Kooperation | In Kooperation mit: apoBank

Heilberufler-Umfrage

„Über das Gesamtjahr hat sich vieles ganz gut reguliert“

Welche wirtschaftlichen Folgen hatte die Pandemie für Ärzte? Daniel Zehnich und Ramona Krupp von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank ziehen nach der Heilberuflerumfrage im Interview Bilanz.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Ärzte Zeitung: Frau Krupp, Herr Zehnich, die Lage in den Praxen normalisiert sich. Die Ergebnisse der Umfrage der apoBank zu den Folgen der Pandemie für Praxen zeichnen eher ein pessimistisches Bild. Wie haben Ärzte und andere Heilberufler die Pandemie überstanden?

Daniel Zehnich: Insgesamt sicher passabel, auch wenn vor allem die ersten Wochen der Pandemie sehr herausfordernd waren. Über das Gesamtjahr hat sich doch vieles wieder ganz gut reguliert. Aber die Heilberufler sind vorsichtiger geworden, sie haben sich bei den Investitionen zurückgehalten, um sich zu schützen, und viele haben zeitweise auf privates Vermögen zur Überbrückung oder auf staatliche Maßnahmen zurückgegriffen, um gut über die Runden zu kommen.

Wenn Sie die Situation mit der im vergangenen Jahr vergleichen, als Sie zum ersten Mal die Heilberufler befragt haben: Wo liegen die Unterschiede zu heute?

Ramona Krupp: Allein schon in der Beteiligung: Damals hatten wir ganz schnell mehr als 1000 Teilnehmer, die Unsicherheit war angesichts ausbleibender Patienten groß. Die Umfrage war damals eine gute Plattform, um die noch ganz neuen Eindrücke von der Pandemie auszudrücken...

Zehnich: ... und jetzt wird das Missverhältnis zwischen Arbeitsbelastung und wirtschaftlicher Situation stärker gespürt als damals. Die Heilberufler haben gelernt, mit der Situation umzugehen – und sie nehmen die Schwächen der ergriffenen Maßnahmen besser wahr. Das führt teilweise sogar zu mehr Unzufriedenheit.

Daniel Zehnich, Leiter Gesundheitsmärkte und -politik der apoBank.

Daniel Zehnich, Leiter Gesundheitsmärkte und -politik der apoBank.

© apoBank

Die Risikovorsorge der Bank ist 2020 sogar heruntergefahren worden – das spricht zumindest nicht für große wirtschaftliche Probleme Ihrer Kunden…

Zehnich: Die Schockwellen haben die Bank in der Tat nicht in einem größeren Maße erreicht. Wenn wir mit Heilberuflern einen Kreditvertrag abschließen, sind wir in der Regel sehr sicher, dass der Arzt oder die Ärztin, Zahnarzt oder Apotheker ihren Kredit auch bedienen kann. Eine Unsicherheitsphase zwischendurch ist da eingepreist.

Jeder dritte Umfrageteilnehmer hat Ausgleichsmaßnahmen bei der KV beantragt, 52 Prozent nicht. Sind diese also glimpflich davongekommen?

Zehnich: Es heißt jedenfalls nicht, dass sie keine Schwierigkeiten hatten. Vielleicht haben sie nur nicht versucht, Unterstützung zu bekommen, oder sie erfüllten die Voraussetzungen nicht, weil sie nicht unter 90 Prozent der Vorjahresquartalsumsätze gefallen sind.

Was konnten denn Heilberufler tun, um die Pandemie möglichst gut zu überstehen?

Zehnich: Als wir am Anfang in Webinaren Best-Practice-Beispiele gezeigt, über Hygienekonzepte und modifizierte Abläufe berichtet haben, da haben teilweise mehr als 2000 Heilberufler teilgenommen, das Informationsbedürfnis war riesig. Viele haben auch geschaut, wie in dieser Situation digitale Angebote helfen können. Diejenigen, die vorher schon aktiv waren, hatten natürlich einen Vorteil.

Ramona Krupp, Prokuristin Gesundheits-märkte und-politik.

Ramona Krupp, Prokuristin Gesundheits- märkte und -politik.

© Deutsche Apotheker- und Ärztebank

Wie sind in so einer Lage Investitionen zu sehen – fehlgeleitetes Geld oder Ansatzpunkte, um die Krise in der Praxis gut zu überstehen?

Krupp: Es ist sicher nicht gut, in so einer Situation auf Teufel komm‘ raus zu investieren. Aber eben digitale Anwendungen, die helfen, die Krise zu überstehen und gleichzeitig für die Zukunft gut nutzbar sind – da lohnt es sich, auch in der Krise zu investieren.

Wenn man den Blick auf die Fragen zur Performance der Bundesregierung und des Gesundheitssystems lenkt, fällt eine sehr kritische Beurteilung auf, sie ist vor allem noch kritischer geworden, im Vergleich zum Vorjahr. Was ist da schief gelaufen?

Krupp: Das hängt auch mit dem Zeitpunkt der Umfrage im Frühjahr zusammen. Die Ärzte wollten sich in der Impfkampagne einbringen, durften aber noch nicht so viel, wie sie wollten. Wir müssen auch differenzieren: Es sind alles Heilberufler, aber sie sind auch Menschen mit Meinungen zur Politik, wie alle anderen und damals gab es viele kritische Stimmen. Kritisch auch, weil viele das Gefühl hatten, die Politik hat eher nur reagiert, ist der Pandemie hinterhergelaufen.

Auch die Beurteilung, wie sich die Pandemie auf das Ärztebild in der Gesellschaft auswirkt, ist sehr pessimistisch. Woher kommt diese Haltung?

Krupp: Das ist eher eine Frage der Selbstwahrnehmung. Objektiv kann man sicher nicht sagen, dass das Ansehen der Heilberufler nach der Pandemie gelitten hätte, und schon gar nicht der Ärzte.

Zehnich: Die Sorge war groß, insgesamt von der Unzufriedenheit in der Bevölkerung etwas abzubekommen, weil gerade die Ärzte ja immer viel im Austausch mit Patienten sind. Das Bild hat sich aber in dem Moment gedreht, als mehr Impfstoff kam und die Arztpraxen mitgenommen wurden. Heute wäre die Einschätzung vermutlich eine deutlich positivere.

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