Virchowbund warnt

Verschleppte Krankheiten oft gefährlicher als Corona

Weil sie eine Ansteckung mit dem Coronavirus fürchten, meiden viele Patienten die Arztpraxis. Der Virchowbund warnt eindringlich vor den Folgen.

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Aus Angst vor einer Ansteckung trauen sich viele nicht mehr in die Praxen.

Aus Angst vor einer Ansteckung trauen sich viele nicht mehr in die Praxen.

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Berlin. Chronisch kranke Patienten sollten trotz der Coronavirus-Pandemie weiter ihre behandelnden Ärzte aufsuchen. Dazu hat der Verband der niedergelassenen Ärzte Virchowbund aufgerufen.

„Kein Patient sollte aus Furcht vor einer Ansteckung zu Hause bleiben und damit womöglich schwere Gesundheitsschäden riskieren“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbands, Dr. Dirk Heinrich, am Montag. Impfungen, U-Untersuchungen oder auch Termine zur Vorsorge und Kontrolle seien unbedingt wahrzunehmen.

Gefährliche Scheu

Aus Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, scheuten sich viele Menschen vor einem Besuch der Arztpraxis, sagte Heinrich. Dabei könne dieses Verhalten deutlich gefährlicher für die eigene Gesundheit werden als das Virus selbst.

Heinrich verwies auf die seit Beginn der Coronavirus-Pandemie stark gesunkene Zahl der Verdachtsfälle für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Dies sei ein beunruhigendes Indiz dafür, dass viele Patienten sich trotz akutem Behandlungsbedarf gegen einen Praxisbesuch entschieden.

„Gerade chronisch kranke Patienten können und sollen sich weiterhin zu ihren behandelnden Ärzten trauen“, sagte Heinrich. Das Gros der Praxen sei inzwischen darauf eingestellt, COVID-19-Verdachtsfälle von anderen Patienten getrennt zu versorgen. Auch die Versorgungslage mit Schutzkleidung stelle sich „etwas entspannter“ dar, so Heinrich.

APS: Keine Versorgungslücken riskieren

Auch das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) warnte davor, in der grassierenden Pandemie Menschen mit anderen Erkrankungsbildern als Corona aus dem Blick zu verlieren.

„Wir dürfen nicht während der Corona-Krise Menschenleben gefährden, weil sie in Versorgungslücken geraten oder weil Kriterien der Patientensicherheit und Qualitätssicherung ohne Not über Bord geworfen werden“, sagte APS-Vorsitzende Dr. Ruth Hecker am Montag.

Sie höre täglich von „dramatischen Versorgungsabbrüchen“ in Praxen, Kliniken und Heimen. Um Abhilfe zu schaffen, schlage das APS eine zentrale Meldestelle vor. Diese solle die von Patienten, Angehörigen oder Ärzten gemeldeten Versorgungslücken strukturiert erheben und zuständigen Stellen vor Ort weiterleiten. (hom)

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