Zyto-Ausschreibung

Kassen appellieren an SPD

In einem Brandbrief an die SPD-Politikerin Martina Stamm-Fibich betonen Kassenverbände die Vorteile von Zyto-Ausschreibungen auf Apotheken-Ebene.

Veröffentlicht:

BERLIN. Gleichsam auf den letzten parlamentarischen Metern des Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetzes (AMVSG) hoffen die Kassen, das geplante Ausschreibungsverbot für Zytostatika-Zubereitungen auf Apotheken-Ebene noch kippen zu können. In einem jetzt bekannt gewordenen Brief mehrerer Kassenverbände, darunter AOK Bundesverband, vdek sowie der Dachverband der Betriebskrankenkassen, wird die SPD-Gesundheitsexperting Martina Stamm-Fibich gebeten, sich dafür einzusetzen, dass Zyto-Ausschreibungen mit zubereitenden Apotheken weiterhin möglich bleiben.

Das AMVSG, das demnächst vom Bundestag verabschiedet werden soll, sieht unter anderem vor, dass die Kostenträger künftig nurmehr landesweit einheitlich und nur mit Herstellern Rabatte auf Krebsmittel vereinbaren dürfen. Mit den Apothekern sollen wie gehabt kollektivvertraglich Abschläge auf deren Listen-Einkaufspreise ausgehandelt werden können. Anlass zu der Gesetzesänderung gaben sich häufende Klagen über Versorgungsprobleme infolge exklusiver Lieferverträge mit Zytostatika zubereitenden Apotheken.

Vertane Chance

Die Kassen halten dagegen, dass sich mit apothekenexklusiven Rabattverträgen "GKV-weit Einsparungen von jährlich 600 bis 700 Millionen Euro realisieren" ließen. Das Einsparpotenzial bei Rabattverträgen mit Krebsmittel-Herstellern betrage laut Bundesgesundheitsministerium nur maximal 250 Millionen Euro. Darüber hinaus, argumentieren die Kassen, werde mit einem Verbot apothekenindividueller Ausschreibungen auch "die Chance vergeben, in einem wachsenden, aber manipulationsanfälligen Markt Transparenz und Effizienz zu schaffen". Außerdem könne man selektivvertraglich Einfluss auf Qualität, Service, personelle Ausstattung der Apotheke oder auch deren Informationspflichten nehmen.

Dem stehe eine "wie auch immer motivierte Auswahl der Apotheke durch den Arzt" entgegen. Wobei den Ärzten gleich pauschal Komplizenschaft mit den Offizinbetreibern unterstellt wird: Die Auswahlentscheidungen der Onkologen seien "intransparent, die Versorgung in der Folge unwirtschaftlich".

Für besonders problematisch an der geplanten Gesetzesänderung halten die Kassen schließlich den Eingriff in bestehende Rabattvereinbarungen. Tatsächlich ist vorgesehen, dass Altverträge spätestens drei Monate nach Inkrafttreten des AMVSG beendet werden. Das sei nicht nur aus Gründen des Vertrauensschutzes abzulehnen. "Seit Jahren etablierte Versorgungspfade", heißt es etwas sehr pathetisch, würden gekappt und die Patienten einer "unsicheren Versorgungszukunft überantwortet". (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an