Ärzte-Umfrage

Note 4+ für Pharma-Außendienst

Viele Niedergelassene sind von Pharma-Referenten genervt - vor allem wenn diese unangemeldet in die Praxis kommen. Was die Mediziner an den Außendienstlern noch stört und was sie sich von ihnen erhoffen, zeigt die erste Auswertung einer großen Umfrage.

Veröffentlicht:
Die Ärzte nerven die unangemeldeten Besuche der Pharma-Referenten.

Die Ärzte nerven die unangemeldeten Besuche der Pharma-Referenten.

© Klaus Rose

KÖLN. Viele niedergelassene Ärzte haben ein ambivalentes Verhältnis zu Pharma-Referenten, die ihre Praxis besuchen.

Sie sind mit dem Angebot der Außendienst-Mitarbeiter an vielen Punkten unzufrieden, möchten aber auch nicht auf sie verzichten.

Das zeigt ein aktuelles Projekt des Düsseldorfer Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (IFABS).

Das Institut hatte niedergelassenen Ärzten angeboten, mit einem "Pharma-QuickCheck" die Qualität von Pharma-Referenten zu bewerten.

Die Resonanz ist groß: Knapp 5000 Ärzte haben sich inzwischen an der Erhebung beteiligt. "Wir haben offensichtlich einen Nerv getroffen", sagt IFABS-Leiter Klaus-Dieter Thill.

Auf der Schulnotenskala von 1 bis 6 erhalten die Pharma-Referenten im Durchschnitt die Note 3,8.

Die fünf von den Ärzten am häufigsten genannten Stärken sind der Erhebung zufolge sehr gute Fortbildungsangebote, Verständnis für die Situation der Ärzte, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, persönliche Betreuung sowie kompetente Informationen, die über reine Produktaspekte hinausgehen.

Unangemeldete Besuche nerven

Als Schwächen des pharmazeutischen Außendienstes führen die Ärzte in der Befragung auf: zu häufige Besuche, Besuche ohne Anmeldung, die ständige Wiederholung gleicher Informationen, antrainierte Standard-Gespräche und unglaubwürdige Gesprächsunterlagen.

Die unangemeldeten Besuche zur Kurzinformation über einzelne Präparate seien aus Sicht der niedergelassenen Ärzte das größte Ärgernis, berichtet Thill.

"Sie bringen häufig den Praxisbetrieb durcheinander, führen zu Beschwerden von Patienten und haben auch inhaltlich keinen Wert."

Die Erwartung der Praxisinhaber an die Außendienst-Mitarbeiter der Pharmaindustrie hat sich verschoben, sagt Thill. "Die Ärzte erwarten mehr als die reine Produktinformation."

Das liege zum Teil daran, dass sich aufgrund der geringen Anzahl von Innovationen der Stellenwert dieses Aspekts verringert hat. Außerdem gingen die Ärzte zunehmend dazu über, sich die Informationen aus anderen Quellen zu holen.

Thema Praxisführung kommt an

Das IFABS hat die Ärzte auch gefragt, für wie ersetzbar sie die Präparateinformationen des Außendienstes halten. Dabei ergab sich ein Durchschnittswert von 78 Prozent. 100 Prozent hätte "vollständig ersetzbar" bedeutet.

Laut der Erhebung entfällt beim Besuch der Pharma-Referenten im Durchschnitt nur noch knapp die Hälfte der Gesprächsdauer auf die produktbezogene Fachinformation.

Besonders gute Noten erhalten die Pharma-Referenten, die den Ärzten Hilfen bei der Praxisführung anbieten. Dabei geht es zum Beispiel um Fortbildungen für das Praxisteam oder um Unterstützung beim Praxismanagement, der Organisation oder dem Marketing.

"Die Pharmaunternehmen müssen sich Gedanken darüber machen, wie das Leistungsspektrum der Außendienst-Mitarbeiter künftig aussehen soll", folgert Thill aus den Ergebnissen. (iss)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Beschäftigte arbeiten 2026 2,4 Arbeitstage mehr

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an