OECD-Studie

Viel Geld ist kein Rezept für gute Gesundheit

Wie lebt es sich in den einzelnen Ländern?, fragt die OECD. Ihr Bericht fällt für Deutschland ungünstig aus: Trotz des hohen Wohlstands sind Gesundheitschancen noch ungleicher verteilt als in etlichen anderen OECD-Staaten.

Von Helmut Laschet Veröffentlicht:
Wealth und Health – Reichtum und Gesundheit. Sie gehen oft einher.

Wealth und Health – Reichtum und Gesundheit. Sie gehen oft einher.

© Fokussiert / stock.adobe.com

Berlin. Hohe Ausgaben für Gesundheit und Sozialleistungen sind keine Garantie dafür, dass sich dies signifikant in der Lebenserwartung, beim Gesundheitszustand oder in der Gleichheit der Bürger niederschlägt.

Die belegen Daten aus dem Bericht „How‘s Life? 2020“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die am Montag für insgesamt 34 Mitgliedsländer publiziert worden sind.

Lebenserwartung nur gering gestiegen

So ist die Lebenserwartung der Deutschen zum Zeitpunkt der Geburt zwischen 2010 und 2017 nur minimal auf 81,1 Jahre gestiegen. Das liegt nur geringfügig über dem OECD-Durchschnitt, der allerdings in den betrachteten sieben Jahren um mehr als ein Jahr gestiegen ist. Frappierend: Japan, ohnehin schon Alters-Weltmeister, steigerte die Lebenserwartung um weitere zwei auf nunmehr 84,2 Jahre (siehe nachfolgende Karte).

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Auch was die Beurteilung des eigenen Gesundheitszustandes angeht, erreichen die Deutschen bei vergleichsweise hohen Gesundheitsausgaben nur Mittelmaß: sieben von zehn Bürgern beurteilen ihre Gesundheit als gut oder sehr gut. In Kanada, Irland, der Schweiz und den USA sind es acht von zehn Menschen.

Deutlich schlechter fühlen sich die Osteuropäer und Portugiesen, bei denen nur sechs von zehn Menschen über einen guten eigenen Gesundheitszustand berichten. Im Schnitt der OECD hat sich in den sieben Jahren keine Veränderung ergeben, es gibt aber Ausreißer: So steigerte Norwegen den Anteil der Bürger mit gutem Gesundheitszustand von 66 auf 77 Prozent.

Extrem ungleich verteilt ist die Häufigkeit der Mortalität aufgrund von Suizid, Alkohol- und Drogenmissbrauch: Im Schnitt der OECD ist dies bei 14,8 Menschen auf 100.000 Einwohner die Todesursache; Deutschland liegt mit 17 auf 100.000 leicht über dem Durchschnitt.

Besorgniserregend ist der Anstieg der Suizidraten in den Niederlanden (plus 30 Prozent), den USA (plus 16 Prozent) und Slowenien (plus 18 Prozent), das mit 30 auf 100.000 die höchste Suizidrate in der OECD hat. Am unteren Ende liegen Italien, Griechenland und die Türkei mit drei bis sechs auf 100.000.

Viel Geld, geringer Effekt auf Gerechtigkeit

Erneut wird belegt, dass der Gesundheitszustand stark in Abhängigkeit vom Einkommen variiert. OECD-Bürger im obersten Einkommensquintil berichten zu 78 Prozent von einem guten Gesundheitszustand; im untersten Einkommensquintil sagen dies nur 56 Prozent.

Die hohen Ausgaben und eine dichte Infrastruktur ändern nichts daran, dass in Deutschland die einkommensabhängige Gesundheit noch ungleicher verteilt ist als im OECD-Durchschnitt: 80 zu 50. Es gibt einerseits reiche Länder, wie die Schweiz und Österreich, die ihre Ressourcen offenbar mit höheren Gerechtigkeitseffekt einsetzen: Dort betragen die Relationen 90 zu 69 (CH) sowie 88 zu 64 (NL).

Andererseits scheinen hohe Gesundheitsausgaben keine unabdingbare Voraussetzung für eine gute und ziemlich gleich verteilte Gesundheit zu sein, wie das Beispiel Griechenland zeigt: Mit 80 zu 75 ist gute Gesundheit bei Besser- und Wenigverdienern auf relativ hohem Niveau nahezu gleich verteilt.

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