Für Investitionen ist jetzt die beste Zeit

Vertragsärzte müssen in den kommenden Jahren einiges in neue Geräte und Online-Anbindung investieren. Das Gute daran: Die Bedingungen für Investitionen sind derzeit so gut wie selten.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Viele Praxen müssen sich bald ein modernes Ultraschallgerät anschaffen.

Viele Praxen müssen sich bald ein modernes Ultraschallgerät anschaffen.

© SuperSonic Imagine

Zwei Milliarden Euro - so hoch schätzt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) den Investitionsbedarf, der sich in den vergangenen Jahren in den Praxen aufgestaut hat. "Die Budgetierung über viele Jahre hinweg hat ihre Spuren hinterlassen", sagt KBV-Vize Dr. Carl-Heinz Müller im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Zwei Milliarden, die Summe ist abstrakt. Konkret drückt sie sich darin aus, dass in nicht wenigen Praxen veraltete Geräte stehen. Das hat wiederum zur Folge, dass die Behandlungsqualität nach dem aktuellen Standard nicht immer gewährleistet werden kann. Die neue Ultraschallrichtlinie beispielsweise soll dazu beitragen, den Behandlungsstandard in den Arztpraxen zu heben.

Die Abschreibungen liegen häufig sehr niedrig

Der Befund der KBV bestätigt sich auch auf der Finanzierungsseite: "Wenn wir Bonitätsunterlagen von Kunden bekommen, dann stellen wir ziemlich oft fest, dass die Abschreibungen quasi bei null liegen", erläutert Cristof Reiser, Leiter Kundenbetreuung der Deutschen Bank für Privat- und Geschäftskunden in Deutschland. Da die Abschreibungsdauer zumindest von Medizingeräten und von Computer-Hardware im Durchschnitt bei fünf Jahren liegt, heißt das, dass in einer solchen Praxis mindestens seit fünf Jahren nicht investiert worden ist.

Die Deutsche Bank lässt die Abschreibungen in Arztpraxen regelmäßig ermitteln. Demnach lagen diese in einer westdeutschen Allgemeinarztpraxis (Einzelpraxis) 2008 im Schnitt bei 8511 Euro. In Prozent des Umsatzes sind das 3,69 Prozent. Die Kollegen in den östlichen Bundesländern kamen auf eine Abschreibungsquote von 3,55 Prozent bzw. auf 7991 Euro. Dabei liegen Allgemeinmediziner mit ihrer Abschreibungsquote im Vergleich zu den anderen Fachgruppen eher im unteren Drittel. Besonders investitionsfreudig - und daher mit einer relativ hohen Abschreibungsquote - sind die Urologen, die in den westlichen Bundesländern eine Abschreibungsquote von 5,31 Prozent verzeichneten, im Osten von 5,19 Prozent.

Radiologen gehören mit zu den Investitionsmeistern

Die Zahlen lassen sich für Betriebsvergleiche nutzen. Wenig überraschend: Vom absoluten Wert her sind die Radiologen auf Platz 1 der Liste: Ihre Abschreibungen lagen 2008 bei mehr als 30 000 Euro - was aber in Prozent des Umsatzes auch nur knapp fünf Prozent waren. Für 2009 liegen die Zahlen noch nicht vor.

Nach den Erfahrungen der Deutschen Bank sind die Abschreibungen bei Praxen mit Praxisinhabern ab 55 Jahren häufig eher niedrig. "In einer Praxis wird trotz solider Einnahmebasis häufig nicht mehr sehr viel investiert", berichtet Reiser. Dabei könne die Rechnung auch für ältere Ärzte durchaus aufgehen - je nachdem, wie schnell sich ein Gerät amortisiert und zu welchem Preis sich die Praxis später verkaufen lässt.

Die Zeiten sind für Investitionen grundsätzlich günstig: Die Zinsen sind so niedrig wie selten zuvor. Die Honorarentwicklung war für viele Ärzte in den vergangenen zwei Jahren durchaus positiv. Und durch die Möglichkeit der degressiven Abschreibung - nur noch 2010 - haben viele Ärzte eine hohe Entlastung bei der Liquidität vor allem in den ersten Jahren nach der Investition.

Öffentliche Förderung erleichtert Finanzierung

Nicht zuletzt gibt es viele Möglichkeiten, die Kreditkonditionen durch öffentliche Fördermaßnahmen, vor allem durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) noch zu verbessern. KBV und KfW richten derzeit in vielen KVen in Zusammenarbeit mit anderen Geldinstituten Informationsveranstaltungen zu den Fördermöglichkeiten aus. Die Resonanz in den KVen sei gut, berichtet KBV-Vize Carl-Heinz Müller. "Auslöser für die Kampagne war das Inkrafttreten der Ultraschallrichtlinie. Wir wollen die Praxen, die in den nächsten Jahren ein neues Ultraschallgerät kaufen, unterstützen", so Müller. Nicht wenige Praxen müssten sich jetzt ein modernes Gerät kaufen, um den vorgegebenen Standard zu erreichen. Hinzu komme, dass ab 2011 in den KVen die Online-Abrechnung eingeführt werde. Auch im IT-Bereich gebe es für Praxen hohen Investitionsbedarf.

Am Ende geht es immer um die Rentabilität

Die Entscheidung, ob sich ein neues Gerät auch rentiert, die könne letztlich nur jeder Arzt für sich treffen, sagt Müller - nach einer Analyse des Bedarfs, der Konkurrenz und auch der Möglichkeiten einer Kooperation. "Vor einer Investition muss dem Arzt klar sein, was er mit ihr erreichen kann. Ein neues Gerät muss immer zur Praxisstrategie passen", sagt auch Banker Cristof Reiser. Wer nicht selbst von den damit möglichen Leistungen überzeugt ist, der wird damit letztlich auch keinen Gewinn machen.

1. Praxisstrategie:

2. Wirtschaftlichkeit: Rentiert sich die Investition? Wie viele Patienten kommen für die Behandlung mit dem neuen Gerät in Frage? Gibt es neue Honorarchancen?

3. Finanzierung: Welche Finanzierungsform ist geeignet? Gibt es Möglichkeiten der Förderung mit öffentlichen Mitteln?

4. Laufzeit: Ist die Nutzungsdauer des Geräts mindestens so lang wie die Finanzierungslaufzeit?

5. Steuerliche Aspekte: Ist der Steuerberater eingebunden? Abschreibungen müssen für Ersatzinvestitionen zurückgelegt werden!

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