Trotz Kritik

HanseMerkur hält an Bluttest zur Krebsfrüherkennung fest

Trotz der Kritik von Onkologen bietet der Versicherer HanseMerkur weiter ein Produkt an, das einen Bluttest zur Krebsfrüherkennung beinhaltet. Tchibo ist aus dem Vertrieb ausgestiegen.

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Blutabnehmen zur Krebsfrüherkennung

Blutabnehmen zur Krebsfrüherkennung: Der Nutzen ist streitig. (Symbolbild)

© Josef Müllek / panthermedia

Hamburg. Nach der harschen Kritik der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie daran, dass zunehmend Bluttests zur Krebsfrüherkennung beworben werden, hat sich der Kaffeebohnenröster Tchibo aus der Vermarktung eines Bluttest-Krebsvorsorge-Produkts der HanseMerkur zurückgezogen. Das Versicherungsunternehmen selbst hält dagegen weiter daran fest.

„Krebs-Scan“ heißt das Versicherungsangebot, das als Krankenzusatzversicherung oder im Rahmen einer Krankenvollversicherung jedem Erwachsenen zur Verfügung stehe, „der seine individuelle Früherkennung umfassender gestalten möchte“, wie HanseMerkur auf Anfrage der Ärzte Zeitung mitteilte. Einmal im Jahr können Versicherte mit dem Krebs-Scan einen PanTum-Bluttest in Anspruch nehmen. Sollte dieser auffällige Ergebnisse liefern, werde „mithilfe von bildgebenden Verfahren PET/CT und MRT geprüft, ob sich der Verdacht bestätigt“, heißt es auf der Website des Unternehmens.

„Schließt wichtige Lücke“

Die Kritik aus der Onkologie nehme man ernst. HanseMerkur verweist aber auf eine Studie des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf zum Bluttest PanTum Detect®, die zu dem Ergebnis gekommen sei, „dass ein auffälliger Bluttest in acht von zehn Fällen einen korrekten Hinweis auf Krebs oder eine Krebsvorstufe liefert. Bislang wurden an uns keinerlei Erkenntnisse herangetragen, die dieses Ergebnis in Frage stellen“, so HanseMerkur weiter.

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Da „aktuell für über die Hälfte (rund 55 Prozent) der jährlichen Krebsneuerkrankungen keine Früherkennungsmethoden existieren, sind wir der Meinung, dass unser Versicherungsprodukt Krebs-Scan bereits jetzt eine wichtige Lücke bzgl. der zahlreichen Krebserkrankungen, für die es bisher keine gesetzlich unterstützten Früherkennungsprogramme gibt, schließen kann“, schreibt die Assekuranz. Sollten hinsichtlich der Studienergebnisse aber anderslautende wissenschaftliche Erkenntnisse „zu Tage treten, werden wir diese selbstverständlich prüfen und entsprechend darauf reagieren“.

„Keine belastbaren Daten über Nutzen“

Mit Tchibo sei man übereingekommen, die Vermarktung der Zusatzversicherung über den Kaffeeröster vorerst zu beenden. Grund seien zum einen die „Irritationen der vergangenen Zeit“. Zum anderen sei das Produkt Krebs-Scan „sehr innovativ“, das erfordere mehr Erklärungsbedarf und intensivere Beratung für Kunden.

Im September hatte die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie zusammen mit Fachgesellschaften und Patientenorganisationen davor gewarnt, bei Patienten falsche Erwartungen an Bluttests zu wecken. Sie bezogen sich auf die sogenannten EDIM-Tests zur Bestimmung von TKTL1 und Apo-10 sowie den darauf beruhenden PanTum-Test zur Krebsfrüherkennung. Sie würden „derzeit intensiv beworben und auch als zusätzliche Versicherungsleistung angeboten“. Dabei fehlten bisher „belastbare Daten über ihren tatsächlichen Nutzen“, hieß es in der Stellungnahme. (juk)

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