EU-Markt

Aspen senkt Zyto-Preise um 73 Prozent

Der Generikaanbieter Aspen kappt auf Drängen der EU-Kommission europaweit massiv die Preise für mehrere wichtige Zytostatika.

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Wenn sich viele Nachahmer den Markt streitig machen, gehen die Preise für gewöhnlich schnell in den Keller.

Wenn sich viele Nachahmer den Markt streitig machen, gehen die Preise für gewöhnlich schnell in den Keller.

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Brüssel/Durban. Der Generikaanbieter Aspen hat sich mit der EU-Kommission auf drastische Preissenkungen für wichtige Krebsarzneimittel geeinigt. Laut Mitteilung der Kommission hat sich das südafrikanische Unternehmen verpflichtet, sechs Fertigprodukte in EU-Märkten um durchschnittlich 73 Prozent zu verbilligen. Laut Hersteller betrifft das die Aspen-gelabelten, seit langem patentfreien Zytostatika Chlorambucil, Melphalan, Mercaptopurin, Tioguanin und Busulfan.

Aspen ist der Kommission zufolge mit diesen „Nischenarzneimitteln“ in etlichen europäischen Märkten weitestgehend konkurrenzlos, was es dem Unternehmen ermöglicht habe von 2012 an „massive, ungerechtfertigte Preiserhöhungen von bis zu mehreren hundert Prozent“ vorzunehmen.

Das von der Kommission im Mai 2017 angestoßene Untersuchungsverfahren verdeutlicht die europarechtlichen Grenzen der freien Arzneimittelpreisbildung. Gemäß den Wettbewerbsvorschriften der EU, so die Kommission weiter, sei es „unter bestimmten Voraussetzungen verboten, Kunden exzessiv überhöhte Preise aufzuerlegen“. Eine „legitime Rechtfertigung für die durchgehend sehr hohen Gewinne Aspens“ habe man nicht entdecken können.

Vereinbarung bis 2030

Selbst nach Berücksichtigung einer „angemessenen Rendite“, hätten die Preise noch „durchschnittlich um fast dreihundert Prozent über den relevanten Kosten“ gelegen.

Bei Gegenwehr habe das Unternehmen versucht, seine Alleinstellung auszuspielen. „Als nationale Behörden sich den Preiserhöhungen widersetzen, drohte Aspen, die Medikamente aus den nationalen Listen erstattungsfähiger Arzneimittel streichen zu lassen, und gab in einigen Fällen sogar seine Absicht bekannt, Lieferungen in den betreffenden Mitgliedstaat einzustellen.“

Die Verpflichtungszusage Aspens an die EU-Kommission beinhaltet im Einzelnen:

  • eine im Schnitt 73-prozentige Preissenkung, sodass die Preise künftig wieder auf dem Niveau vor 2012 liegen, als Aspen mit den Preiserhöhungen begann.
  • Die neuen Preise gelten rückwirkend zum 1. Oktober 2019 und bilden eine Obergrenze bis 2030.
  • Aspen garantiert außerdem die Marktbelieferung bis 2025 und wird bis 2030 entweder die Lieferungen fortsetzen oder anderen Herstellern die Marktzulassungen für die genannten Zytostatika überlassen.

Sollte Aspen diese Zusagen brechen, kann die Kommission eigenen Angaben zufolge eine Geldbuße von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes des Unternehmens verhängen, ohne einen Verstoß gegen die EU-Kartellvorschriften nachweisen zu müssen.

Hersteller dementiert Preiswucher

Aspen widersprach in einer Stellungnahme anlässlich des Agreements der Einschätzung der Kommission, ungerechtfertigt viel für seine Zytostatika zu verlangen. Im Durchschnitt lägen die Preise der umstrittenen Krebsmittel „deutlich unter dem“, was Wettbewerber für vergleichbare generische Onkologika in der EU forderten. Im Mittel kosteten die Aspen-Präparate 2,- Euro je Tablette und 3,- Euro je Tagesdosis. Insgesamt habe der Konzern im Geschäftsjahr 2019/20 (zu Ende Juni) mit den genannten Zytostatika in der EU rund 28 Millionen Euro erlöst.

Weltweit verbuchte der börsennotierte Konzern mit Sitz in Durban 2019/20 Umsatzerlöse über rund 38,6 Milliarden Rand (2,2 Milliarden Euro) und nach Steuern 4,7 Milliarden Rand (263 Millionen Euro) Gewinn. (cw)

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