BÄK sieht Chancen

Telemedizin schon bald im EBM?

Die Überwachung kardialer Implantate könnte 2014 die erste telemedizinische Indikation sein, die den Weg in den EBM findet. Das war auf dem BÄK-Fortbildungskongress zu hören. Die Bundesärztekammer sieht in der Telemedizin drei wesentliche Chancen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Zufriedenes Lächeln: Für Ärzte könnte sich die Erbringung telemedizinischer Leistungen bald auch in der EBM-Vergütung niederschlagen.

Zufriedenes Lächeln: Für Ärzte könnte sich die Erbringung telemedizinischer Leistungen bald auch in der EBM-Vergütung niederschlagen.

© Kurhan / fotolia.com

BERLIN. Im Sommer 2013 hatten sich KBV und GKV-Spitzenverband im Zusammenhang mit der im Versorgungsstrukturgesetz geforderten Erstattung telemedizinischer Leistungen auf eine Rahmenvereinbarung geeinigt.

Vor der Wahl hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel mehrfach angemahnt, hier endlich konkreter zu werden. Jetzt deutet sich tatsächlich eine erste Konkretisierung an.

Es sehe derzeit so aus, als ob die Überwachung kardialer Implantate in Kürze als erste telemedizinische Position Eingang in den EBM halten könnte, sagte Dr. Johannes Schenkel vom Telematik-Dezernat der BÄK.

Das wäre ein Erfolg, an dem viele engagierte Ärzte allerdings auch lange gearbeitet haben. Ob diese (mögliche) Entscheidung im Hinblick auf andere Indikationen eine Schrittmacherfunktion hat, bleibt abzuwarten.

Telemedizin kontert Demographie

Die Bundesärztekammer sieht grundsätzlich drei wesentliche Chancen der Telemedizin. Zum einen könne die Technologie einen Beitrag zur Versorgungsgerechtigkeit in unterversorgten Regionen leisten, so Schenkel beim 38. Interdisziplinären Forum der BÄK.

Die Kammer bescheinigt der Telemedizin auch einen Beitrag zur Lösung demographischer Probleme, wobei die Methode in diesem Kontext nicht überbewertet werden dürfe.

Schließlich sei die Verbesserung des interkollegialen Austauschs und damit der Berufszufriedenheit gerade von Ärzten in Einzelpraxen ein wichtiges Argument für die Umsetzung telemedizinischer Versorgungskonzepte.

Neben offenen juristischen und finanziellen Fragen sieht Schenkel die in vielen Bereichen noch dürftige Evidenzlage für telemedizinische Anwendungen als einen der wichtigsten Hemmschuhe.

"Studien in diesem Bereich sind allerdings auch methodisch schwierig, da Telemedizin als eine komplexe Intervention zu sehen ist, bei der immer an mehreren Stellschrauben gedreht wird."

Gute Daten gibt es weiterhin vor allem aus der Neurologie und der Kardiologie. Dr. Peter Müller-Barna, Netzwerkkoordinator des südostbayerischen Schlaganfallnetzwerks TEMPiS, präsentierte in Berlin aktuelle TEMPiS-Auswertungen, die zeigen, dass das international sichtbarste deutsche Telemedizinprojekt seine Erfolgsgeschichte fortschreibt.

So steigt die Zahl der in den TEMPiS-Satellitenkliniken telemedizinisch versorgten Patienten weiter an. Sie liegt mittlerweile bei über 7200 Patienten pro Jahr, darunter über 4000 Videotelekonsile.

Mortalitätssenkung bei Herzinsuffizienzpatienten

Auch die medizinischen Erfolgsindikatoren entwickeln sich weiter in die richtige Richtung.

Die Lyserate in den TEMPiS-Satellitenkliniken liegt mittlerweile bei stolzen 15,5 Prozent und damit annähernd doppelt so hoch wie 2006, dem Jahr der ersten internationalen Publikation von TEMPiS-Daten.

Kürzlich wurde auch eine bevölkerungsbasierte Analyse der Throombolyserate vorgelegt, die zeigt, dass in der Region Südostbayern 10,4 Prozent aller Schlaganfallpatienten lysiert werden. Das erreicht kaum eine andere Region in Deutschland, auch nicht als gut versorgt geltende Ballungszentren wie Berlin oder das Ruhrgebiet.

Während es in der Schlaganfalltelemedizin im Jahr 2014 vor allem darum gehen dürfte, existierende Netze weiter zu etablieren und noch unterversorgte Regionen anzuschließen, stehen die Zeichen in der Kardiologie eher auf Datenakquise.

Für Aufsehen hatte kürzlich die IN-TIME-Studie gesorgt, die erstmals eine Mortalitätssenkung bei Herzinsuffizienzpatienten durch telemedizinische Überwachung mit Hilfe eines kardialen Implantats demonstrieren konnte.

Potenzial bei invasivem Monitoring

In Sachen invasives Monitoring bei Herzinsuffizienz ist in Kürze noch einiges mehr zu erwarten.

Die noch laufende OptiLINK-Studie arbeitet mit einer pulmonalen Impedanzmessung als Monitoringparameter bei Herzinsuffizienz, in der LAPTOP-Studie wird der Druck im linken Vorhof gemessen.

In Deutschland ruhen viele Augen auf der TIM-HF II-Studie, die in Brandenburg 1500 Patienten von 400 niedergelassenen Ärzten per Telemonitoring überwachen will. Die Telemedizin bleibt also auch 2014 ein dynamisches Thema.

Lesen Sie dazu auch: Montgomery: Einfluss der Politik auf Selbstverwaltung sollte nicht wachsen

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Angebot an Hausarztpraxen und Patienten

Neue Regionen für dermatologisches Telekonsil in Sachsen

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar