MedTech-Branche fordert einen Innovationspool

Der Bundesverband Medizintechnologie hat seinen Jahresbericht vorgelegt. Darin fordern die Mitglieder von der Politik eine Beschleunigung von Innovationsverfahren und mehr Wahlmöglichkeiten für Patienten.

Veröffentlicht:

BERLIN (reh). "Klare Perspektiven für medizintechnische Innovationen" fordert der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) im Jahresbericht 2010/11 ein. Dabei schwebt dem BVMed die Einrichtung eines Innovationspools vor, um medizintechnische Verfahren schneller den Patienten zur Verfügung stellen zu können. So die Botschaft auf der Mitgliederversammlung am 30. März, auf der der Bericht vorgestellt wurde.

Die Rahmenbedingungen am Innovationsstandort Deutschland für die Entwicklung und Vermarktung moderner Medizintechnologien müssten angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs in einer globalisierten Welt kontinuierlich analysiert und wenn erforderlich weiter angepasst werden, sagte BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan.

Eine weitere Kernforderung des Verbands ist die Beibehaltung des Prinzips "Erlaubnis mit Verbotsvorbehalt" im Krankenhausbereich sowie die Ausdehnung dieses innovationsfreundlichen Prinzips auf den ambulanten Bereich.

Außerdem müssten die Verfahren für neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB) entbürokratisiert, beschleunigt und die Vereinbarung von Entgelten verbindlich gemacht werden.

Zudem wünschen sich die Verbandsmitglieder eine Entbürokratisierung und Beschleunigung der Entscheidungswege.

Das hat die Herbstumfrage 2010 des BVMed, an der sich 139 Mitgliedsunternehmen beteiligten und die nun im Jahresbericht mit veröffentlicht wurde, gezeigt. 60 Prozent der Umfrageteilnehmer stellen diese Forderung, die in Richtung Gemeinsamer Bundesausschuss abzielt. Ein Viertel ist zudem für eine Reform der Selbstverwaltungsorgane.

Dennoch bleiben die Medizintechnikunternehmen optimistisch: Für 2011 erwarten 48 Prozent ein besseres Gewinnergebnis als in 2010. Nur 17 Prozent rechnen mit zurückgehenden Gewinnen. Und das obwohl die Branche durchaus mit den Auswikrungen der Wirtschafts- und Finanzkrise zu kämpfen hat.

Die Unternehmen nennen hier vor allem den stärkeren Preisdruck (70 Prozent), die gestiegenen Rohstoffpreise (41 Prozent), eine generell angespanntere Finanzlage (28 Prozent) sowie höhere Außenstände (27 Prozent) als unmittelbare Auswirkung.

Insgesamt wird dem Standort Deutschland von den Unternehmen aber ein gutes Zeugnis ausgestellt. 60 Prozent sehen ein hohes Versorgungsniveau der Patienten. Als große Stärken werden unter anderem gut ausgebildete Ärzte (57 Prozent) und ein hoher Standard der klinischen Forschung (48 Prozent) genannt.

Weitere Forderungen der Medizintechnik-Unternehmen betreffen die Wahlfreiheit der Versicherten bei ihrem Hilfsmittel-Leistungserbringer (37 Prozent), die Einführung von Mehrkostenregelungen (36 Prozent) oder die Möglichkeit von Kostenerstattung im Einzelfall (33 Prozent).

Die Gesundheitsausgaben im Bereich der Medizinprodukte (ohne Investitionsgüter und Zahnersatz) betragen in Deutschland laut BVMed insgesamt rund 25 Milliarden Euro. Dabei liege der Ausgabenanteil der Gesetzlichen Krankenversicherung an den Ausgaben für Medizinprodukte bei rund 16,5 Milliarden Euro.

Die Branche sieht sich selbst als Jobmotor: Die Kernbranche beschäftigt nach Angaben des BVMed in Deutschland rund 170.000 Menschen in über 11.000 Unternehmen. Weitere 29.000 Mitarbeiter seien im Einzelhandel für medizinische und orthopädische Güter tätig. Dabei seien etwa 15 Prozent der Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) tätig.

96 Prozent der Unternehmen hätten zudem offene Stellen. "Die Berufsaussichten in der Medizintechnologie-Branche sind damit für Ingenieure und Medizintechniker, aber auch für Marketingspezialisten im Allgemeinen ausgezeichnet", schreibt der Verband in seinem Jahresbericht. Es gebe allerdings zunehmend Probleme, diese adäquat zu besetzen.

Im BVMed sind derzeit 234 Industrie- und Handelsunternehmen (Stand März 2011) organisiert.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Praxisberaterin im Interview

So verbessern Kommunen die ärztliche Versorgung vor Ort

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie