Europa

Expertengruppe legt Empfehlung für eine EU-Sozialtaxonomie vor

Jüngst hatte die EU-Umwelttaxonomie für Aufsehen gesorgt, nun wurde eine Empfehlung die Ausgestaltung einer Sozialtaxonomie vorgelegt. Dabei geht es auch um die Produktion bezahlbarer Medikamente.

Veröffentlicht:
Eine von der EU-Kommission beauftragte Expertengruppe stellte am Montag eine Empfehlung vor, wie die Brüsseler Behörde die sogenannte Sozialtaxonomie ausgestalten sollte.

Eine von der EU-Kommission beauftragte Expertengruppe stellte am Montag eine Empfehlung vor, wie die Brüsseler Behörde die sogenannte Sozialtaxonomie ausgestalten sollte.

© picture alliance/dpa

Brüssel. Firmen, die erschwingliche Medikamente herstellen, in der Altenpflege tätig sind oder anderen sozialen Nutzen stiften, sollten aus Sicht von Fachleuten künftig attraktiv für Investoren sein. Eine von der EU-Kommission beauftragte Expertengruppe stellte am Montag eine Empfehlung vor, wie die Brüsseler Behörde die sogenannte Sozialtaxonomie ausgestalten sollte. „Wir benennen gesellschaftlich herausragende Wirtschaftsaktivitäten, die mit Investitionen gestärkt werden sollen“, sagt die Leiterin der Gruppe, Antje Schneeweiß, der dpa.

Geschäfte sollen als nachhaltig deklariert werden, damit Firmen einen besseren Stand am Finanzmarkt haben, also leichter an Kapital kommen. Auch Wohnungsgesellschaften, die niedrige Mieten nehmen, und Klamottenhändler, die gute Löhne zahlen, sollen bessergestellt werden, wie aus der Empfehlung hervorgeht. Als schlecht für die Nachhaltigkeit bewerten die Fachleute zum Beispiel Tabakgeschäfte.

Anreize setzen für Investitionen

Unlängst hatte die Umwelttaxonomie für Aufsehen gesorgt, weil die EU-Kommission Atomkraft unter bestimmten Auflagen als klimafreundlich eingestuft hat. Die Sozialtaxonomie ist ein separates Regelwerk in diesem Klassifikationssystem, das für den Finanzmarkt große Bedeutung hat. Die Taxonomie insgesamt soll Anreize setzen für Investitionen, damit Europa in Sachen Nachhaltigkeit vorankommt.

„Wir brauchen eine Sozialtaxonomie, damit gesellschaftlich sehr wichtige Aspekte bei Investitionsentscheidungen eine wichtige Rolle spielen“, sagt Expertin Schneeweiß. Sollte beispielsweise ein Kleidungshändler in allen Teilen seiner Lieferkette für gute Löhne sorgen und dadurch mehr Kosten haben als Billig-Konkurrenten, so sollte dieser Händler am Finanzmarkt bessergestellt werden und als positiv für die Nachhaltigkeit eingestuft werden. „Die zusätzlichen Ausgaben der Firmen haben einen sozialen Sinn, dies sollte anerkannt und gefördert werden“, sagt die Geschäftsführerin des Arbeitskreises Kirchlicher Investoren in der evangelischen Kirche in Deutschland.

Rückenwind für bezahlbaren Impfstoff

Gäbe es nur eine Umwelt- und keine Sozialtaxonomie, so würden viele Wirtschaftsbereiche durchs Raster fallen, sagt sie. „Die Produktion von bezahlbaren Impfstoffen spielt in der Umwelttaxonomie keine Rolle - sie ist für unsere Gesellschaft aber sehr wichtig und sollte daher ebenfalls Rückenwind durch die Taxonomie bekommen.“

Zugleich darf die Tätigkeit der Firmen keine unerwünschten Nebenwirkungen auf den Umweltbereich haben. Wenn beispielsweise eine Agrarfirma relative gute Löhne zahlt, bei ihrer Produktion aber für einen hohen CO2-Ausstoß oder andere Umweltfolgen verantwortlich ist, so sollte sie nicht als positiv eingestuft werden.

Die Rüstungsbranche fordert, im Rahmen der Sozialtaxonomie als positiv deklariert zu werden, schließlich seien ihre Produkte die Grundlage für die Sicherheit Europas. Dieser Forderung kamen die Fachleute aber nicht nach. „Täten wir das, würden wir die ganze Sozialtaxonomie unglaubwürdig machen“, sagt Expertin Schneeweiß. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Finanzmärkte 2026

apoBank blickt optimistisch auf das Anlagejahr 2026

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse