KBV-Honorarbericht

Hausärzte gewinnen wieder - Fachärzte bleiben im Minus

Wie schon im Vorjahr sinken die Umsätze je Facharztpraxis im ersten Quartal 2013, die der Hausärzte steigen, auch wegen erhöhter Fallzahlen.

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Ungleiche Türmchen - auch beim Arzthonorar.

Ungleiche Türmchen - auch beim Arzthonorar.

© [M] Schmeling / fotolia | sth / sb

BERLIN. Die Gesamtvergütung der Vertragsärzte und -psychotherapeuten ist im ersten Quartal 2013 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,9 Prozent auf 8,322 Milliarden Euro gestiegen.

Die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung nahm dabei um 3,8 Prozent auf 5,776 Milliarden Euro ab, die extrabudgetäre Gesamtvergütung stieg als Folge der Ausdeckelung von psychotherapeutischen Leistungen um 17,9 Prozent auf 2,555 Milliarden Euro. Das geht aus dem Honorarbericht der KBV für das erste Quartal 2013 hervor, der am Freitag publiziert worden ist.

Trotz moderaten Wachstums war der Durchschnittsumsatz aller Praxen - wie schon im Vorjahr - rückläufig: er sank um 0,9 Prozent auf 52.008 Euro.

Dabei zeigt sich eine disparate Entwicklung bei Haus- und Fachärzten. Die Durchschnittsumsätze sinken in jeder Fachgruppe, und zwar um durchschnittlich 2,6 Prozent auf 50.035 Euro. Besonders stark sind die Umsatzrückgänge in den KVen Schleswig-Holstein (minus 5,9 Prozent), Sachsen (minus 4,5 Prozent) Bayerns (minus 4,3 Prozent) und Hessen (minus 4,1 Prozent).

Umsatzzuwachs der Hausärzte durch Mehrarbeit erwirtschaftet

Einen Zuwachs verzeichnen dagegen Hausärzte, und zwar um 2,3 Prozent auf 52.264 Euro. Das Wachstum unterscheidet sich bei Allgemeinärzten, hausärztlich tätigen Internisten und Kinderärzten nur geringfügig.

Ein beachtlicher Honorarzuwachs von sechs Prozent hat in Sachsen dazu geführt, dass die Praxen im hausärztlichen Versorgungsbereich dort mit 62.328 Euro im ersten Quartal 2013 bundesweit an der Spitze stehen.

Mit 62.399 Euro und einem Zuwachs von 6,8 Prozent steht die Gruppe der Allgemeinärzte und hausärztlichen Internisten am besten da. Kinderärzte erzielten mit neun Prozent den höchsten Zuwachs und erreichten einen Quartalsumsatz von durchschnittlich 58.887 Euro.

Ursächlich für die unterschiedliche Umsatzentwicklung bei Haus- und Fachärzten - darauf macht der Hausärzteverband aufmerksam - könnte der Zuwachs der Facharztzahlen sein, während er bei den Allgemeinärzten tendenziell rückläufig ist.

Das heißt: Der Umsatzzuwachs der Hausärzte ist durch Mehrarbeit erwirtschaftet. Dabei stieg die Fallzahl relativ stark um sechs Prozent an, womit der hausärztliche Fallwert rückläufig war. Die KBV führt dies auf den Wegfall der Praxisgebühr zurück.

Generell gilt: Wirtschaftlich gesehen hat der Nordosten Deutschlands einen goldenen Boden für Hausärzte. Dafür gibt es zwei Ursachen: eine überdurchschnittliche Morbidität im Vergleich zum Westen und Süden der Bundesrepublik und eine deutlich geringere Ärztedichte.

Das heißt: Die hohen Umsätze der Hausärzte in den neuen Ländern sind hart erarbeitet. In keiner KV in den ostdeutschen Ländern liegt der Honorarumsatz unter 60.000 Euro.

Aber auch in einigen westdeutschen KVen werden deutlich überdurchschnittliche Umsätze in den Hausarztpraxen erzielt. Das gilt für Niedersachsen, Hessen und Westfalen-Lippe, wo je Praxis im Schnitt ein Quartalumsatz zwischen 57.653 und 54.167 Euro generiert wird.

Psychobereich bleibt Schlusslicht

Mit 0,8 Prozent fiel der Zuwachs in Niedersachsen allerdings gering aus, während Hessen und Westfalen-Lippe ein Wachstum von 4,9 und 3,2 Prozent verbuchten. Auch die Hausärzte in Nordrhein konnten sich freuen: Ihr Umsatz stieg um 6,2 Prozent und liegt nun mit 52.555 Euro leicht über dem Bundesdurchschnitt.

Eine Besonderheit ist in Rheinland-Pfalz zu berücksichtigen: Der weit überdurchschnittliche Honorarzuwachs von 8,8 Prozent ist durch die Auszahlung von bisher nicht verteiltem Honorar ab dem zweiten Quartal 2012 verursacht.

Eine weitere Besonderheit verzerrt die Statistik für Bayern und Baden-Württemberg. Der Rückgang des durchschnittlichen Praxisumsatzes in Bayern von minus 4,6 Prozent ist auf ein starkes Wachstum des dort existierenden Hausarztvertrages zurückzuführen, der eine wachsende Bereinigung der KV-Gesamtvergütung erforderlich macht.

Das Bereinigungsvolumen in Bayern hat sich um knapp 40 auf 65,7 Millionen Euro erhöht. In Baden-Württemberg belief sich das Bereinigungsvolumen auf 69,2 Millionen Euro, das ist ein Zuwachs von 5,9 Millionen Euro im Vergleich zu I/2012.

Der Südwest-Hausarztvertrag scheint somit eine Sättigungsgrenze zu erreichen. Das KV-Honorar der Ärzte steigt nun wieder moderat um 1,8 Prozent, liegt aber mit 42.066 Euro um gut 10.000 Euro unter dem Bundesdurchschnitt. Dies spiegelt aber nicht die tatsächliche wirtschaftliche Situation der Hausärzte im Südwesten wider.

Unter den Fachärzten bleiben Psychiater (34.451 Euro, plus 1,9 Prozent) und Neurologen (40.016 Euro, minus 3,3 Prozent) die Schlusslichter. Um 3,9 Prozent auf 18.650 Euro war das Honorar der Psychotherapeuten rückläufig. (HL)

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Kommentare
Dr. Wolfgang Bensch 26.05.201408:21 Uhr

Ein grundsätzliches Problem in der Analyse

Kosten hat die KBV in ihrem Bericht immer angesetzt, ansonsten würde sie nicht zu Überschüssen kommen können. Das Problem beim Kostenansatz der KBV ist, dass sie Kosten immer als einen fixen Anteil beim Umsatz ansetzt.
Wer 60% des Umsatzes nimmt, kommt auch bei einer hausärztlichen Praxis mit 100 000 €uro Umsatz auf einen Überschuss - und zwar von 40T !!!! Dass man bei einem Umsatz von 100T nur eine "Hobbypraxis" betreibt, betreiben kann, weil die Umsätze nicht ausreichen, die Betriebskosten zu decken, kann die KBV auf Grund ihres Kostenansatzes nie feststellen.

Vergessen wir am Besten die KBV und auch die BÃK. Ein Showdown wird vermutlich zwischen KBV und HÃV stattfinden. Setzt sich der HÃV durch, wird die KBV in Sachen Vergütung von kassenärztlichen Leistungen keine Rolle mehr spielen.

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