Börsenkolumne

Investieren in der Coronakrise – eine Kunst für sich

Dividende? Gestrichen! Corona macht vielen Anlegern einen Strich durch die Rechnung. Doch es gibt resistente Branchen.

Von Dr. Jens Ehrhardt Veröffentlicht:

Als Aktienanleger ist einer der wesentlichen Gründe für den Kauf der Aktien die Vereinnahmung einer regelmäßigen Dividende. Anleger, die mit einem festen Einkommensstrom planen wollen und nicht primär auf Kursgewinne und Wachstumsaktien setzen möchten, die in der Regel wenig Dividenden ausschütten, haben es derzeit schwer.

Erstens haben sich die klassischen Dividendenaktien in den vergangenen Jahren deutlich schlechter entwickelt als der Gesamtmarkt und nun, in der Coronakrise, fallen die sicher geglaubten Dividenden auch noch reihenweise aus. Der Indexanbieter MSCI meldet dazu gerade, dass 33 Prozent des Europäischen High Dividend Yield Index ausgetauscht werden müssen. Aber auch sonst ist das Thema Dividendenkürzungen ganz oben auf der Agenda, wenn man sich die Suchanfragen bei Google anschaut. Diese liegen im Moment 10 Mal höher als im Durchschnitt und deutlich höher als 2008.

Im Jahr 2008 gab es 73 Dividenden-Kürzungen im Stoxx600. Bereits jetzt, kurz nach Ausbruch der Krise, sind es schon mehr als doppelt so viele. Die Kürzungen von Dividenden in Krisen treffen üblicherweise Zykliker stärker. Sektoren wie Autos, Banken, Öl- und Gas, Industrie oder Medien leiden entsprechend mehr. Studien belegen, dass Unternehmen, die ihre Dividenden kürzen und damit das Dividendenversprechen ihren Anlegern gegenüber brechen, sich in der nachfolgenden Zeit tendenziell schlechter entwickeln als der Gesamtmarkt.

Branchen die vergleichsweise immun gegen große Schwankungen sind und mit einer hohen Zuverlässigkeit ihrer Dividenden aufwarten sind Gesundheitsaktien, Technologiewerte, Nahrungsmittelunternehmen und Hersteller von Haushaltsgütern. Diese Unternehmen haben in der Finanzkrise gezeigt, dass sie ihre Dividenden nicht kürzen mussten und konnten das zuletzt auch wieder unter Beweis stellen. Insbesondere Gesundheitsaktien stechen heraus. Sie waren die einzige Branche, die 2008 gar keine Kürzungen zu verzeichnen hatte. Aber auch die Technologieunternehmen, die traditionell eher Aktien zurückkaufen als Dividenden ausschütten, zeigen in diesem Umfeld ihre Vorzüge.

Es zeigt sich, dass die Geschäftsmodelle vieler großer US-Technologieunternehmen sehr robust sind. Das liegt an einem oft hohen Anteil von wiederkehrendem Geschäft und an sehr skalierbaren Geschäftsmodellen mit hohen Margen und wenig Fixkosten. Viele dieser Unternehmen sind nicht verschuldet oder sitzen auf hohen Cash-Beständen oder haben extrem hohe Eigenkapitalquoten.

Fazit: Bei Dividendenaktien zählt nicht primär die Höhe der Dividende, sondern die Kontinuität und das Wachstum. Das lässt sich am ehesten prognostizieren, wenn man sich mit der Stabilität der Geschäftsmodelle auseinandersetzt. Statische Auswahlkriterien und eine passive Auswahl auf Basis historischer Daten führen nicht zum Ziel.

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