Rotaviren

Virologen machen sich stark für Impfung

Ein Brechdurchfall bei Kleinkindern und alten Menschen ist nicht banal und lässt sich verhindern. Die Gesellschaft für Virologie (GfV) plädiert daher an Ärzte, die neue Impfempfehlung zum Rotavirusschutz umzusetzen.

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Die Schluckimpfung gegen Rotaviren muss dringend rechtzeitig gestartet (6. bis 12. Lebenswoche) und abgeschlossen werden (je nach Impfstoff spätestens 24. oder 32. Woche).

Die Schluckimpfung gegen Rotaviren muss dringend rechtzeitig gestartet (6. bis 12. Lebenswoche) und abgeschlossen werden (je nach Impfstoff spätestens 24. oder 32. Woche).

© st-fotograf / fotolia.com

ULM. Die Infektion mit Rotaviren ist in Deutschland die häufigste meldepflichtige Infektionskrankheit und eine der häufigsten Ursachen für Brechdurchfall bei Kindern in den ersten fünf Lebensjahren.

Etwa jedes zweite Kind mit labordiagnostisch gesicherter Rotavirusinfektion muss stationär im Krankenhaus behandelt werden: Eine Gastroenteritis kann vor allem bei Säuglingen, Kleinkindern bis zwei Jahren und alten Menschen zu gefährlicher Austrocknung führen.

Im neu erschienenen Impfkalender empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut nun erstmals eine Immunisierung von Babys unter sechs Monaten (wir berichteten). Die GfV empfiehlt Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen. Voraussichtlich berate der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) noch dieses Jahr darüber, ob die Krankenkassen die Kosten der Impfung übernehmen müssen, so die Gesellschaft in einer Mitteilung.

Es sei davon auszugehen, dass die Leistung in den Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werde, so die GfV. Viele Kassen zahlen den Schutz zudem bereits seit geraumer Zeit als freiwillige Satzungsleistung (Liste unter www.impfkontrolle.de).

Etwa 90 Prozent aller Kinder infizieren sich bis zum dritten Lebensjahr mit Rotaviren. In den Jahren 2001 bis 2008 wurden im Durchschnitt in Deutschland 40.000 gesicherte Fälle pro Jahr bei unter Fünfjährigen registriert.

"Die routinemäßige Impfung kann also jährlich fast 20.000 Kindern dieser Altersgruppe einen Krankenhausaufenthalt ersparen", wird GfV-Präsident Professor Thomas Mertens, der selbst Mitglied der STIKO ist, in der Mitteilung zitiert.

Gleiche Tassen und Besteck meiden

Die Schluckimpfung, die je nach Impfstoff in zwei oder drei Dosen verabreicht wird, ist Studien zufolge hochwirksam: Sie verhindert schwere Krankheitsverläufe und Klinikeinweisungen in mehr als 90 Prozent der Fälle.

Mertens, Virologe am Universitätsklinikum Ulm, geht allerdings von einer aktuell niedrigen Impfquote in Deutschland aus, da die etwa 135 Euro kostende Immunisierung vielfach aus eigener Tasche bezahlt werden muss.

Profitieren könnten bei einer routinemäßigen Impfung mit dem Lebendimpfstoff auch Personen aus dem Umfeld geimpfter Kinder. Denn das Rotavirus ist hochansteckend - bereits wenige Erreger lösen eine Infektion aus.

So kann die Immunisierung auch Nicht-Geimpfte schützen. Die Übertragung erfolgt meist über Schmierinfektionen, aber auch über verunreinigtes Wasser oder bei Erbrechen auch über die Luft. Besonders groß ist die Ansteckungsgefahr bei Gemeinschaftstoiletten.

Da Rotaviren sehr umwelt- und desinfektionsmittelresistent sind, bedarf es einer sehr gründlichen Hygiene, um einer Erkrankung vorzubeugen. Dazu gehört vor allem intensives Händewaschen nach jedem Toilettenbesuch mit Seife. In öffentlichen Einrichtungen sollten Einmalhandtücher verwendet werden.

Angehörige eines erkrankten Kindes sollten nicht aus dessen Tasse trinken oder dessen Besteck benutzen. Auch Waschlappen und Handtücher müssen strikt getrennt verwendet werden. Die Infektionsgefahr endet etwa eine Woche nach Erkrankungsbeginn. (eb)

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