Medizinstudium

Neuer Schwung für Reformdebatte

DEGAM-Präsident Professor Ferdinand Gerlach will mit einem Kompromiss den gordischen Knoten im Streit um den Masterplan 2020 durchschlagen.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Die DEGAM um Präsident Professor Ferdinand Gerlach besteht nicht mehr auf einem Pflichtquartal Allgemeinmedizin im PJ.

Die DEGAM um Präsident Professor Ferdinand Gerlach besteht nicht mehr auf einem Pflichtquartal Allgemeinmedizin im PJ.

© Stephanie Pilick

WÜRZBURG. Die Allgemeinmedizin muss im Rahmen einer Reform des Medizinstudiums nicht zwingend ein Pflichtfach im PJ werden.

Mit dieser Position rückt die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) von früheren Forderungen ab.

Stattdessen spricht sich die Fachgesellschaft dafür aus, dass die Studierenden verpflichtend - aber ohne Fächerbindung - ein Quartal ihres PJ in einer vertragsärztlichen Praxis absolvieren, erläuterte DEGAM-Präsident Professor Ferdinand Gerlach am Freitag beim Medizinischen Fakultätentag (MFT) in Würzburg.

Weitere Elemente des Kompromissvorschlags: Das PJ sollte in Quartale eingeteilt und das Fach Allgemeinmedizin Teil der mündlich-praktischen Prüfung im abschließenden Staatsexamen M3 werden.

Drei Bedingungen müssen erfüllt sein

Wenn diese drei Bedingungen erfüllt sind, sei die DEGAM bereit, auf die bisher vierwöchige Pflichtfamulatur in hausärztlichen Praxen zu verzichten. Gerlach stellte klar, eine Landarztquote habe, anders als oft behauptet, nie zu den Forderungen der Fachgesellschaft gehört.

Der DEGAM-Vorstoß ist auch eine Reaktion auf die zwischen Kultur- und Gesundheitsministern der Länder festgefahrenen Verhandlungen über den "Masterplan Medizinstudium 2020".

In Kürze will eine Gruppe aus Staatssekretären der Länder die strittigen Punkte ausräumen - dazu gehörte bisher auch das Pflichtquartal Allgemeinmedizin.

Gelingt dies, könnten Mitte Juni die Kulturminister den Kompromiss festklopfen, Ende Juni müsste die Gesundheitsministerkonferenz ihr Plazet geben.

Masterplan nur im Paket

Alle Beteiligten treibt offenbar die Angst vor dem Scheitern des Projekts um. Der Masterplan ist strittig, weil in ihm Reformen des Medizinstudiums mit versorgungspolitischen Zielen verknüpft werden. "Die Approbationsordnung ist das denkbar schlechteste Instrument, um Versorgungsprobleme zu beheben", monierte Professor Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg.

Myriam Heilani von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden beklagte die starke Verschulung des Medizinstudiums. Sie forderte, stattdessen müssten - wie im späteren Beruf - Eigenverantwortung und Selbstständigkeit im Fokus stehen.

Als Vertreterin des Bundesgesundheitsministeriums gab Dr. Antje Beppel keine Details des Masterplans preis. Man habe sich auf 30 bis 40 Maßnahmen verständigt. Allerdings sei in den Bund-Länder-Verhandlungen Vertraulichkeit vereinbart worden.

Den Masterplan gebe es nur im Paket: "Nichts ist vereinbart, bevor alles verhandelt ist", sagte sie. Sie kündigte an, nach der Einigung von Kultus- und Gesundheitsministern werde es keine weitere Abstimmungsrunde mit den Verbänden geben.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Privatmedizin – Tipps für Einsteiger

Niederlassung als Privatarzt? „Nicht zu groß einsteigen!“

Kooperation | In Kooperation mit: dem Tag der Privatmedizin

Hörsaalgeflüster

Südkorea: Klinikalltag im Ausland

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Anne C. Leber 06.06.201615:15 Uhr

Leserzuschrift von Klaus Schäfer

Auch ich freue mich über den neuen Schwung.

Ein Argument wird meines Erachtens allerdings in der Debatte viel zu wenig beachtet: Es ist eigentlich egal, wo auch immer man ärztlich tätig sein wird, man wird mit Hausärzten zusammenarbeiten dürfen/müssen.
Wenn man dann weiß, wie der Betrieb in einer Hausarztpraxis aussieht, wird m.E. das der Zusammenarbeit hilfreich sein, weil man vielleicht etwas mehr Verständnis für den anderen aufbringen kann.
Die Hausärzte wissen alle, wie Arbeit in der Klinik aussieht andersherum leider oft nicht.

Übrigens hielte ich es auch nicht für verkehrt, wenn für die Zulassung zur Facharztprüfung in allen Fächern eine Zeit in der ambulanten Praxis Voraussetzung wäre.

Dabei gehe ich aus von einer dann besseren Zusammenarbeit über Fach- und Sektorengrenzen hinweg.

Klaus Schäfer
FA für Allgemeinmedizin
Sportmedizin - physikal. Therapie
Hausärzteverband Hamburg
Ehrenvorsitzender

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel