Künftige Nutzung noch nicht geklärt

Vorzeitiges Aus für City-Krankenhaus in Saarbrücken

Das Evangelische Stadtkrankenhaus Saarbrücken ist Geschichte. Am Wochenende wurde die einzige Klinik im Zentrum der Landeshauptstadt geschlossen. Das Aus kam noch drei Wochen vor dem geplanten Termin.

Dr. Michael KudernaVon Dr. Michael Kuderna Veröffentlicht:
Das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken, fotografiert im November 2020.

Das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken, fotografiert im November 2020.

© picture alliance / BeckerBredel

Saarbrücken. In der saarländischen Krankenhauslandschaft schreitet die Strukturveränderung auf kaltem Weg, also ohne politische Planung, unaufhaltsam voran. Neueste Etappe: Seit dem Wochenende gibt es die 124 Planbetten des Evangelischen Stadtkrankenhauses Saarbrücken nicht mehr.

Nach jahrelangen Verlusten in Millionenhöhe hatte die Kreuznacher Diakonie im vergangen September entschieden, die Akutversorgung Ende März aufzugeben. Am Ende ging es wegen Personalmangels nun noch schneller: Die Fachkräfte fanden problemlos kurzfristig neue Stellen und zwangen damit den Träger zu einer vorzeitigen Schließung.

Die künftige Nutzung des Hauses ist zwar noch nicht geklärt, doch wurden am Freitag bei einem runden Tisch im Gesundheitsministerium einige Pflöcke eingeschlagen. Danach soll ambulantes Operieren an dem Standort auch künftig möglich sein. Außerdem will die Diakonie das gut beleumundete Hospiz vor Ort weiter betreiben. Die KV stellte die Einrichtung einer Bereitschaftsdienstpraxis in Aussicht. Das Grundstück wird die Diakonie nicht behalten, sondern noch in diesem Jahr an die evangelische Kirchengemeinde rückübertragen.

Seit Jahrzehnten Wackelkandidat

Das Stadtkrankenhaus galt schon seit Jahrzehnten als Wackelkandidat. Die Schließung steht aber nicht nur allgemein für einen weiteren Konzentrationsprozess bei den saarländischen Kliniken, sondern auch für einen schrittweisen Rückzug speziell der evangelischen Krankenhausträger aus der Akutversorgung.

So verhandelt die Diakonie bereits seit einiger Zeit über einen Verkauf ihres Klinikums in Neunkirchen, das sie selbst vor acht Jahren mit großen Plänen von der Stadt übernommen hatte. Danach bliebe ihr nur noch das ebenfalls in Neunkirchen ansässige Fliedner Krankenhaus, das sich ganz auf Psychiatrie und Psychotherapie sowie einem angeschlossenen Hospiz spezialisiert hat.

Am Schicksal des Stadtkrankenhauses lässt sich so auch der von finanziellen Zwängen beschleunigte Perspektivwechsel zugunsten einer Priorisierung der diakonisch-sozialen Arbeit verdeutlichen. Als das Haus vor 30 Jahren schon einmal auf der Kippe stand, hatte die Trägergesellschaft es noch als unverzichtbar bezeichnet, weil es „Ausdruck des diakonischen Handelns der Evangelischen Kirche“ sei. Nun soll der Fokus jedoch stärker auf begleitetes Leben im Alter gerichtet werden.

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