Gesundheitswissen

Valide Information zu Diabetes ist schwer zu finden

Diabetiker haben Schwierigkeiten, vertrauenswürdige Informationen über ihre Krankheit zu bekommen. Verbesserungsbedürftig ist auch das Unterstützungsangebot.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Informationspoker: Ein Problem für Diabetiker ist offenbar weniger die Verständlichkeit angebotener Informationen, sondern zu erkennen, welche Information aus welchen Quellen wirklich vertrauenswürdig ist.

Informationspoker: Ein Problem für Diabetiker ist offenbar weniger die Verständlichkeit angebotener Informationen, sondern zu erkennen, welche Information aus welchen Quellen wirklich vertrauenswürdig ist.

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BERLIN. Das Gesundheitswissen über Diabetes ist bei den Betroffenen, insbesondere aber in der Allgemeinbevölkerung lückenhaft. Ein Problem dabei ist weniger die Verständlichkeit angebotener Informationen, sondern zu erkennen, welche Information aus welchen Quellen wirklich vertrauenswürdig ist.

Dies sind Ergebnisse einer Erhebung des Robert Koch-Instituts (RKI) zum Thema "Krankheitswissen und Informationsbedarfe – Diabetes mellitus 2017". Das RKI hatte dazu von September bis Ende November vergangenen Jahres Telefoninterviews auf der Basis validierter Fragebögen mit 2327 Personen ohne diagnostizierten Diabetes und 1479 Personen mit diagnostiziertem Diabetes geführt. Die Stichproben sind für die jeweilige Grundgesamtheit repräsentativ. Erste Ergebnisse der Studie wurden jüngst im "Journal of Health Monitoring" (2018; 3: 23) veröffentlicht.

Verständlichkeit der Infos ist nicht das Problem

Neben Wissenslücken ist es sowohl für Diabetiker als auch für Menschen ohne Diabetes offenbar recht schwierig, die Vertrauenswürdigkeit des Informationsangebots in Print- und elektronischen Medien zu beurteilen. Nur 41,6 Prozent der Menschen ohne Diabetes empfindet dies als einfach oder sehr einfach, 39,9 Prozent als ziemlich schwierig und 18,5 Prozent als sehr schwierig.

Bei den von der Krankheit Betroffenen sind die Werte nur geringfügig besser. Eine knappe Mehrheit von 51,3 Prozent hat wenig Probleme, 9,3 Prozent sehen es als sehr schwierig an, die Validität von Informationen zu beurteilen.

Besser bewertet wird hingegen die Verständlichkeit des Informationsangebots: Rund zwei Drittel der Nicht-Diabetiker haben keine oder wenig Verständnisprobleme. Die Werte variieren in Abhängigkeit vom Bildungsgrad nur geringfügig.

47,2%

der Diabetiker mit geringem Bildungsgrad finden nur schlechte oder gar keine Unterstützungsangebote.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Diabetikern, allerdings mit einer stärkeren Schwankung in Abhängigkeit vom Bildungsgrad. So haben etwa 40 Prozent der Diabetiker mit mittlerem und niedrigem Bildungsgrad Probleme, Krankheitsinformationen zu verstehen, in der oberen Bildungsschicht sind es lediglich 18,7 Prozent.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen neben der Verbesserung des Informationsangebots ein weiteres wichtiges Handlungsfeld, in dem noch Nachbesserungsbedarf besteht: Bei Unterstützungsangeboten, Anlaufstellen und Informationsquellen. Auch hier variieren die Antworten in Abhängigkeit vom Bildungsgrad.

 27,5 Prozent der Diabetiker mit niedriger Bildung (und das Gewicht dieser Gruppe ist bei Diabetikern deutlich größer als in der Allgemeinbevölkerung) finden Unterstützungsangebote, Anlaufstellen und Informationsquellen schlecht, 19,7 Prozent haben überhaupt keine Unterstützung. Das heißt: Jeder Zweite in dieser Gruppe sieht sich als ziemlich hilflos mit seiner Krankheit an. Bei den Diabetikern mit mittlerer Bildung sind dies 41,6 Prozent, bei den Kranken aus höheren Bildungsschichten immer noch 32,2 Prozent.

Die Umfrage gehört zur Diabetes-Surveillance des RKI. Ziel ist, der Politik evidenzbasierte Informationen für gesundheitspolitische Handlungsnotwendigkeiten zu liefern.

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