Regelverstöße

Alkohol-Studie nach kurzer Zeit gestoppt

Wirkt moderater Alkoholkonsum ursächlich kardioprotektiv oder nicht? Das wird wohl noch lange ungeklärt bleiben.

Veröffentlicht:

BETHESDA. Die National Institutes of Health (NIH) in den USA haben eine gerade angelaufene randomisierte Studie zur Klärung einer möglichen günstigen Wirkung von moderatem Alkoholkonsum auf kardiovaskuläre Erkrankungen gestoppt. Die von den NIH zugesagte finanzielle Unterstützung der Studie, deren Gesamtkosten mit rund 100 Millionen US-Dollar veranschlagt wurden, ist eingestellt worden.

Die getroffene Entscheidung basiert unter anderem auf einem Bericht, demzufolge einige wenige NIH-Beschäftige unter Missachtung bestehender interner Standards bei industriellen Produzenten alkoholischer Getränke um finanzielle Unterstützung für die Studie nachgesucht haben. Anderen NIH-Beschäftigten sei dies zudem verschwiegen worden.

Auch werden Bedenken bezüglich des – im Vorfeld in zulässiger Weise mit Vertretern von Getränkeherstellern diskutierten – Studiendesigns angeführt, bei dem mögliche wichtige Konsequenzen des Alkoholkonsums wie Krebserkrankungen nicht adäquat berücksichtigt worden seien. Aus diesen Gründen hat die wissenschaftliche Integrität der Studie aus Sicht der NIH so großen Schaden genommen, dass ein Stopp unvermeidlich erschien.

In die im Februar 2018 angelaufene MACH-Studie (Moderate Alcohol and Cardiovascular Health) sollten gemäß Planung rund 7800 Probanden mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko oder bereits bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung aufgenommen werden. Sie sollten randomisiert zwei Gruppen zugeteilt werden, wobei in der einen Gruppe moderater Alkoholkonsum (etwa 15 g pro Tag) und in der anderen Verzicht auf jegliche alkoholische Getränke angesagt waren.

Der Beobachtungszeitraum war mit fünf Jahren angesetzt. Geklärt werden sollte, ob Alkoholkonsum in der geprüften Form ursächlich zu einer Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse beiträgt. Epidemiologische Studien hatten eine entsprechende Assoziation nahegelegt, ohne aber die Kausalität der beobachteten Assoziation beweisen zu können.

Die Studie war am 5. Februar 2018 gestartet worden, am 10. Mai 2018 erfolgte dann der Stopp. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits 105 Personen für die Teilnahme rekrutiert worden. (ob)

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