Onkologie

DKFZ: Wir könnten CAR-T viel billiger machen

Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum haben der Pharma–Preisbildung auf den Zahn gefühlt. Und sind am Ende genauso schlau wie zuvor.

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Herstellung von CAR-T-Zellen im Reinraum des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig.

Herstellung von CAR-T-Zellen im Reinraum des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig.

© Fraunhofer IZI

Heidelberg. Die Pioniere der CAR-T-Therapie heißen Novartis und Kite Pharma. Der Schweizer Pharmariese und die knapp ein Jahr zuvor von Gilead übernommene kalifornische Biotechcompany erhielten Ende August 2018 zeitgleich die europäische Zulassung ihrer Zelltherapien. Der stolzen Preise wegen, die die Anbieter für ihre extrakorporale, patientenindividuelle T-Zell-Modifikation aufrufen, ließen Befürchtungen nicht lange auf sich warten, die Kostenträger könnten sich an derart teuren Therapien überheben.

Nun haben Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ ) nach eigener Aussage „erstmals“ die Kosten für eine Herstellung von CAR-T-Zellen in Eigenregie ermittelt. Und kommen zu dem Schluss, dass sich die Ausrüstung der patienteneigenen T-Zellen mit dem chimären Antigenrezeptor (CAR) „für weniger als 60.000 Euro“ machen lasse – unterstellt, die Geräteauslastung liegt bei einer Jahresproduktion für 18 Patienten.

„Damit würden wir bei nur etwa einem Fünftel des Preises liegen, den die Unternehmen verlangen. Und unsere Kosten lassen sich noch erheblich weiter senken“, so der Arzt und Gesundheitsökonom Professor Michael Schlander.

Und damit sei noch nicht mal der Boden erreicht. „Ein alternatives Verfahren zur Übertragung der Gene für den chimären Rezeptor könnte die Herstellungskosten weiter auf bis zu etwa 33.000 Euro oder ein Zehntel des derzeitigen kommerziellen Preises reduzieren.“

Kalkulation ohne Lizenzrechte

In die Modellrechnung der DKFZ-Forscher, heißt es weiter, seien – bis auf eine Ausnahme – sämtliche relevanten Kosten eingegangen: Die Einrichtung eines Reinraums, Labormaterialien, Geräteausstattung sowie Lohn- und Lohnnebenkosten für das speziell auszubildende Laborpersonal. Je nach Auslastung der Fertigungskapazität variierten am Ende die Therapiekosten.

Den Pferdefuß der Kalkulation räumt das Krebsforschungszentrum allerdings erst ganz zum Schluss seiner Mitteilung ein: „Nicht berücksichtigt wurden in der Analyse Kosten, die für Lizenzgebühren entstehen können.“ Die F&E-Aufwendungen der industriellen Anbieter wurden demnach komplett ausgeblendet. Ebenso die Tatsache, dass sich Preisbildung in nicht-kompetitiven Märkten wie dem für patentgeschützte Pharma-Innovationen nicht an Gestehungskosten, sondern am Wert des therapeutischen Outcomes orientiert. Weshalb die Autoren am Ende mit der Hoffnung vorlieb nehmen, ihre Studie möge „auch dazu beitragen, dass die Herstellerunternehmen ihre derzeitige Preisgestaltung für CAR-T-Zell-Therapien überdenken“. (cw)

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