Deutscher Krankenhaustag
Kliniken stehen vor vielen Hürden für Ambulantisierung
Es existieren kaum Möglichkeiten für Krankenhäuser, in die ambulante Versorgung einzusteigen. Dies sei aber durchaus sinnvoll, heißt es beim Deutschen Krankenhaustag. Ein Problem sei die unterschiedliche Bedarfsplanung.
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Die Klinik als „Anker der Versorgung“, so sieht das der Verband der Krankenhausdirektoren.
© Jan Woitas / dpa
Düsseldorf. Nur in Teilbereichen spielt die ambulante Versorgung durch Krankenhäuser für die Gesamtversorgung von Patienten eine wesentliche Rolle, obwohl die Versorgung aus einer Hand Effizienzreserven heben könnte, so der Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren, Dr. Josef Düllings, am Dienstag beim Deutschen Krankenhaustag in Düsseldorf.
Prominentestes Beispiel dafür sei die Notfallversorgung: Mit zehn von insgesamt 19 Millionen Notfallpatienten versorgen Kliniken in ihren Ambulanzen mehr als die Bereitschaftspraxen der Vertragsärzte. Mit knapp 42 Euro liege die Vergütung der Krankenhäuser aber deutlich unter der der Vertragsärzten (rund 56 Euro, etwa 250 Euro für einen Hausbesuch am Wochenende).
Besonders teuer wird es, wenn ein RTW eingesetzt wird, wobei rund 60 Prozent der Einsätze nach Einschätzung von Experten nicht notwendig seien, so Düllings. Die Neigung der Patienten, im Notfall ein Krankenhaus statt des vertragsärztlichen Bereitschaftsdienstes aufzusuchen, zeige, dass kranke Menschen die Klinik als „Anker der Versorgung“ ansehen.
Ökonomische Vorteile
Auch aus ökonomischen Gesichtspunkten wäre eine durchgehende, also auch ambulante Versorgung, durchaus sinnvoll. Dafür sprächen auch qualitative Mängel und Versorgungslücken im KV-System:
- die Abwehrhaltung niedergelassener Ärzte in der ersten Welle der Pandemie,
- die Überforderung von Hausärzten beim Impfen und vor allem bei der Heimversorgung während der Pandemie,
- der mit zehn Prozent hohe Anteil der Notaufnahmen in Kliniken als Folge von Arzneimittelinteraktionen,
- der mit vier Milliarden Euro hohe Aufwand für außerklinisches Weaning ohne sichtbare Ergebnisse und schließlich
- lange Wartezeiten auf eine Anschluss-Psychotherapie nach Krankenhausaufenthalt.
Die vom GKV-Spitzenverband angeführten rund vier Millionen stationären Fälle mit einer Verweildauer von nur einem Tag hält Düllings allenfalls für einen groben Anhaltspunkt für das Ambulantisierungspotential von Krankenhäusern.
Wollte man dies konsequent umsetzen, dann wären grundsätzliche Veränderungen in der Methodik der Versorgungsplanung und der Investitionsfinanzierung notwendig. Das Volumen würde sich auf 1000 Euro je Einwohner belaufen müssen.
Abschottung der Versorgungssektoren
Ähnlich sieht das auch der stellvertretende Leiter der vdek-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen, Michael Mruck. „Einer sektorübergreifenden Angebotsplanung steht die starke rechtliche und ökonomische Abschottung der Versorgungssektoren gegenüber“, so seine Feststellung.
Auch die neue nordrhein-westfälische Krankenhausplanung biete keine neuen Ansätze für die Integration ambulanter und stationärer Leistungen. Nur punktuell existierten Möglichkeiten für eine sektorübergreifende Versorgung, beispielsweise durch Ermächtigungen von Krankenhausärzten für die vertragsärztliche Versorgung oder die Anerkennung eines Sonderbedarfs.
Klinik-MVZ als Option
Eine weitere relativ gut funktionierende Option seien Klinik-MVZ. Als wenig erfolgreich beurteilt Mruck hingegen die seit 20 Jahren bestehende Integrationsversorgung – geringe Versorgungseffekte bei hohen Kosten. Die vor allem von Kliniken genutzte ambulante spezialfachärztliche Versorgung nach Paragraf 116b hält Mruck noch für entwicklungsfähig.
Ambulante Operationen seien überwiegend eine Domäne der niedergelassenen Ärzte, die 75 Prozent dieser Leistungen erbringen. Für Kliniken seien diese Leistungen ohne ökonomische Bedeutung. Ein Potenzial bestehe bei den Kurzliegern, deren Fallzahl in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent gestiegen sei. Hier eröffne sich eine Chance für stationsersetzende Leistungen.