Schleswig-Holstein
Geplantes ambulantes COVID-19-Monitoring sorgt für Zündstoff
Die KV Schleswig-Holstein plant ein ambulantes Monitoring für COVID-19-Patienten. Hierfür ist starke Mitarbeit der Ärzte gefragt.
Veröffentlicht:Bad Segeberg. Niedergelassene Ärzte in Schleswig-Holstein sollen mit einem Monitoring den Krankheitszustand ihrer an COVID-19 erkrankten Patienten erfassen und weiterleiten. Die KV fragt derzeit unter ihren Mitgliedern Ärzte ab, die hierzu mit dem Landessozialministerium und den Gesundheitsämtern zusammen arbeiten werden.
„Die KV geht davon aus, dass jede Praxis sich für ein Monitoring Ihrer Patienten zur Verfügung stellt, Aufgabenteilungen nach Absprachen in den Regionen zum Monitoring einer größeren Patientengruppe sind ebenso möglich“, schreibt die KV an ihre Mitglieder.
COVID-19-Fragenbögen bereits fertig
Das ambulante Monitoring sieht über einen Zeitraum von 14 Tagen vor, Patienten zweimal täglich telefonisch zu Kontaktieren, möglichst in zwölfstündigem Abstand. Die entsprechenden Abfragebögen sind bereits vorbereitet. Dabei sollen folgende Parameter abgefragt werden:
- Geringes oder moderates Krankheitsgefühl?
- qSOFA-Kriterien negativ oder positiv (Bewusstseinstrübung, Atemfrequenz > 22, RR <100)?
- O2-Sättigung? Hierzu ist beabsichtigt, dass das Land jedem Patienten ein Pulsoximeter zur Verfügung stellt. Derzeit sind rund 600 davon vorhanden.
Sobald Parameter auffällig werden, soll ein Hausbesuch erfolgen, der nicht delegiert werden kann. Eine stationäre Einweisung ist bei einer Temperatur von mehr als 38 Grad plus O2-Sättigung unter 94 Prozent oder bei vorliegendem pneumonischem Auskultationsbefund oder entsprechendem Infiltrat im Röntgenthorax vorgesehen.
Die Praxen sollen für die Hausbesuche mit Schutzmaterial, das die KV am 23. März erwartet, ausgerüstet werden. Die KV hält auch regionale Kooperationen der Praxen für das Monitoring für möglich.
Hausärzteverband übt Kritik
Der Hausärzteverband im Norden glaubt nicht, dass Ablauf und Strukturen jeder Praxis für das Monitoring geeignet sind. „Die übliche Einzelpraxis wird damit überfordet sein“, sagte Dr. Thomas Maurer der „Ärzte Zeitung“. Der Vorsitzende des Landesverbandes im Norden gab zu bedenken, dass diese zweimalige Abfrage pro Tag auch samstags und sonntags erfolgen soll und dass es dafür Erfahrung brauche.
Er rät seinen Kollegen, eine Teilnahme von der jeweiligen Praxisstruktur abhängig zu machen. „Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, wenn die eigene Praxisstruktur dieses Monitoring nicht zulässt“, so Maurer.
Er präferiert ein solches Monitoring durch größere Einheiten. „Besser, ein Arzt ruft 30 Patienten hintereinander an, als 30 Ärzte jeweils einen Patienten.“ Zur Frage einer möglichen Delegation der Abfrage gab Maurer zu bedenken, dass die Patienten sich voraussichtlich nicht mit einem Gespräch mit einer NäPa zufriedengeben werden. „Die Verunsicherung ist groß. Für die Patienten ist es wichtig, all das, was ihnen vorher schon gesagt wurde, auch nochmal von ihrem Arzt zu hören.“