PSA-Test lockt oft auf die falsche Fährte

Prostatakrebs früh aufzuspüren - das erhofft man sich durch den PSA-Test. Doch offenbar wird ihm zu oft blind vertraut. Die Folge: Bei fast jedem fünften Patienten wird Krebs diagnostiziert - obwohl er keinen hat.

Veröffentlicht:
Eine Chemikerin bestimmt den PSA-Wert. Als Basis einer verlässlichen Krebsdiagnose kann er nicht dienen, wie eine internationale Studie zeigt.

Eine Chemikerin bestimmt den PSA-Wert. Als Basis einer verlässlichen Krebsdiagnose kann er nicht dienen, wie eine internationale Studie zeigt.

© Mathias Ernert

TAMPERE (BS/eis). Bei einem PSA-Screening nimmt mit dem Alter der Getesteten nicht nur die Zahl der Krebsdiagnosen zu, sondern auch die Zahl der falsch-positiven Befunde.

In einer europäischen Studie erhielten 17,8 Prozent der Männer aufgrund ihres PSA-Wertes mindestens einmal eine falsche Verdachtsdiagnose. Bei jedem vierten Betroffenen war das sogar mehrmals der Fall.

Die Forscher aus Finnland haben in der Studie Daten von 61.604 Männern ausgewertet, die in Belgien, Finnland, Italien, den Niederlanden oder Schweden am PSA-Screening teilgenommen hatten (Eur J Cancer 2011; 47: 2698).

Ein Viertel der falsch-positiv getesteten Männer lehnten Screening danach ab

Je nach Land wurden die Männer alle zwei bis sieben Jahre einbestellt, der PSA-Grenzwert lag, je nach Land, bei 3,0 oder 4,0 ng/ml. Ein erhöhter Wert, der nicht binnen eines Jahres histologisch auf ein Prostata-Ca zurückgeführt wurde, galt als falsch-positiver Befund.

Mit dem Screening wurden 4733 Prostatakarzinome entdeckt. Die Wahrscheinlichkeit einer Karzinomdiagnose betrug 3,4 Prozent in der ersten und zweiten und 3,6 Prozent in der dritten Screening-Runde.

Der Anteil falsch-positiver Ergebnisse lag bei 10,2, 11,0 und 11,1 Prozent. Etwa ein Viertel der einmal falsch-positiv getesteten Männer lehnte weitere Screening-Untersuchungen ab.

Von denen, die ihre Teilnahme fortsetzten, hatten ungefähr 50 Prozent in der nächsten Runde wieder einen falsch-positiven Befund. Bei etwa 10 Prozent wurde mithilfe des Screenings doch noch ein Karzinom entdeckt. Damit war das Risiko etwa viermal so hoch wie das von zuvor negativ getesteten Männern.

Höchste Fehlerquote in den Niederlanden

Bei den falsch-positiven Ergebnissen gab es erhebliche Differenzen zwischen den Ländern: Italien hatte mit 11 Prozent die niedrigste und die Niederlande hatten mit 26 Prozent die höchste Rate. Diese Unterschiede sind wohl hauptsächlich auf unterschiedliche PSA-Grenzwerte zurückzuführen.

In Belgien, den Niederlanden und Schweden liegt er bei 3,0 ng/ml. In Finnland und Italien sind die Schwellenwerte höher angesetzt.

Hätten alle Zentren einen Grenzwert von 4,0 ng/ml verwendet, so die Berechnung der Studienautoren, wären nicht 17,8, sondern nur 11,7 Prozent der Männer von falsch-positiven Befunden betroffen gewesen. Dafür wären bei dem Screening allerdings auch 1252 Prostatakarzinome übersehen worden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Prostatektomie

Roboterassistierte Chirurgie senkt Komplikationsraten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten

Kasuistik

Die stille Last der Acne inversa

Lesetipps
Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen