E-Card: In Nordrhein herrscht noch großes Zögern

Der Rollout der E-Card in Nordrhein verläuft eher schleppend. Und: Es steht noch immer ein 10 000er-Test an.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Ist der Rollout der E-Card in Nordrhein geschafft, sollen zunächst Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bremen folgen.

Ist der Rollout der E-Card in Nordrhein geschafft, sollen zunächst Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bremen folgen.

© Karsten E. / PantherMedia

In der Testregion Bochum/Essen werden die 10 000er-Tests der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2011 beginnen. Davon geht Projektleiter Hermann Abels-Bruns aus.

Wer jetzt denkt, die 10 000er-Tests seien doch längst gelaufen, der irrt wenigstens zum Teil. Denn es handelt sich um verschiedene Feldtests. Dabei lief der erste Feldtest in Bochum/Essen von Juni 2007 bis Juli 2009. Beteiligt waren 24 Arztpraxen, 15 Apotheken und zwei Kliniken sowie 8595 Versicherte. Seit Mai 2010 sind die Apotheker erst einmal nicht mehr mit von der Partie, denn das elektronische Rezept wurde zurückgestellt. Die als Release 1 bezeichnete Testphase in Bochum/Essen hatte gezeigt, dass die Technik zwar funktioniert, die Anwendungen elektronisches Rezept und Notfalldatensatz aber nicht praxistauglich sind .

Der weitere Lauf der Dinge in der Testregion hängt jetzt vor allem davon ab, was die auf der Bundesebene installierten Projektgruppen zu den weiteren Anwendungen der eGK entscheiden, das sind zunächst der Abgleich der Versichertenstammdaten, der gerichtete elektronische Arztbrief und die Notfalldaten inklusive der Organspende.

Diese Anwendungen werden in Bochum/Essen einem Tauglichkeitstest unterzogen, bevor die Feldtests anlaufen können. "Damit wollen wir reibungslose Abläufe in den Praxen und Krankenhäusern sichern", sagt Abels-Bruns. Die ersten Probeläufe finden in der Musterumgebung und in einzelnen ausgewählten Praxen statt.

Dabei kommt die eGK nicht im normalen Praxisbetrieb zum Einsatz, sondern in praxisfreien Zeiten mit einzelnen Patienten oder Testversicherten. "Das macht es einfacher, konzentriert zu arbeiten und die Abläufe zu optimieren."

Für die Testregionen wäre es gut, wenn die einzelnen Anwendungen nacheinander eingeführt würden und nicht auf einen Schlag, sagt er. "Das erlaubt es uns, eine Anwendung mit all ihren Facetten durchzuspielen." So könnten die Ärzte und die IT-Fachleute Fragen klären, wie: Was passiert, wenn die Karte ungültig ist oder die Online-Verbindung nicht funktioniert? Mit diesen Anwendertests werden die Beteiligten in Bochum/Essen nicht vor Anfang 2011 beginnen, schätzt Abels-Bruns.

Die Arbeiten in der Testregion werden von einem ärztlichen Beirat flankiert. Er soll die Anwendungen auf ihre Praxistauglichkeit und -relevanz abklopfen und die Bedürfnisse der Ärzte formulieren. Das erste Thema, dem sich der Beirat intensiv widmet, ist der elektronische Arztbrief.

"Wir sind bemüht, aus den vergangenen Testläufen Lehren zu ziehen und es bei den kommenden Tests besser zu machen", sagt Abels-Bruns. Bis die Erprobungen in der Region wieder Fahrt aufnehmen, hat die Arbeitsgemeinschaft zur Einführung der eGK in Bochum/Essen ihre Aufwendungen reduziert.

Die Ausgabe der eGK durch die Krankenkassen läuft bislang in Nordrhein - der Startregion für den Basisrollout - eher schleppend. Abels-Bruns hätte sich gewünscht, dass die Kassen in Nordrhein etwas offensiver mit dem Thema umgehen würden. Er kann aber nachvollziehen, dass die Kassen vorsichtig sind, solange es keine Klarheit über das weitere Procedere gibt.

Die AOK Rheinland/ Hamburg hat inzwischen etwas über 20 000 eGK ausgegeben. "Damit liegen wir im Plan", sagt ein Sprecher. Vor der weiteren Ausgabe will die Kasse abwarten, was auf Bundesebene über die weiteren Anwendungen entschieden wird.

Die AOK Rheinland/Hamburg begrüßt die gesetzlichen Regelungen zum Online-Stammdatenabgleich. "Das haben wir immer gefordert, damit die Karte im vollen Umfang bei den Leistungserbringern eingesetzt werden kann." Darüber hinaus wäre es hilfreich, wenn bald auch in anderen Regionen die Ärzte mit den Lesegeräten für die eGK ausgestattet würden, sagt der Sprecher.

Voraussichtlich Anfang 2011 wird nach dem Start in Nordrhein der Basisrollout der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) in weiteren Regionen anlaufen. Auf dem Programm stehen dabei Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bremen, da man bei dem Rollout nach dem Zwiebelschalenverfahren vorgeht (das heißt, zunächst werden die Karten in Nordrheins Nachbarregionen eingeführt). In diesen Regionen werden die Praxen mit eGK-fähigen Lesegeräten ausgestattet. Dafür werden die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Krankenkassen wohl im Oktober dieses Jahres die Pauschalen aushandeln, die die Niedergelassenen für die Anschaffung der Lesegeräte erhalten sollen.

Ist die Entscheidung gefallen, müssen die KVen und die Kassen vor Ort Finanzierungsvereinbarungen für die jeweiligen Regionen festzurren. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Ärzte ab Anfang 2011 mit der Anschaffung der Lesegeräte beginnen. Mitte des Jahres können dann die Kassen die ersten Karten ausgeben. (iss)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Dr. Tino Großmann, Senior Vice President Connectivity bei der CompuGroup Medical

© CGM

„ÄrzteTag extra“-Podcast

„Die eAU wird der entscheidende Meilenstein sein“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: CompuGroup Medical
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?