Klinik-Mitarbeiter unter Druck

Corona: Mit Gesprächen und Fitnessübungen gegen psychische Belastungen

Vivantes behandelt nach der Charité die meisten Coronapatienten in Berlin. Um Mitarbeiter zu unterstützen, bietet die Klinikleitung Programme für die seelische Gesundheit. Dazu gehören auch Videos.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Vivantes-Klinikum in der Hauptstadt: Hier liegen viele der Berliner Corona-Patienten. An den Beschäftigten geht das Leid der Betroffenen nicht spurlos vorüber.

Vivantes-Klinikum in der Hauptstadt: Hier liegen viele der Berliner Corona-Patienten. An den Beschäftigten geht das Leid der Betroffenen nicht spurlos vorüber.

© Anne Zegelman

Berlin. Neben der Charité stemmt in Berlin der landeseigene Klinikkonzern Vivantes die Hauptlast bei der Behandlung von schwer kranken COVID-19-Patienten. Rund 40 Prozent der Coronaversorgung erfolgte bislang bei Vivantes. „Diese hohe Arbeitsbelastung geht an niemandem spurlos vorüber und macht sich bei einigen Mitarbeitenden auch psychisch bemerkbar. Dazu kommt, dass die Mitarbeiter häufiger als sonst schwerkranke bzw. sterbende Patienten und Patientinnen versorgen mussten und nach wie vor müssen. Dies führt zu vermehrten psychischen Belastungserscheinungen“, sagt Prof. Andreas Bechdolf, Chefarzt an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Vivantes Klinikum Am Urban.

Betroffen seien besonders Mitarbeiter in der intensivmedizinischen Versorgung von COVID-Patienten. Sie stießen mehr als anderswo oft an ihre Belastungsgrenzen. Grundsätzlich sei während der Pandemie aber das ganze Vivantes-Personal mehr gefordert als zu anderen Zeiten. Die hohe Belastung äußere sich in erster Linie in Erschöpfungszuständen, depressiven Verstimmungen und Angstsymptomen sowie Schlafstörungen.

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Hotline zur seelischen Gesundheit

Um den Mitarbeitern zu helfen, richtete Vivantes gleich zu Beginn der Pandemie im März 2020 eine „Beratungshotline für seelische Gesundheit“ eingerichtet, bei der Mitarbeitende mit Psychologen von Vivantes über ihre Sorgen oder Ängste sprechen konnten. Eine externe Supervisorin hat zudem Gesprächsangebote insbesondere für Teams auf COVID-Stationen und Intensivstationen angeboten. „Sollte der Bedarf wieder steigen, würden wir diese Gesprächsangebote erneut starten“, sagt Bechdolf.

Darüber hinaus gibt es Angebote, die Mitarbeitern langfristig zur Verfügung stehen. „So habe ich zum Beispiel eine mehrteilige Videoserie mit unterschiedlichen Tipps zur seelischen Gesundheit produziert.“ Die Videos sind jederzeit abrufbar. Tipps zum Umgang mit psychischen Belastungen gibt es zudem in einem Flyer.

„Eine schöne Aktion kam auch von den Physiotherapie-Kollegen aus dem Vivantes-Klinikum Spandau. Das Team hat Fitness-Videos aufgezeichnet, damit die Mitarbeiter auch in Zeiten geschlossener Fitnessstudios ausreichend Bewegung erhalten“, erzählt Bechdolf. (juk)

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