Fachärzte in NRW entwickeln Wahlleistungskatalog

Viele neue Methoden werden nicht mehr über den EBM abgebildet. Deshalb haben Fachärzte untersucht, welche Leistungen für eine optimale Medizin notwendig sind.

Veröffentlicht:

KÖLN (iss). Fachärzte in Nordrhein-Westfalen wollen Transparenz dahingehend schaffen, welche medizinisch sinnvollen Leistungen nicht von den Krankenkassen bezahlt werden.

Die im Aktionsbündnis Fachärztlicher Organisationen (AFO) engagierten Gynäkologen, HNO-Ärzte, Orthopäden und Urologen haben für ihre Fachbereiche Wahlleistungskataloge entwickelt.

"Wir haben für viele Krankheitsbilder, insbesondere chronische Erkrankungen, Behandlungspfade erarbeitet mit den diagnostischen und therapeutischen Leistungen, die in den Leitlinien empfohlen werden", erläutert Dr. Uso Walter, Vorstandsvorsitzender des HNOnet-NRW.

Viele neue Methoden und auch Beratungsleistungen würden nicht mehr über den EBM abgebildet.

"Die gesamte ambulante Medizin richtet sich an der schnellen Lösung akuter Probleme aus", sagt Walter. Die Versorgung von Patienten mit akuter Mandelentzündung bereite den HNO-Praxen keine Schwierigkeiten.

Anders sehe es aber bei Patienten mit chronischem Schwindel aus. Diagnostische Leistungen und die Begleitung der Patienten seien hier nicht über den EBM erfasst.

"Rund die Hälfte der HNO-Ärzte macht keine Schwindel-Diagnose mehr, weil sich die Anschaffung der Geräte nicht lohnt."

Die Fachärzte hätten untersucht, welche Leistungen notwendig sind, um eine optimale Medizin zu machen, und was die Kassen davon zahlen.

Wenn die Leistungen nicht Teil des GKV-Katalogs sind, gebe es zwei Alternativen: Die Ärzte müssen den Patienten die Leistungen berechnen oder sie versuchen, mit den Kassen Verträge zur integrierten Versorgung zu schließen.

"Es geht uns nicht darum, die Patienten auszunehmen", stellt Walter klar. Auch enthielten die Wahlleistungskataloge nur Leistungen, die wissenschaftlich belegt sind.

Bis Ende Oktober werden alle 2000 Mitglieder des AFO die juristisch geprüften Wahlleistungskataloge erhalten, kündigt er an. Gegen einen Kostenbeitrag stehen sie auch Nicht-Mitgliedern zur Verfügung.

In den Broschüren finden die Ärzte neben den alphabetisch aufgelisteten Wahlleistungen auch Einzelheiten zur juristischen Situation bei Wahlleistungen und den zugrunde gelegten Behandlungspfaden.

Patienten und die interessierte Öffentlichkeit könnten die Kataloge einsehen, sagt Walter. Schließlich gehe es um Transparenz. "Wir versuchen, die Grenzlinie zwischen gesetzlichen und Wahlleistungen deutlich zu machen, weil die Krankenkassen und der Gesetzgeber sich davor drücken."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Beschäftigte arbeiten 2026 2,4 Arbeitstage mehr

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an