Spracherkennung für niedergelassene Ärzte bald Alltag?

Mit einer Befundung via Mikrofon direkt ins Arztinformationssystem und einer Cloud-Lösung soll die Spracherkennung jetzt den ambulanten Bereich erobern.

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In Kliniken gelebte Praxis: Statt zu tippen, werden Befunde der Software diktiert.

In Kliniken gelebte Praxis: Statt zu tippen, werden Befunde der Software diktiert.

© Nuance

BERLIN (gvg). Bei der IT-Messe conhIT hat Nuance einen neuen technologischen Ansatz für seine Spracherkennungslösungen vorgestellt. Zusammen mit dem Praxis-EDV-Hersteller medatixx wurde außerdem eine gemeinsame Lösung für eine in die EDV integrierte Spracherkennung präsentiert.

Im Gespräch mit der Ärzte Zeitung betonte Janet Dillione, Vice-President für Healthcare bei Nuance, dass Spracherkennung im Gesundheitswesen heute nicht nur in der Radiologie als ausgereifte Technologie zu betrachten sei. "Wir haben rund achtzig unterschiedliche medizinische Vokabulare, und die Erkennungsraten liegen bei richtigem Einsatz mittlerweile im Bereich von 95 bis 97 Prozent."

Tatsächlich habe die Zahl der Nutzer in nicht-radiologischen Einrichtungen in den letzten Jahren deutlich zugenommen, so Dillione. So gebe es in Skandinavien eine ganze Reihe von Krankenhäusern, die fast durchgängig auf Spracherkennung setzen. In Deutschland wird das ebenfalls langsam salonfähiger. Ein Beispiel ist die Evangelische Stiftung Augusta, die in ihren Kliniken die Spracherkennung bereits standortübergeifend nutzt.

Auch im niedergelassenen Bereich wollen die IT-Unternehmen Spracherkennung attraktiver machen. Der Praxis-EDV-Hersteller medatixx hat bei der conhIT 2011 zusammen mit Nuance die Lösung "ixx.voice powered by Nuance" vorgestellt. Ixx.voice hat mehrere Module, die die unterschiedlichen Nutzerpräferenzen abbilden sollen. Klassische digitale Diktate sind genauso möglich wie eine Befundung direkt im Arztinformationssystem, wobei der Arzt während des Sprechens frei auf seinem Rechner navigieren kann.

Einen weiteren Schub für die Spracherkennung könnte der Weg in die so genannte Cloud bedeuten. Bei einem Cloud-basierten Ansatz liegt die Spracherkennungssoftware nicht auf dem Rechner des Arztes, sondern in einem Rechenzentrum. Das hat eine Reihe von Vorteilen: So können nötige Anpassungen ohne Update in der Praxis zentral vorgenommen werden. Jede Art von Endgeräten bis hin zum iPhone kann ohne viel Aufwand genutzt werden. "Vor allem aber wird die Integration in die IT-Systeme einfacher und kostengünstiger", so Dillione. Eine medizinische EDV "fit" für die Spracheingabe zu machen sei bei einer Cloud-basierten Lösung eine Sache von Minuten.

In Deutschland, wo medizinische Daten eine Einrichtung nicht so ohne Weiteres "verlassen" dürfen, könnten Cloud-Lösungen dennoch interessant sein. Denn es gibt die Option der "privaten" Cloud, bei der die Datenverarbeitung nicht auf einem Server des Unternehmens, sondern auf dem Server einer medizinischen Einrichtung oder eines Netzwerks erfolgt.

Im Klinikbereich wäre vorstellbar, dass eine private Klinikkette oder ein Krankenhaus mit mehreren Standorten allen Ärzten eine Cloud für die Spracherkennung anbietet. Im niedergelassenen Umfeld wären Cloud-basierte Installationen in Ärztenetzen denkbar. Genauso könnten aber auch Praxis-EDV-Hersteller mit der KV kooperieren und ihren Kunden via KV-Netz Spracherkennung anbieten. "Wir sehen global einen Trend hin zu Spracherkennung im ambulanten Bereich. Die Datenschutzanforderungen sind dabei unterschiedlich, aber sie sind lösbar", so Dillione.

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