Plädoyer für konsequenten Lungensport bei COPD

WIESBADEN (ikr). Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) haben nach neuen Studien oft auch Depressionen. Etwa jeder dritte Patient ist betroffen. Bei denjenigen mit schwerer COPD, also einer Einsekundenkapazität (FEV1) von unter 50 Prozent des Sollwertes, sind es sogar 40 Prozent. Deutlich gemindert werden die Symptome durch körperliches Training, das der neuen COPD-Leitlinie zufolge jetzt einen besonders hohen Stellenwert hat.

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Körperliches Training sollte wie die Pharmakotherapie fester Bestandteil in der Langzeittherapie bei COPD sein, sagte Professor Heinrich Worth, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga, beim Internisten-Kongress in Wiesbaden. Training sei außer der Raucherentwöhnung die effektivste und am besten durch Studien belegte nicht-medikamentöse Maßnahme.

Durch regelmäßiges körperliches Training lasse sich der Teufelskreis von zunehmender Atemnot und körperlicher Schonung durchbrechen. Worth: "Die Patienten haben weniger Atemnot und werden im Alltag wieder belastbarer. Außerdem haben sie weniger Depressionen und weniger Exazerbationen und müssen seltener ins Krankenhaus." Auch Patienten mit schwerer COPD profitieren nach den Ergebnissen randomisierter, kontrollierter Studien von regelmäßigem Training.

Besonders geeignet sind bei COPD Ausdauersportarten wie Wandern, Radfahren und Schwimmen. Hierbei sei die Belastungsintensität und damit das Atemminutenvolumen und die Luftströmung in den Atemwegen relativ niedrig, so Worth. Aber auch Krafttraining habe sich als effektiv erwiesen. Sinnvoll seien, besonders für schlecht trainierte ältere Patienten, auch Koordinationsübungen wie das Jonglieren mit Bällen.

Bei Patienten, für die ein allgemeines körperliches Training wegen Begleitkrankheiten nicht infrage kommt, können nach der neuen COPD-Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie auch isolierte Trainingsprogramme zum Training der Arm- und Beinmuskulatur hilfreich sein.

"Wichtig ist es, dass wir die Patienten beim Training nicht überfordern", sagte Worth. Das Training müsse den Patienten Spaß machen, damit sie auch langfristig bei der Stange blieben.

Worth empfiehlt, vor Trainingsbeginn eine gründliche Eingangsuntersuchung mit einer Spiroergometrie zu machen. Patienten etwa, die eine FEV1 von mindestens 60 Prozent des Sollwertes und eine Belastbarkeit von mindestens 50 Watt (mehr als ein Watt pro Kilogramm Körpergewicht) haben und ansonsten keine chronischen Krankheiten wie Diabetes oder KHK, können an einer ambulanten Lungensport-Gruppe teilnehmen. Falls eine solche nicht in Wohnortnähe vorhanden ist, könnten solche Patienten auch am üblichen Breitensport teilnehmen, sagte Worth zur "Ärzte Zeitung".

Bei Patienten mit schwerer COPD sei zunächst eine stationäre Reha erforderlich. Wichtig sei dabei jedoch, das körperliche Training nach Beendigung stationärer Reha-Programme im ambulanten Bereich fortzusetzen.

Leider gebe es in Deutschland erst 500 bis 600 und damit noch viel zu wenige ambulante Lungensport-Gruppen, beklagte Worth. Er appellierte daher an die Kollegen, selbst solche Sportgruppen zu gründen. Hilfe hierbei könnten sie sich bei der Arbeitsgemeinschaft Lungensport holen.

Detaillierte Infos rund um das Thema Lungensport und Tipps für Kollegen, die Lungensport-Gruppen gründen wollen, gibt es unter www.lungensport.org

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