Studie

Arthrose-Patienten schwören auf IGeL

Die Barmer mahnt Versicherte mit Kniearthrose zu vorsichtigerem Umgang mit Selbstzahlerleistungen zur Schmerzlinderung.

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Knapp vier von zehn Kniearthrose-Patienten mit Kniearthrose

Knapp vier von zehn Kniearthrose-Patienten mit Kniearthrose

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Berlin. Zwei von fünf gesetzlich versicherte Arthrose-Patienten zahlen für Teile ihrer Behandlung selbst – sie nehmen Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) in Anspruch.

Das belegt nach Angaben der Barmer eine gemeinsame Studie der Kasse und Wissenschaftlern der Universitäten in Oldenburg und Dresden, der Charité sowie des Deutschen Rheumaforschungszentrums in Berlin.

Demnach hätten 39 Prozent der befragten 2363 Versicherten mit Arthrose zwischen 30 und 79 Jahren innerhalb eines Jahres IGeL in Anspruch genommen, deren Nutzen von Kassen in den meisten Fällen wissenschaftlich in Zweifel gezogen wird – zum Beispiel von den Experten des vom MDS betriebenen Portals IGeL-Monitor.

„Betroffene suchen Hilfe abseits der Schulmedizin“

Zwei Drittel der Befragten hofften, so heißt es weiter, ihr Leiden durch Angebote außerhalb der Arztpraxis zu lindern. 49 Prozent der IGeL-Patienten hätten angegeben, dass sich ihre Beschwerden gebessert hätten.

„Ganz gleich, an welchem Gelenk man unter Arthrose leidet, sie lässt sich im besten Fall aufhalten, nicht heilen. Die Betroffenen suchen daher Hilfe abseits der Schulmedizin. Sie können aber nicht sicher sein, dass ihre Schmerzen gelindert und Gelenke beweglicher werden“, kommentiert Dr. Ursula Marschall, leitende Ärztin der Barmer, die Studienergebnisse.

Ein Drittel der Befragten habe innerhalb eines Jahres mehr als 300 Euro für Leistungen außerhalb der Kassenmedizin aufgewendet. Umso wichtiger sei, sich in Ruhe und gut informiert für oder gegen privat finanzierte Gesundheitsleistungen zu entscheiden, mahnt die Kasse.

Kassen-Appell an Ärzte: Keine falschen Hoffnungen schüren!

Am häufigsten nutzen laut Studie mit 45 Prozent Kniearthrose-Patienten Selbstzahlerleistungen. Dies liegt laut Co-Autor Professor Klaus-Peter Günther, Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie am Uniklinikum Dresden, vor allem am Leidensdruck.

Dieser sei bei Kniearthrose besonders hoch, weil sie extrem schmerzhaft sein könne. Das fordere die Ärzte in ihrer Rolle als Ratgeber umso mehr, denn dazu gehöre auch, vor falschen Erwartungen bei Selbstzahlerangeboten zu warnen.

So würden vor allem Orthopäden und Hausärzte häufig nach Alternativen jenseits der Schulmedizin gefragt. „Ärztinnen und Ärzte sollten ausführlich über Risiken und Nebenwirkungen von IGeL aufklären und den persönlichen Nutzen für den Patienten herausarbeiten“, so Günther. (maw)

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