Kommentar zur Corona-Testpflicht in Praxen

Willkommen in Absurdistan

Die verpflichtenden Coronatests für Ärzte und Praxispersonal treiben so manchen Mediziner in die Resignation.

Dr. Michael KudernaVon Dr. Michael Kuderna Veröffentlicht:

Toller Einstand der neuen Koalition: Im Fabrizieren von gesundheitspolitischem Irrsinn scheint sie nahtlos an die scheidende Regierung anzuknüpfen. Und wieder sind die Praxen betroffen. Nun sollen sich also Ärzte und Personal jeden Tag auf Corona testen, auch wenn sie zwei- oder dreimal geimpft sind. 2 G plus für die Frontkämpfer, 0 G für die Patienten – offenbar blicken unsere gestressten Volksvertreter nicht mehr durch und nicken auch größten Blödsinn einfach ab.

Was heißt das nun aber praktisch? Erst einmal ist es unwahrscheinlich, dass – wenn alle Betroffenen die Vorschriften ernst nehmen würden – überhaupt genügend Tests auf dem Markt sind. Auf jeden Fall werden sie teurer. Aber wen schert es, die dauergolfenden Ärzte werden es schon zahlen. Auch die Meldenotwendigkeiten und –wege sind völlig ungeklärt. Alles den Gesundheitsämtern senden? Die haben ja anscheinend viel zu wenig zu tun. Hoffentlich verfügen sie über große Lagerräume in den Kellern.

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Das Wichtigste aber: Die Praxen sollen neben ihrem Regelbetrieb impfen, impfen und nochmals impfen – und sich nicht mit sinnfreien zusätzlichen Schnelltests aufhalten. Interessanterweise halten sich die Reaktionen über den erneuten Motivationskiller bisher in Grenzen. Offenbar greift Resignation um sich. Viele Ärzte sagen unter der Hand, sie werden die tägliche Testpflicht zunächst einfach ignorieren.

Was bleibt, ist bekanntlich immer die Hoffnung. Das Infektionsschutzgesetz wird ja höchstwahrscheinlich in Kürze noch einmal verändert.

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Liebe Volksvertreter, wie wäre es, bei der Gelegenheit die Testpflicht für geimpfte Praxis-Mitarbeiter zu streichen und zur Abwechslung einmal eine echte „Nachbesserung“ vorzunehmen? Die Ärzte würden es Euch danken und könnten sich wieder mehr auf ihren eigentlichen Job konzentrieren: Corona tagtäglich zu bekämpfen, anstelle sich über die mentale Gesundheit von Politikern den Kopf zu zerbrechen.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

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