Kommentar zur Impfdebatte

Vertrauen statt Zwang

Sonderrechte kommen aktuell einer Impfpflicht durch die Hintertür gleich. Die Politik sollte das Votum des Ethikrats ernstnehmen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

Die Debatte über gesonderte Rechte für Menschen, die sich gegen Corona haben impfen lassen, kommt zur Unzeit und ist aus vielen Gründen irritierend. Zur Unzeit, weil gerade einmal rund 2,5 Millionen Bundesbürger gegen das Virus geimpft sind. Viele, die sich impfen lassen wollen, können erst in ein paar Monaten damit rechnen, dass sie an der Reihe sind.

Hinzu kommt, dass bislang unklar ist, ob Geimpfte weniger infektiös sind als Nicht-Geimpfte. Erste Daten dazu liegen zwar für den Impfstoff des Herstellers AstraZeneca vor, sie sind aber noch nicht von unabhängiger Seite verifiziert.

Stand heute gilt deshalb: Wer sich impfen lässt, schützt nur sich selbst – nicht andere. Der Ethikrat weist daher zu Recht Forderungen zurück, Geimpfte jetzt mit Sonderbehandlung bei staatlichen Pandemieauflagen zu beglücken.

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Auch wenn die Professoren betonen, dass private Anbieter hier rechtlich gesehen „grundsätzlich“ anders verfahren könnten, wäre dies fragwürdig. Ethikrats-Chefin Alena Buyx warnt zu Recht vor einer „Impfpflicht durch die Hintertür“. Nichts Anderes wäre es, wenn man demnächst im Kino nicht nur sein Ticket, sondern auch einen Impfnachweis vorzeigen müsste.

Die Bundesregierung wäre gut beraten, hier klar Stellung zu beziehen – und sich daran zu halten, was sie (mehrfach) öffentlich zugesagt hat: dass es mit ihr keine Corona-Impfpflicht gibt. Die Impfkampagne sollte auf Vertrauen und nicht auf Zwang aufbauen. Ansonsten fährt sie an die Wand.

Schreiben Sie dem Autor: thomas.hommel@springer.com

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