut® und 28 mini® bei 0,03 mg tgl. als Dauertherapie bei zeitlich besonders exakter Einnahme. PiDaNa® entspricht mit 1,5 mg Wirksubstanz der Einmalgabe von 50 Minipillen. Daher erklären sich sehr häufige Nebenwirkungen (>10%): Mastodynie, Menometrorrhagie, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Unterbauchschmerzen, Verzögerung der Menstruation, Hypermenorrhoe, Müdigkeit. Durchfall und Erbrechen werden zwischen 1% und unter 10% Häufung angegeben.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

© Pixelrohkost / stock.adobe.com

Arztinformation – Hilfe für Patientinnen in den Wechseljahren

Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Procter & Gamble Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt