MRT

Unbedenklich selbst in der Frühschwangerschaft

Die Magnetresonanztomografie (MRT) gilt für Schwangere im zweiten und dritten Trimenon als sichere Untersuchungsmethode. Für das Ungeborene scheint sie relativ sicher zu sein, und zwar egal in welchem Trimenon sie stattfindet.

Von Dr. Dagmar Kraus Veröffentlicht:

TORONTO. Die Bedenken gegenüber dem Einsatz einer MRT in der Frühschwangerschaft basieren auf der Befürchtung, dass aufgrund der starken Magnetfelder und der magnetischen Wechselfelder im Radiofrequenzbereich das in der Phase der Organogenese besonders empfindliche fetale Gewebe erwärmt werden und somit Schaden nehmen könnte. Unklar ist auch, welche Konsequenzen der hohe Lärmpegel während der Untersuchung für das Ungeborene hat. Das Kontrastmittel Gadolinium wird während der gesamten Schwangerschaft als kritisch beurteilt, im ersten Trimenon vor allem aufgrund seiner direkten teratogenen Effekte, im zweiten und dritten, weil man befürchtet, dass Gadolinium über die Plazenta in den Fötus gelangt, über die fetalen Nieren in die Amnionflüssigkeit ausgeschieden und erneut vom Ungeborenen aufgenommen werden könnte.

Aktuell gilt die Empfehlung, im ersten Trimester auf eine MRT und während der gesamten Schwangerschaft auf kontrastmittelunterstützte Aufnahmen, wenn möglich, zu verzichten. Denn belastbare Daten vor allem zur langfristigen Sicherheitder Methode gibt es kaum. Die lieferten nun Radiologen und Gynäkologen aus Kanada im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie.

Die Mediziner um Joel G. Ray vom St. Michael´s Hospital in Toronto nutzten dafür die Universal-Health-Care-Datenbank, in der für die Provinz Ontario alle Geburten inklusive der Patientenakten von Mutter und Kind gelistet und nachgehalten werden (JAMA 2016; 316: 952–961). In ihrer Auswertung berücksichtigt haben die kanadischen Mediziner alle Geburten nach der 21. Schwangerschaftswoche im Zeitraum von 2003 bis 2015, insgesamt 1.424.105. Davon hatten 5654 Frauen während der Schwangerschaft eine MRT machen lassen müssen, 1737 Frauen bereits im ersten Trimenon und 397 mit Kontrastmittel. Die Kinder wurden im Schnitt vier Jahre nachbeobachtet.

Frauen, bei denen bereits in der Frühschwangerschaft eine MRT durchgeführt worden war, hatten im Vergleich zu Schwangeren ohne Kernspintomografie kein höheres Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden. Auch fanden sich bei den Kindern nicht mehr kongenitale Anomalien, Neoplasien oder Hörverluste. Dabei spielte es keine Rolle, zu welchem Zeitpunkt im ersten Trimenon die Kernspintomografie stattgefunden hatte; wenn die MRT jedoch im Zeitraum zwischen 6 und 11 Gestationswochen lag, stieg das Risiko der Kinder zu erblinden.

Als weniger unbedenklich stellte sich die kontrastmittelverstärkte MRT heraus. Zwar blieb das Fehlbildungsrisiko davon unbeeinflusst, doch das Risiko der Kinder, innerhalb der ersten vier Lebensjahre eine rheumatische, entzündliche oder infiltrative Hauterkrankung zu entwickeln, stieg um 36 Prozent, wenn auch Erkrankungen im Sinne einer nephrogenen systemischen Fibrose insgesamt sehr selten vorkamen. Das Risiko für Fehlgeburten und neonatale Todesfälle erhöhte sich um mehr als das Dreifache, wobei in der Gadolinium-MRT-Gruppe insgesamt nur sieben Fälle beschrieben waren.

Die aktuell geltenden Empfehlungen zur Sicherheit der MRT in der Schwangerschaft sehen die kanadischen Mediziner als bestätigt. Eine Schwangerschaft sei somit keine Kontraindikation für eine Magnetresonanztomografie, auch nicht in der Frühphase, wie Ray und seine Kollegen erklären. Allerdings raten die Autoren, Magnetfeldstärken von 1,5 Tesla nicht zu überschreiten. Auf eine Kontrastmittelgabe sollte möglichst verzichtet werden. Gadolinium berge in jeder Schwangerschaftsphase Gefahren für das Ungeborene. Es erhöhe das Risiko der Kinder, tot zur Welt zu kommen oder kurz nach der Geburt zu sterben und forciere die Manifestation rheumatischer, entzündlicher oder infiltrativer Hauterkrankungen.

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