Hausärztinnen- und Hausärztetag 2025

E-Rezept für Heimpatienten: Immer noch Hürden für praktikable Lösungen

Die Hausärztinnen und Hausärzte nähern sich dem Thema Digitalisierung mittlerweile pragmatisch. Nun geht es darum, die vielen Hürden und Hindernisse im Detail zu identifizieren und zur Seite zu schieben. Ein paar Probleme hat der Berufsverband in der Delegiertenversammlung aufgegriffen.

Veröffentlicht:
Kein Hausärztinnen- und Hausärztetag ohne Digitalisierung: Die Delegierten verabschiedeten viele Anträge zum Thema. Das Ziel: Beseitigung von Hürden, die den Praxisalltag bei digitalen Anwendungen verleiden.

Kein Hausärztinnen- und Hausärztetag ohne Digitalisierung: Die Delegierten verabschiedeten viele Anträge zum Thema. Das Ziel: Beseitigung von Hürden, die den Praxisalltag bei digitalen Anwendungen verleiden.

© HAEV / Marco Urban

Berlin. Immer noch Hürden beim E-Rezept: Seit 1. Juli sollten Pflegedienste und ambulante Pflegeeinrichtungen eigentlich an die Telematikinfrastruktur angeschlossen sein. Doch für heimversorgende Praxen gibt es nach wie vor keine vernünftige digitale Lösung, um die E-Rezepte ans Heim zu schicken.

Das ist ein großes Ärgernis für Heimversorger, weil der Aufwand erheblich ist, die Rezepte dem Heim, das diese dann bei einer Apotheke einlösen kann, zur Verfügung zu stellen. Teilweise würden E-Rezepte ausgedruckt und per Fax ans Pflegeheim übermittelt, hieß es noch im Januar.

Die Ungeduld bei Hausärztinnen und Hausärzten darüber, dass sich das endlich ändert, wächst. Bei ihrer Versammlung am Freitag in Berlin forderten die Delegierten in einem Antrag, den die Arbeitsgruppe Digitales formuliert hatte, „den Gesetzgeber, die gematik und die Pflegeverbände auf, zeitnah die flächendeckende Nutzung von KIM in allen Pflegeeinrichtungen sowie allen mobilen Pflegediensten umzusetzen, um die direkte Übermittlung von E-Rezepten an die Pflegeheime bzw. die mobilen Pflegedienste zu ermöglichen“.

E-Rezept erschwert die Versorgung

Statt die Versorgung zu vereinfachen, erschwere das E-Rezept die Zusammenarbeit mit Heimen oder ambulanten Pflegediensten sogar noch, heißt es in der Begründung. Der Antrag wurde zwar mit großer Mehrheit angenommen, in der Diskussion wurde jedoch von Dr. Susanne Bublitz eingewendet, dass die Übermittlung einzelner E-Rezepte in Richtung Heim und dann weiter zur Apotheke viel zu kompliziert sei. Eine Server-basierte Lösung wäre für alle Beteiligten, wie sie zu Beginn des Jahres ins Spiel gebracht worden war, viel einfacher.

Tatsächlich hat die gematik eine Spezifikation für E-Rezepte in Pflegeheimen über KIM vorgelegt. Diese ist bisher allerdings in den Praxissystemen noch nicht umgesetzt. Bei der gematik ist zu lesen, dass es einen Auftrag der Gesellschafter für eine neue Spezifikation gebe. „Wir müssen auf jeden Fall Fax, Brieftauben und Rauchzeichen zur Übermittlung von Informationen im Gesundheitswesen abschaffen“, lautete das Resümee Bublitz‘ am Ende der Diskussion.

HZV-Status soll in die Stammdaten

Auf Vorschlag der AG Digitales beschlossen die Delegierten eine Reihe weiterer Anträge, um kleinere und größere Hürden bei digitalen Anwendungen aus dem Weg zu räumen:

  • So wollen die Delegierten, dass „bei Überweisungen und Konsilen ein gezielter, automatisierter Zugriff auf relevante Inhalte der elektronischen Patientenakte (ePA) ermöglicht wird, ohne dass dafür die Karte in der Arztpraxis eingelesen werden muss oder eine aktive Verwaltung in der ePA-App nötig ist“. Damit soll der administrative Aufwand für alle Beteiligten reduziert werden. Bisher verhindere das System der ePA einen reibungslosen Fluss der Informationen in diesen Fällen.
  • Außerdem werden die gematik und der Gesetzgeber aufgefordert, die Prioritäten bei der Weiterentwicklung der TI-Anwendungen mehr an der Praxisnähe auszurichten. So solle die elektronische Veordnung für BtM und auch für Heil- und Hilfsmittel möglichst schnell umgesetzt werden, standardisierte und strukturierte Labordaten sollten „zeitnah“ in die ePA eingebunden werden, und es müsse offene Schnittstellen für Terminvereinbarungssysteme geben. Mit steigendem Mehrwert werde auch die Akzeptanz der TI wachsen.
  • Oberste Priorität, so ein weiterer Beschluss der DV, soll für die gematik die Stabilität der TI haben. Dafür solle die gematik auch die Gesamtverantwortung übernehmen. In der Begründung werden die wiederholt auftretenden „gravierenden Störungen und Systemausfälle in der Telematikinfrastruktur“ moniert.
  • Nicht zuletzt fordern die Delegierten, dass die Teilnahme eines Versicherten an der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) endlich auch in den Versichertenstammdaten in den Praxisverwaltungssystemen sichtbar gemacht wird. Bisher könnten weder Hausärztinnen und Hausärzte noch andere Beteiligte im Gesundheitswesen im Kollektivvertrag verlässlich nachvollziehen, ob ein Patient in die HZV eingeschrieben ist oder nicht. Analog könnten dann auch andere Selektivverträge abgebildet werden.

Die Delegierten des Landesverbands Nordrhein brachten noch ein weiteres Problem mit der Digitalisierung in die Diskussion: Den Verlust, die Sperrung oder Defekte von Praxiskarten (SMC-B) oder eHBA (Arztausweis). Es sei besonders in Einzelpraxen kompliziert, ohne eHBA und SMC-B den Praxisalltag zu bewältigen, der Austausch der Karten aber dauere häufig Wochen. Die Delegierten beschlossen daher in einem weiteren Antrag, dass die Hersteller „virtuelle Ersatzdokumente“ zur Verfügung stellen, bis Ersatz in der Praxis angekommen sei. (ger)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie rettet Ihre App Leben, Dr. Müller?

Digitalisierungsfahrplan für Praxisteams der apoBank

Digitale Praxis: Die Chance, das Team zu entlasten

Kooperation | In Kooperation mit: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sechs große Studien ausgewertet

Metaanalyse: Intensive Blutdrucksenkung bringt mehr Nutzen als Schaden

Hausärztinnen- und Hausärztetag

Haus- und fachärztliche Zusammenarbeit: Wo es läuft und woran es hakt

Lesetipps
Patienten, die besonders gesundheitlich gefährdet sind, sollten im Herbst eine Auffrischung gegen COVID-19 erhalten.

© fotoak80 / stock.adobe.com

Comirnaty® nur in Mehrdosisflaschen

Bund hat geliefert: Start frei für COVID-19-Auffrischimpfungen

Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie