Hypercholesterinämie ist Hauptrisikofaktor von Bill Clinton

WASHINGTON. Der ehemalige amerikanische Präsident Bill Clinton hat nach Angaben seiner Ärzte die vierfache Bypaß-Operation vom Montagmorgen gut überstanden. Inzwischen wurde bekannt, daß die Koronararterien weitaus stärker stenosiert waren als ursprünglich angenommen. Dieser dramatische Befund dürfte Folgen für die postoperative Betreuung und Medikation des 58jährigen Politikers haben.

Von Ronald D. Gerste Veröffentlicht:

Bill Clinton hat am Dienstagabend die Intensivstation verlassen können, die künstliche Beatmung war noch in der Nacht zuvor beendet worden. Seine Ärzte gaben bekannt, daß die vier Koronararterien, oder deren Äste, die mit den Bypässen umgangen wurden, Stenosierungen durch primär lipidhaltige Plaques von bis zu 90 Prozent des Lumens hatten.

Ohne den Eingriff hätte Clinton wahrscheinlich binnen kurzem, möglicherweise innerhalb weniger Wochen, einen Herzinfarkt erlitten. Er hatte schon einige Monate beim Joggen Beschwerden, ohne diese ernst zu nehmen. Die Stenose der Arteria coronaria sinistra und einer ihrer Äste wurden mit einer aus der Thoraxwand des Patienten entnommenen Arterie umgangen. Bei den beiden Bypässen der Arteria coronaria dextra wurde auch Material aus den Beinvenen verwendet.

Insgesamt 73 Minuten lang war das Herz des Politikers bei dem Eingriff ruhiggestellt und Clinton an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Der Ex-Präsident sprach am Dienstag mit seiner Frau Hillary, seiner Tochter Chelsea und den Ärzten, doch ist es noch zu früh, um die nach Einsatz dieser Maschine nicht ganz seltenen kognitiven Probleme wie Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen auszuschließen.

Da bei Clinton offenbar die Hypercholesterinämie der wesentliche Risikofaktor gewesen ist, wird diesem Aspekt in der postoperativen Betreuung besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Ärzte werden Clinton dringend zu einer verantwortungsbewußteren Ernährung raten. Vor allem das LDL-Cholesterin ist Clintons Hauptproblem. Dessen Wert lag letzte Woche bei 114 mg/dl, was bereits eine beträchtliche Verbesserung im Vergleich zu seiner Zeit im Weißen Haus bedeutet - dort war vor seinem Ausscheiden aus dem Amt ein Wert von 177 mg/dl gemessen worden. Als Ziel gilt jetzt ein Serumspiegel von 70 mg/dl.

Außer einer cholesterinarmen Ernährung wird Clinton so bald als möglich wieder sein Fitness-Programm aufnehmen, mit graduell ansteigender Intensität. Clinton hatte bereits in den letzten Monaten dank Diät und regelmäßigem Jogging mehr als 20 Pfund abgenommen, so daß nur noch eine leichte weitere Gewichtsreduktion angestrebt wird.

Die Medikation wird nach derzeitigem Kenntnisstand bestehen aus:

ASS allein oder in Kombination mit dem präoperativ seit längerem eingenommenen Clopidogrel, einem Statin, einem Betablocker als Antiarrhythmikum, einem ACE-Hemmer zur Senkung der seit vielen Jahren bestehenden Hypertonie.

Die Operations- und Krankenhauskosten werden sich auf 25 000 US-Dollar belaufen, wenn keine Komplikationen auftreten und Clinton Ende der Woche entlassen wird. Das Ehepaar Clinton hat eine Versicherung, die dafür aufkommt.

Die Krankheit hat auch eine politische Dimension: es gilt nun als unwahrscheinlich, daß Clinton in den Wahlkampf eingreifen kann. Anders als 2000, als er kaum zugunsten Al Gores sprach oder sprechen durfte, waren einige Wahlkampfauftritte für John Kerry geplant. Das Ärzteteam des New York Presbyterian Medical Center sieht eine normale Aktivität des Patienten frühestens in drei Monaten. Clinton aber hat mehr als einmal seinen Spitznamen "The Comeback Kid" gerechtfertigt, so daß eine schnellere Rekonvaleszenz der Biografie des Patienten entspräche.

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