Baustelle OP

Experten sehen Lücken bei Vernetzung von Medizingeräten

Healthcare-IT-Experten identifizieren Standardisierungslücken bei der Vernetzung medizinischer Geräte im OP. In einem Weißbuch ebnen sie den Weg für eine detaillierte Normungs-Roadmap "Vernetzung in OP und Klinik".

Veröffentlicht:
MedTech-Baustelle OP: Noch mangelt es an Vernetzungsoptionen der einzelnen Geräte.

MedTech-Baustelle OP: Noch mangelt es an Vernetzungsoptionen der einzelnen Geräte.

© jessica80 / fotolia.com

NEU-ISENBURG. IT ist aus der Patientenversorgung nicht mehr wegzudenken. Das gilt auch für den OP. Umso wichtiger ist es, dass medizinische Geräte und Informationssysteme verlässlich und miteinander kompatibel kommunizieren.

Allerdings werden die Medizingeräteausstattungen im OP zurzeit von herstellerspezifischen Lösungen weniger Anbieter dominiert.

Um die Sicherheit weiterhin auf einem hohen Niveau zu halten, den Betreibern von Kliniken bei der Beschaffung und Vernetzung neuer Geräte mehr Freiräume zu verschaffen und dabei Kosten zu sparen, bedarf es standardisierter Schnittstellen.

Zu dieser Einschätzung kommt der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE).

Die DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik unter dem Dach des VDE hat mit Unterstützung des DIN (Deutsches Institut für Normung), IHE (Integrating the Healthcare Enterprise) und HL7 (Health Level Seven) jetzt das Weißbuch "Sichere dynamische Vernetzung in Operationssaal und Klinik" erarbeitet.

Experten nehmen Normung ins Visier

In dem Weißbuch analysieren die Experten laut VDE den aktuellen Stand der Medizingerätevernetzung im OP, sie identifizieren Standardisierungslücken und -bedarfe und navigieren den Weg für die Erarbeitung einer detaillierten Normungs-Roadmap "Vernetzung in OP und Klinik".

"Jeder interessierte Experte kann an ihrer Erstellung mitarbeiten", erklärt Johannes Dehm vom VDE. Ziel der Normungs-Roadmap sei es, die Lücken zu beschreiben und auf die zukünftig notwendigen nationalen und internationalen Normungsaktivitäten hinzuweisen.

Ein wichtiges Ergebnis der Weißbuch-Analyse lautet, dass einige bestehende Standards eine gute, aber noch unvollständige Ausgangsbasis für die Vernetzung von Medizingeräten bieten.

Dies betrifft unter anderem den in der Anwendung befindlichen internationalen Standard DIN EN ISO 11073 ("Medizinische Informatik - Kommunikation patientennaher medizinischer Geräte").

Die in der DIN EN 11073-Standardfamilie definierten Bestandteile eines Systems ermöglichen die Kommunikation von Geräten für die persönliche Gesundheit, wie der Verband den Hintergrund verdeutlicht. Dabei würden beispielsweise Vitaldaten zwischen unterschiedlichen medizinischen Geräten ausgetauscht, ausgewertet und Geräte ferngesteuert.

IHE als Bindeglied empfohlen

Organisationen wie DICOM (Digital Imaging and Communications in Medicine) und HL7 böten wiederum andere Bausteine zur OP-Kommunikation, wie etwa die Integration mit Bildarchiven in der Klinik.

Was jedoch fehle, sei ein "horizontaler" Standard, der die bestehenden Ansätze so integriert, dass ein schlüssiges technisches Gesamtkonzept für den Einsatz inner- und außerhalb des OP entstehe.

Die Handlungsempfehlungen im Weißbuch zielen insbesondere darauf ab, die vorhandenen Normensätze zu erweitern und IHE als Bindeglied für die Entwicklung der nötigen Use Cases beispielsweise für die Neurochirurgie und laparoskopische Chirurgie zu nutzen.

Damit würden IHE Profile zu großen Teilen die Rolle des bisher fehlenden "horizontalen" Standards übernehmen.

Des Weiteren gelte es, Anforderungen zur Dokumentation von Geräten festzulegen und Zertifizierungs- und Testkonzepte zu erörtern.

Auch seien in der entstehenden Standardarchitektur an allen kritischen Stellen Zugriffsrechte und Datenschutz so sicherzustellen, wie dies für andere Teile des Krankenhauses bereits der Fall ist.

Die Idee, die erforderliche Interoperabilität zwischen Produkten unterschiedlicher Hersteller in einen gemeinsamen weltweit gültigen Standard für die Medizintechnik und Medizin-IT zu organisieren, entwickelte sich nach VDE-Angaben aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt OR.NET in dem über 50 Partnerinstitutionen aus Forschung, Klinik und Industrie zusammenarbeiten heraus. (maw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Modellrechnung

Bald 5 Prozent der Krebserkrankungen durch CT verursacht?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung