Die Krankenhäuser entdecken das Thema Familie und Beruf

Nicht der Start in den Arztberuf ist für Frauen der Stolperstein, sondern der Wiedereinstieg nach der Geburt von Kindern.

Von Ina Harloff Veröffentlicht:

BERLIN Die Probleme für Ärztinnen haben sich im Lauf der Zeit verlagert. Sei es früher noch schwierig für Frauen gewesen, überhaupt einen Einstieg in das Medizinstudium und später in den Beruf zu finden, spielten heute Weiterbildung sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine entscheidende Rolle. Das sagte Dr. Magdalena Benemann, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin beim Marburger Bund auf der DocSteps2010.

So hätten vergangene Statistiken gezeigt, dass weniger Frauen als Männer den Abschluss der Weiterbildung schaffen. (wir berichteten) Das habe vor allem an den häufig durch Schwangerschaften unterbrochenen Biographien der Frauen gelegen. "Die Frauen haben länger ausgesetzt und tun sich später oft schwer damit, wieder den Anschluss zu finden", so Benemann. Schuld daran seien nicht zuletzt erschwerte Rahmenbedingungen für berufstätige Mütter an Krankenhäusern gewesen. In dieser Hinsicht sieht Benemann jedoch einen positiven Trend der letzten ein bis zwei Jahre. "Es ist ein gewisser Wandel zu beobachten. Viele Krankenhäuser haben die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Thema für sich entdeckt." Es bleibe nun abzuwarten, ob sich dieser Prozess auch in den Statistiken widerspiegeln wird.

Wie es Frauen gelingen kann, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, hänge jedoch von verschiedenen Faktoren ab, sagt Benemann. Die eigene Persönlichkeit spiele dabei genauso eine große Rolle wie das Umfeld. Berufliche Zielklarheit, hohes Selbstvertrauen, aber vor allem die Freude am Beruf könnten dabei nicht weniger hilfreich sein als die Unterstützung durch den Partner oder die Förderung durch einen guten Vorgesetzten.

Dass es durchaus funktionieren kann, Mutter und gute Ärztin in einem zu sein, hat Dr. Irmgard Greving bewiesen. Die 56-Jährige ist Chefärztin für Allgemeine Innere Medizin und Diabetologie bei den Christophorus Kliniken in Dülmen. Aber auch sie war bei ihrer Karriere auf Unterstützung von außen angewiesen. Ihr Mann hatte Zeit, sich um das Kind zu kümmern. "Außerdem hatte ich einen Doktorvater, der Frauen gegenüber sehr positiv eingestellt war und mich gefördert hat", sagt Greving. Dennoch sah sie sich häufiger dem Vorwurf ausgesetzt, eine schlechte Mutter zu sein. Darum nutze sie ihre jetzige Position auch zur Umsetzung ihrer eigenen Erfahrungen. So habe sie es einer Ärztin in ihrer Abteilung zum Beispiel ermöglicht, ihr Kind auch bei der Arbeit stillen zu können. "Vor allem versuche ich aber, meinen Mitarbeiterinnen Mut zu machen. Frauen müssen mehr an sich glauben. Sie machen sich im Berufsalltag oft kleiner als sie sind", glaubt Greving.

Das sieht auch Magdalena Benemann so. Dabei könnten ihrer Meinung nach die Ärztinnen gerade in Zeiten des Ärztemangels und der zunehmenden "Feminisierung" des Arztberufes ihre Wünsche und Forderungen viel stärker einbringen.

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