Beim Praxiswert sind Ärzte eher pessimistisch

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Für niedergelassene Ärzte scheint die Bedeutung des Praxisverkaufs für die Altersvorsorge zu sinken. Das zeigt die gemeinsame Leserumfrage von Springer Medizin und Deutscher Apotheker- und Ärztebank.

Von Hauke Gerlof

Wenn die Nachfrage geringer ist als das Angebot, dann sinkt der Preis - und die Gefahr steigt für Anbieter, auf ihren Produkten sitzen zu bleiben. Diese ökonomische Binsenweisheit ist offenbar vielen Ärzten bewusst, die in den kommenden Jahren ihre Praxis verkaufen wollen. Die Mehrheit von ihnen knüpft an den Erlös aus der Praxisabgabe keine hohen Erwartungen mehr.

Das sind mit die wichtigsten Ergebnisse der gemeinsamen Leserumfrage der Fachverlagsgruppe SpringerMedizin mit der "Ärzte Zeitung" und dem "WirtschaftsTipp" sowie der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).

Die Brisanz des Themas zeigte sich in einer hohen Beteiligung: Genau 1041 Ärzte nahmen an der anonymen Umfrage teil und füllten den Fragebogen online oder auf Papier aus, darunter gut 700 Hausärzte und etwa 300 Ärzte der fachärztlichen Versorgungsebene.

Offenbar sehen es viele Ärzte schon als schwer an, überhaupt einen Nachfolger zu finden: Nur jeder vierte Teilnehmer sieht eine Nachfolge als gesichert oder wahrscheinlich an, dagegen sagen 60 Prozent, die Nachfolge erscheine schwierig, 10 Prozent halten es sogar für unmöglich, einen Nachfolger zu finden.

 

Bei Fachärzten ist die Situation entspannter: Hier sehen mehr als 40 Prozent die Praxisnachfolge als gesichert oder als wahrscheinlich an.

"Prinzipiell ist die Praxisabgabe ein komplexes Thema, das man frühzeitig und gemeinsam mit Experten planen sollte. Es braucht seine Zeit, bis man einen Nachfolger findet oder bis es gelingt, die Praxis in eine Kooperation zu überführen.

Und neben dem Abgabeprozess spielt auch das Thema Altersvorsorge eine wichtige Rolle", erläutert Carsten Burchartz, Abteilungsdirektor Gesundheitsmärkte und -politik von der apoBank. Das bestätigt auch die Umfrage.

Gut zwei Drittel der Teilnehmer erwarten maximal 100.000 Euro aus dem Verkauf der Praxis, 30 Prozent sehen sogar weniger als 50.000 Euro als realistisches Ziel. Weniger als acht Prozent hoffen auf mehr als 200.000 Euro.

Auch hier wieder ist die Lage bei den Fachärzten besser als bei den Hausärzten, was auch mit der häufig höherwertigen Medizintechnik zu tun haben dürfte: Hier sehen immerhin fast 20 Prozent einen möglichen Verkaufserlös von mehr als 200.000 Euro und nur 16 Prozent einen von weniger als 50.000 Euro.

Auf Erlösen von weniger als 100.000 Euro lässt sich nur schwerlich eine Altersvorsorge aufbauen. Diese Erkenntnis hat sich bei vielen Teilnehmern durchgesetzt: Fast 23 Prozent von ihnen sehen den Erlös aus dem Verkauf nicht als Teil ihrer Altersvorsorge an, 38 Prozent sehen diesen Teil als nicht sehr wichtig an.

Auf der anderen Seite sagen immer noch 37 Prozent der Teilnehmer, dass der Erlös "sehr wichtig" für ihre Altersvorsorge sei. Damit diese Erwartungen erfüllt werden können, empfiehlt Burchartz, die Praxisabgabe gut vorzubereiten und zur Wertsteigerung der Praxis auch über kontinuierliche Investitionen in die Praxis nachzudenken.

Zudem solle man auch überlegen, wie man den erlösten Betrag entsprechend der eigenen Anlegermentalität für die Altersvorsorge nutzen wolle. Neben Aktien und Anleihen oder Investmentfonds könne auch eine lebensbegleitende Rentenversicherung sinnvoll sein.

Lesen Sie dazu auch: Beim Praxiswert sind Ärzte eher pessimistisch Geringe Attraktivität des Arztberufes wird zunehmend ein Problem Rente mit 65 - das ist für viele Ärzte der Wunsch Die Praxisabgabe ist auch eine Frage der Strategie

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