COVID-19-Tests für Reiserückkehrer

Spahn verteidigt kostenlose Corona-Tests

Sollen sich Reiserückkehrer aus Risikogebieten an den Kosten für Coronatests beteiligen? Nein, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn. Damit setze man nur den „falschen Anreiz, sich den Tests zu entziehen“.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Die Debatte der Kostenbeteiligung entfalte „schnell eine Logik, die nicht unserem solidarischen Krankenversicherungssystem entspricht“, so Gesundheitsminister Jens Spahn. (Archivbild)

Die Debatte der Kostenbeteiligung entfalte „schnell eine Logik, die nicht unserem solidarischen Krankenversicherungssystem entspricht“, so Gesundheitsminister Jens Spahn. (Archivbild)

© Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Strategie der kostenlosen Corona-Tests für Reiserückkehrer gegen Kritik verteidigt. Die Urlauber die Kosten für die Testung selbst tragen zu lassen oder sie daran zu beteiligen, sei zu „eindimensional“. Sie setze am Ende den „falschen Anreiz, sich dem Test zu entziehen“, sagte Spahn bei einer Online-Pressekonferenz am Montag.

Interesse an freiwilligen Testungen

Die Bundesregierung habe ein hohes Interesse daran, dass sich möglichst viele Urlauber dem Test auf das Coronavirus „freiwillig, zumindest nicht widerwillig“ unterziehen, sagte Spahn. „Das hat natürlich etwas mit Kosten zu tun.“ Für eine vier- oder fünfköpfige Familie kämen Kosten von 300 bis 400 Euro zusammen. „Dann werden sie alles tun, um nicht getestet zu werden.“

Zuletzt hatte unter anderem Berlins Regierender Bürgermeisters Michael Müller (SPD) gefordert, Reiserückkehrer aus Risikogebieten an den Kosten für die Corona-Tests zumindest zu beteiligen. Diese gingen „bewusst“ ein Risiko ein, sagte Müller.

Derzeit können sich Urlauber am Flughafen oder auf Bahnhöfen freiwillig testen lassen. Für Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten besteht hingegen eine Pflicht zum Test. Die Kosten dafür tragen die Krankenkassen.

Logik nicht mit Solidarsystem kompatibel

Die Debatte der Kostenbeteiligung entfalte „schnell eine Logik, die nicht unserem solidarischen Krankenversicherungssystem entspricht“, sagte Spahn. Bei dieser Logik könne man auch von einem Urlauber, der in ein Skigebiet reise und sich auf der Piste das Bein breche, verlangen, die Kosten für die Behandlung selbst zu tragen. „Ich frage mich dann immer, wo hören wir auf.“ Mit der Strategie kostenloser Tests „da, wo wir sie für angezeigt und empfehlenswert halten“, sei Deutschland bislang gut gefahren in der Pandemie.

Zugleich warnte Spahn davor, steigende Ansteckungsraten allein auf die Welle der Reiserückkehrer zurückzuführen. Es sei auch „in Deutschland“ ein Ausbruchsgeschehen zu beobachten, das besorgniserregend sei.

Kaum noch Landkreise ohne Neuinfektionen

Es gebe inzwischen nahezu keinen Landkreis mehr, der keine Neuinfektionen melde, so Spahn. Derzeit steckten sich vor allem viele jüngere Menschen an. Das deute darauf hin, dass steigende Infektionszahlen „viel mit Partys und Veranstaltungen zu tun haben“. Abstand halten, Hygieneregeln beachten und Maske tragen mache in der Pandemie daher weiter „einen Unterschied aus“.

Laut Robert Koch-Institut (RKI) meldeten die Gesundheitsämter mit Stand Montagmorgen null Uhr 561 neue Corona-Infektionen in Deutschland. Die Zahl ist mit Vorsicht zu genießen, da nicht alle Ämter über das Wochenende ihre Daten an das RKI übermitteln.

Regierung lobt Warn-App

Die Bundesregierung verteidigte unterdessen auch den Einsatz der Corona-Warn-App. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach am Montag von einem „anspruchsvollen und innovativen Projekt“.

Die rund 20 Millionen Euro, die die Entwicklung der App gekostet habe, seien im Vergleich zu den Pandemiekosten insgesamt „sicherlich nicht zu hoch“, sagte Seibert. Die App verzeichne mehr Downloads als jede andere vergleichbare Anwendung in Europa.

Kritik an der Warn-App entzündet sich vor allem daran, dass bislang unbekannt ist, wie viele positive Testergebnisse über die App gemeldet werden und wie viele Menschen damit vor einer möglichen Infektion gewarnt werden.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Exklusiv-Umfrage der Ärzte Zeitung

Baustelle Gesundheitspolitik: Was muss 2026 angegangen werden?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Daten aus Wales

Infarktrisiko steigt offenbar auch nach Harnwegsinfekt

Einstufung in den Pflegegrad

Pflegebegutachtung: Wann hausärztlicher Rat gefragt ist

Lesetipps
„Nicht jeder Mensch ab 70 wird künftig Statine nehmen, aber es werden mehr als bisher sein“, prognostiziert Kollegin Erika Baum von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.

© Rafal Rutkowski / stock.adobe.com

„Erheblicher zusätzlicher Beratungsbedarf“

Statine: Was der G-BA-Beschluss für Praxen bedeutet

Ein Geldschein liegt in einer Mausefalle.

© photo 5000 / stock.adobe.com

Knackpunkt Selbstzahlerleistungen

Der richtige Umgang mit IGeL-Fallen

Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei