Versorgungslücken in Sicht

Substitutionsärzte schlagen Alarm

Substitutionsmediziner warnen: Trotz Unterstützung durch den Gesetzgeber schrumpft die Zunft.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Substitutionsmediziner werden langsam knapp.

Substitutionsmediziner werden langsam knapp.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

BERLIN. In der Substitutionsmedizin knirscht es an vielen Stellen: Die Ärzte warnen vor verheerenden Versorgungslücken binnen fünf Jahren. Zudem wird die Versorgung Drogenabhängiger in den KV-Regionen höchst unterschiedlich vergütet. Suchtmedizin spielt in der Ärzteausbildung eine untergeordnete Rolle.

In der vergangenen Legislaturperiode hat der Gesetzgeber die Betäubungsmittelverordnung überarbeitet. Ärztlich-therapeutische Vorgaben wurden daraus entfernt und in die Richtlinienkompetenz der Bundesärztekammer übertragen.

Richtlinie lässt auf sich warten

Die neue "Richtlinie zur Durchführung der substitutionsgestützten Behandlung Opioidabhängiger" der BÄK trat ziemlich genau vor einem halben Jahr am 2. Oktober in Kraft.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hinkt dieser Entwicklung hinterher. So soll nach gegenwärtiger Beschlusslage eine für die Vergütung der Substitutionsärzte wichtige Richtlinie erst im September 2020 fertig sein. "Das liegt fünf Monate hinter dem Zeitpunkt, zu dem die Bundesregierung dem Bundesrat über den Erfolg der neuen BtmVV berichten soll", empörte sich die Drogenbeauftragte der Regierung Marlene Mortler (CSU) bei einem parlamentarischen Abend der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke und Sanofi in Berlin.

Sie werde sich bei Gesundheitsminister Jens Spahn in dieser Sache einsetzen, sagte Mortler. Sie sagte den Substitutionsärzten zudem zu, das Thema Vergütung bei den KVen anzusprechen.

Die Zeit drängt

Die Zeit drängt. Die Substitutionsärzte, in der überwiegenden Mehrheit Hausärzte, werden knapp. Schlaglichter auf das Versorgungsbild werfen Zahlen aus Westfalen-Lippe und Baden-Württemberg.

356 Ärzte führen in Westfalen Lippe Substitutionsbehandlungen durch. Davon seien mit 183 mehr als die Hälfte jenseits des 60. Lebensjahrs, berichtete KV-Chef Dr. Alex Dryden. Eine Lösung sieht der Substitutionsarzt der ersten Stunde in Netzen von Schwerpunktpraxen ausgebildeter Substitutionsärzte und Satellitenpraxen, in denen Haus- und Fachärzte ohne suchtmedizinischen Schwerpunkt helfen, das Substitutionspotenzial zu erweitern. Die Betäubungsmittelverordnung ließe dies zu.

Die Situation in Baden-Württemberg ist vergleichbar. In allen vier Regierungsbezirken sinkt die Zahl der Substitutionsärzte. Sollten alle über 65-Jährigen ausscheiden, blieben mehr als 3000 Patienten unversorgt zurück, warnt die KV.

Nachwuchs ist schwer zu gewinnen. Das Patientenklientel schrecke ab, heißt es. Zudem spielt die Suchtmedizin in der medizinischen Ausbildung eine untergeordnete Rolle. Der Anteil der Suchtmedizin in den Curricula sei mit gerade drei Stunden im gesamten Studium extrem klein, sagte Professorin Ursula Havemann-Reinecke von der Universität Göttingen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Anreize setzen geht anders

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