Fall Niels H.

Vize-Stationsleiterin vor Gericht

Im Fall Niels H. soll gegen die stellvertretende Stationsleiterin das Hauptverfahren eröffnet werden..

Veröffentlicht:

OLDENBURG. Das Oldenburger Oberlandesgericht hat das Landgericht Oldenburg angewiesen, gegen die erste stellvertretenden Stationsleiterin der Intensivstation des Krankenhauses Delmenhorst (heute St. Josef Hospital) die Hauptverhandlung zu eröffnen. Sie soll die Tötungen durch Pfleger Niels H. billigend in Kauf genommen haben. Der Vorwurf lautet: Totschlag durch Unterlassen. Damit werden vor dem Landgericht nun gegen insgesamt vier ehemalige Mitarbeiter des Krankenhauses die Hauptverhandlungen eröffnet.

Die Oldenburger Staatsanwaltschaft hatte neben H. insgesamt vier Pfleger und zwei Ärzte angeklagt. Das Landgericht hatte aber nur die Klage gegen die beiden Ärzte und den Leiter der Intensivstation zugelassen. Nach einer entsprechenden Beschwerde der Staatsanwaltschaft hat das OLG entschieden, dass das Landgericht nun auch Anklage gegen die Stellvertretung des Stationsleiters zulassen muss.

Das OLG sei überzeugt, dass die stellvertretende Stationsleiterin ihrer Schutzpflicht nicht nachgekommen sei, hieß es. Die Beschuldigten "sollen im Anschluss an den Tod von Patienten die Begehung weiterer Tötungsdelikte durch Niels H. tatsächlich für möglich gehalten haben, jedoch nicht eingeschritten sein und somit – bis zu fünf – weitere Taten billigend in Kauf genommen haben", teilt dasOLG mit.

Zu den Aufgaben der stellvertretenden Stationsleitung habe es gehört, die Patienten der Intensivstation als Beschützergarantin vor Gefahren zu bewahren, sagte die Richterin am Oberlandesgericht, Bettina von Teichmann, im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Außerdem hätte die Stellvertreterin als sogenannte Bewachergarantin dafür sorgen müssen, das Niels H. keinen Schaden anrichtet. Zwar habe die Beschuldigte ihren unmittelbaren Vorgesetzten über konkrete Verdachtsmomente informiert. Als er nicht reagierte, hätte sie aber an die nächste Führungsebene herantreten müssen – auch dann, wenn sie zum Beispiel dienstrechtliche Konsequenzen fürchtete, so von Teichmann. Wann der Prozess beginnt, steht noch nicht fest.

Niels H. soll in den Krankenhäusern Oldenburg und Delmenhorst 97 weitere Patientinnen und Patienten getötet haben. Wegen sechs Taten wurde er zuvor bereits zu lebenslanger Haft verurteilt. (cben)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an