Apps auf Rezept

AOK Hessen verzeichnet steigende Nachfrage nach DiGA

Bei der AOK Hessen sind seit der dortigen Einführung von DiGA insgesamt 2400 Anträge eingegangen, die meisten davon laut Kasse im Jahr 2022. 91 Prozent der Anträge auf digitale Gesundheitsanwendungen seien genehmigt worden.

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Apps auf Rezept: Laut AOK Hessen werden DiGA beliebter.

Apps auf Rezept: Laut AOK Hessen werden DiGA beliebter. (Symbolbild)

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Frankfurt/Main / Bad Homburg. Die AOK Hessen berichtet von einer steigenden Nachfrage nach digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Seit es dort Apps auf Rezept gibt, seien mehr als 2400 Anträge eingegangen, die meisten davon im Jahr 2022. Mit Abstand die meisten Anträge (rund 700) gingen laut AOK Hessen für die App „Vivira“ ein, die bei der Therapie von Rückenschmerzen unterstützen soll.

„Insgesamt sind rund 91 Prozent der Anträge bewilligt und nur 9 Prozent abgelehnt worden“, berichtete ein AOK-Sprecher. Abgelehnt wurden sie etwa dann, wenn eine beantragte App nicht zugelassen war. „Bislang fielen Kosten in Höhe von rund 680.000 Euro für die hessische Gesundheitskasse an.“

Nutzer bewerten DiGA positiv, halten sie aber nicht für unverzichtbar

Nutzer bewerteten die digitalen Gesundheitsanwendungen überwiegend positiv, wie eine bundesweite Online-Befragung unter mehr als 2600 AOK-Versicherten ergab, die eine DiGA verordnet bekommen hatten. 58 Prozent bewerteten die Nutzung als sinnvolle Ergänzung zu ihrer Therapie. Als größten Vorteil sahen die Nutzerinnen und Nutzer, dass sie sich die Behandlung mit einer digitalen Gesundheitsanwendung zeitlich flexibel einteilen können. 40 Prozent gaben an, dass ihnen die Anwendung geholfen habe, ihre Erkrankung besser in den Griff zu bekommen.

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Allerdings würden nur 38 Prozent Freunden oder Bekannten mit vergleichbarer Diagnose die Methode weiterempfehlen. Knapp ein Fünftel der Befragten hatte Probleme bei der Umsetzung der digitalen Therapieinhalte, weitere 28 Prozent gaben an, sie hätten teilweise Probleme gehabt. Für 15 Prozent der Versicherten passten die Inhalte nicht zu ihrer individuellen Krankheitssituation.

TK sieht auch Optimierungsbedarf

Die Techniker Krankenkasse (TK) findet solche Angebote grundsätzlich gut. „Digitale Gesundheitsanwendungen helfen Patientinnen und Patienten, ihre Erkrankungen zu überwachen und zu begleiten“, sagt die Leiterin der TK-Landesvertretung in Hessen, Barbara Voß, betont aber auch: „Wir sehen aber Optimierungsbedarf.“

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Hersteller müssen den Nutzen der Apps mit Studien belegen – aber die meisten legen laut TK zum Start keine Belege vor. Sie dürften das Angebot dann „zur Erprobung“ anbieten, müssten dann aber innerhalb eines Jahres den Nutzen nachweisen. Bei vielen gelinge das nicht, so dass Krankenkassen auch schon Kosten für Apps ohne belegten Nutzen erstatten mussten, wie Voß beklagt.

Die TK habe seit Oktober 2020 bundesweit rund 61.150 Freischaltcodes an Versicherte ausgegeben. Die Top drei waren Angebote gegen Rückenschmerzen, Tinnitus und Adipositas. Angesichts der Neuheit des Themas liege die Nachfrage „im erwartbaren Rahmen“, sagte Voß.

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Die Landesärztekammer Hessen resümiert: Apps seien „eine sinnvolle Ergänzung zu diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen“, dürften aber „keinesfalls den Arztbesuch ersetzen“.

Der GKV-Spitzenverband hatte zuletzt in einer Bilanz kritisiert, DiGA seien zu teuer bei zu wenig Nutzen. Der Verband plädierte dafür, das Geld der Beitragszahler sinnvoller zu verwenden.

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Der Spitzenverbandes Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV) kritisierte den DiGA-Bericht des GKV-SV. Während DiGA-Hersteller innovative Ansätze für die Versorgung entwickelten, lasse der GKV-Spitzenverband seine Chancen ungenutzt, die Gesundheitsversorgung in Deutschland zukunftsfähig zu machen. Der SVDGV forderte klare politische Bekenntnisse zur digitalen Gesundheitsversorgung. (dpa/lhe/heib)

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