Schulnote: 3-

E-Rezept: Auch Apotheken beklagen Startschwierigkeiten

Nicht nur Ärzte zeigen sich nach den ersten Tagen des Jahres frustriert über das E-Rezept. Auch Apotheker stellen kein gutes Zeugnis aus. Einer aktuellen Umfrage des Apothekerverbandes Nordrhein zufolge verursachte jedes fünfte vorgelegte E-Rezept Probleme.

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Wie läuft es mit dem E-Rezept aus Apothekersicht? Eine Umfrage des Apothekerverbandes Nordrhein zeigt eine eher durchwachsene erste Bilanz. (Symbolbild)

Wie läuft es mit dem E-Rezept aus Apothekersicht? Eine Umfrage des Apothekerverbandes Nordrhein zeigt eine eher durchwachsene erste Bilanz. (Symbolbild)

© Maurizio Gambarini / dpa

Düsseldorf. Das seit Anfang 2024 breit vorgesehene E-Rezept ist nach Angaben des Apothekerverbandes Nordrhein mit großen Startschwierigkeiten verbunden. Jedes fünfte vorgelegte E-Rezept verursachte laut einer Verbandsumfrage in den ersten Tagen erhebliche Probleme bei der zügigen Versorgung der Patienten, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Thomas Preis, der dpa am Sonntag.

Dabei gebe es verschiedene Fehlerquellen: In vielen Fällen seien E-Rezepte nicht korrekt in der Arztpraxis ausgestellt worden. Hinzu kämen Serverprobleme außerhalb des Apothekenbereichs etwa bei Krankenkassen. In einem kleinen Teil der Problemfälle sei die Apothekensoftware der Verursacher der Verarbeitungsschwierigkeiten. Die „Rheinische Post“ hatte über die Umfrage und Probleme berichtet.

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Insgesamt gesehen seien mehr als die Hälfte aller Rezepte bereits E-Rezepte. „Das E-Rezept ist in den Apotheken angekommen“, erklärte Preis. Im Dezember 2023 war nur jedes zehnte Rezept ein E-Rezept. Alle beteiligten Akteure seien aber aufgefordert, die Schwachstellen baldmöglichst abzustellen. Nach Schulnoten bewerteten die befragten Apotheker das E-Rezept eher durchschnittlich mit einer Drei Minus.

An der Blitzumfrage des Apothekerverbandes Nordrhein hatten sich am 4. Januar und 5. Januar etwa 450 Apotheken beteiligt. Das sind rund 25 Prozent der Mitgliedsapotheken des regionalen Verbandes.

Über 80 Prozent der E-Rezepte wurden laut Umfrage über die eGK eingelöst, 20 Prozent erfolgten mit Papierausdruck. Die gematik-App sei in 1 Prozent der vorgelegten E-Rezept-Fälle genutzt worden.

Konkret kritisierten die Apotheker die nicht oder erheblich verzögert signierten E-Rezepte. So gebe es Praxen, bei denen die Signierung bis zu 24 Stunden dauert. Das führe dazu, dass Patienten schon in der Apotheke stehen, das E-Rezept aber noch nicht abgerufen werden kann und die Arzneimittelversorgung nicht möglich ist, moniert der Verband. Ferner fehlten oftmals auch nötige Angaben, etwa die siebenstellige Pharmazentralnummer (PZN). Zudem seien die bei der elektronischen Ausstellung nicht erlaubten Freitextverordnungen durchgeführt worden. „In Bezug auf die Anlaufschwierigkeiten im Zusammenhang mit fehlerhaft ausgestellten elektronischen Rezepten durch Arztpraxen werden wir uns schnellstmöglich mit den Ärzteverbänden austauschen“, kündigte Preis an.

Arztpraxen beklagten bereits technische Probleme und hohen Kommunikationsaufwand

In Arztpraxen hatte das E-Rezept aus mehreren Gründen für Probleme gesorgt. Viele Ärzte kritisierten vor allem, dass die Aufklärungsarbeit an ihnen hängen bleibe: Viele Patienten seien nicht über die Neuerung informiert und es brauche viel Zeit, in den Sprechstunden immer wieder zu erklären, was es damit auf sich hat, berichtet etwa Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands (BHÄV). Seit dem 1. Januar müssen Vertragsärzte Kassenrezepte elektronisch ausstellen.

Virchowbund-Vorsitzender Dr. Dirk Heinrich mahnte bereits an, es müsse eine Informationsoffensive der Krankenkassen geben. Diese Aufgabe dürfe nicht auf die Ärzte und die MFA abgewälzt werden.

Kritik war insbesondere zu Beginn der Woche auch wegen technischer Störungen aufgekommen. Die Arztpraxen seien keine Testlabore, kommentierte dies die KBV.

Mit Spannung erwartet wird der Beginn der zweiten Januarwoche, wenn nach den Ferien wieder mehr Patienten die Praxen aufsuchen und viele Praxen auch selbst erst wieder öffnen. Dann stehe erst der wahre Härtetest an, kommentierten am Freitag die KV Hessen und die KV Baden-Württemberg. (dpa/lnw/bel/heib)

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