Forschung

Deutschlands Beitrag zur Weltgesundheit

Gerade Subsahara-Afrika soll bei der Bekämpfung von Krankheiten von deutschem Forscher-Know-how profitieren. Das verspricht die vom Kabinett verabschiedete Strategie zur Internationalisierung von Bildung und Forschung.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Die Bundesregierung setzt auf medizinische Forschungsnetze unter Nutzung deutschen Know-hows.

Die Bundesregierung setzt auf medizinische Forschungsnetze unter Nutzung deutschen Know-hows.

© Nicolas Loran/Getty Images / iStock

BERLIN. Die Exzellenz des deutschen Wissenschafts- und Forschungssystems auf anhaltend hohem Niveau zu halten und zu steigern, Deutschlands Innovationskraft international stärker zu entfalten, die Berufsbildung und Qualifizierung internationaler auszubauen, Schwellen- und Entwicklungsländer verstärkt als Partner in die Ausgestaltung der globalen Wissensgesellschaft einzubinden sowie die europäische und internationale Zusammenarbeit zur Lösung globaler Herausforderungen zu intensivieren, lauten die fünf Eckpunkte der Bundesregierung zur Internationalisierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Am Mittwoch hat das Kabinett die Strategie der Bundesregierung beschlossen, wie in Zukunft die internationale Ausrichtung des deutschen Bildungs-, Wissenschafts- und Innovationssystems ausgestaltet werden soll.

Die Strategie, unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erarbeitet, nimmt Digitalisierung, zunehmenden globalen Wettbewerb um Wissen und Märkte, Umweltveränderungen und Ursachen und Auswirkungen von Migration und Flucht auf und leitet Handlungsansätze ab. Bei vielen Projekten sind Mediziner involviert, wie ein Blick in die Strategie offenbart.

Stärkung der Biomedizin in Afrika

Wie es in der Strategie heißt, stellen die angemessene Versorgung alternder Bevölkerungen, die Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, aber auch resistente Erreger sowie Pandemien die Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen. Das gelte sowohl für Industrie- als auch für Entwicklungs- und Schwellenländer. Die Bundesregierung unterstütze Forschung und Innovation im internationalen Kontext bei der Lösung der Probleme.

So müsse die Forschung zu armutsbedingten Krankheiten verstärkt von öffentlicher Seite gefördert werden, um einerseits das fehlende Investitionsinteresse der Industrie auszugleichen, andererseits um auf den wachsenden Bedarf an fundierter Forschung zu antworten. "Die Bundesregierung wird bilaterale Aktivitäten zum Beispiel mit Staaten aus Subsahara-Afrika fördern, um eine umfassende Stärkung der biomedizinischen Forschung in Afrika zu erzielen", heißt es.

Die Vernetzung werde, wo immer dies möglich sei, mit europäischen Initiativen gestärkt, vor allem mit der European and Developing Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP). Die EDCTP wurde 2003 als Europäische Initiative zur Bewältigung der globalen Gesundheitskrise gegründet. Zu den Beteiligten zählen unter anderem 14 EU-Länder sowie 48 Länder Subsahara-Afrikas.

2014 haben EU-Parlament und -Rat beschlossen, das Programm als EDCTP2 unter dem Dach des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizon 2020 weiterzuführen. Ziel ist die Entwicklung von Diagnostika, Medikamenten sowie Impfstoffen zur Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose sowie vernachlässigten Infektionskrankheiten. Deutschland beteilige sich aktiv an EDCTP2, wie in der Strategie hervorgehoben wird.

G7-Synergieeffekte angestrebt

Weiter werde die Bundesregierung ihre Aktivitäten künftig eng mit den Partnern der G7-Gemeinschaft abstimmen, um Synergien zu schaffen und nachhaltige Verbesserungen der Gesundheit in Entwicklungsländern zu erreichen, heißt es.

Ein weiterer Schwerpunkt der Strategie sei die Stärkung der Forschung zu globalen Gesundheitsfragen unter dem Dach der Gemeinsamen Programmplanung (Joint Programming Initiatives/JPI). Die 2008 von der EU etablierte Gemeinsame Programmplanung ist ein strategisches Konzept zur gemeinsamen Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel, Nahrungsmittelversorgung oder Bevölkerungsalterung. Das BMBF sei bereits Partner in allen JPI mit Bezug zur Gesundheitsforschung, so zum Beispiel in der JPI neurodegenerative Erkrankungen oder der JPI antimikrobielle Resistenzen.

Im Rahmen des weiterentwickelten G7-Förderkonzeptes "Globale Gesundheit im Mittelpunkt der Forschung zu vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten" sei 2016 eine fünfjährige Förderrunde für Produktentwicklungspartnerschaften (Product Development Partnerships/PDP) gestartet. Im Zuge einer PDP wird der finanzielle Aufwand für die Entwicklung von Medikamenten auf mehrere Partner verteilt. Im Gegenzug müssen sich beteiligte Pharmaunternehmen verpflichten, jedes aus der gemeinsamen Arbeit hervorgehende Medikament an betroffene ärmere Länder später zu Sonderkonditionen zu liefern.

Wie die Bundesregierung betont, werde Deutschland Forschungsnetze für Gesundheits-Innovationen in der Region Subsahara-Afrika implementieren. Das BMBF werde die Zusammenarbeit mit Schwellen- und Entwicklungsländern in diesem Jahr mit rund 41 Millionen Euro für den Aufbau nachhaltiger Forschungs- und Bildungskapazitäten in der Region fördern. Zudem werden ab Mitte 2017 fünf Millionen Euro jährlich in die internationale Berufsbildungskooperation mit Industrie- und Schwellenländern durch öffentlich-private Partnerschaften fließen. Auch würden forschungsintensive KMU bei internationalen Kooperationen unterstützt.

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