Schmerztherapie in den USA

Erste Erfolge im Kampf gegen die Opioid-Krise

Wissenschaftler melden einen Rückgang der Opioid-Verordnungen in den USA – sehen hinsichtlich einer gezielteren Schmerztherapie aber noch Optimierungspotenzial.

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In den USA sind die Ärzte inzwischen zurückhaltender mit der Opioid-Verordnung als noch vor Jahren.

In den USA sind die Ärzte inzwischen zurückhaltender mit der Opioid-Verordnung als noch vor Jahren.

© M.Rode-Foto / stock.adobe.com

Bethesda/Berlin. Politische und medizinische Bemühungen, der Opioid-Krise in den USA Herr zu werden, tragen offenbar Früchte: 2016 haben rund sechs Millionen weniger erwachsene Amerikaner Opioide verordnet bekommen als 2014.

Das geht aus einer Analyse hervor, die Wissenschaftler der Columbia Universität in der Januar-Ausgabe des US-Fachjournals „Health Affairs“ veröffentlicht haben (Health Affairs 2020; 39(1): 146-154).

2014 erhielten rund 31 Millionen US-Bürger Opioidanalgetika, deren Einsatz in der Medizin akzeptiert ist (Kategorien II und III des Bundesgesetzes über kontrollierte Substanzen). Zwei Jahre später waren es nurmehr knapp 25 Millionen.

Stärkere Anstrengungen erforderlich

Der Rückgang betreffe allerdings deutlich mehr Patienten, die mittelschwere bis starke Schmerzen beklagten (rund 3,8 Millionen weniger als 2014), als Patienten mit leichteren Schmerzen (2,2 Millionen weniger). Darüber hinaus, heißt es weiter, konzentriere sich der Rückgang auch eher auf Patienten mit kurzfristigen Verordnungen (für weniger als sieben Tage).

In beiden Sachverhalten sehen die Autoren der Studie Hinweise auf anhaltenden Handlungsbedarf hinsichtlich einer besseren Kontrolle der Opioid-Abgabe. Insbesondere Patienten mit leichteren Schmerzen seien fokussierter auf nicht-opioide Analgetika einzustellen.

Zudem seien stärkere Anstrengungen erforderlich, den Langzeitgebrauch von Opiumderivaten zu zügeln – auch dies vor allem bei Patienten mit weniger gravierendem Schmerzempfinden.

Opioide: Rezeptmenge in Deutschland gestiegen

Unterdessen hat die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Anfrage der Linken-Fraktion Daten zur Opiat-Verordnung in Deutschland vorgelegt. Danach ist in der gesetzlichen Krankenversicherung die Rezeptmenge gemäß ATC-Code N02A (Opioide) im Zeitraum 2010 bis 2018 um 9,3 Prozent auf zuletzt rund 16,5 Millionen gestiegen – pro anno also um weniger als einen Prozentpunkt.

In der PKV lautet die verfügbare Zähleinheit „abgegebene Packungen“, die von 2011 bis 2018 um insgesamt 6,8 Prozent auf zuletzt 968 000 Stück zurückgegangen ist.

Der Anteil der GKV-Patienten in Langzeitbehandlung (definiert als Opiat-Verordnung in mindestens drei Quartalen eines Jahres) hält sich den Regierungsangaben zufolge über die Jahre in einem Korridor zwischen 32 Prozent (2010) und 37 Prozent (2016).

Zuletzt (2018) befanden sich 35 Prozent aller Kassenpatienten mit Opiatverordnung in Langzeittherapie (absolut: rund 1,3 Millionen Personen). Für Privatversicherte liegen hinsichtlich der Langzeitverordnung keine Zahlen vor.

Angesichts dieser Zahlen resümiert die Regierung, es bestehe „Anlass zu der Annahme, dass die Ärzteschaft bei der Verschreibung opioidhaltiger Arzneimittel in Deutschland sensibilisiert ist“. (cw)

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