Iatrogene Harnwegsinfekte

Antibiose vor Zystoskopie unnötig

Sollte man Patienten vor einer Zystoskopie ein Antibiotikum zu schlucken geben, um anschließenden Harnwegsinfekten vorzubeugen? Kolumbianische Urologen haben diese Frage untersucht. Ihre Antwort: ein klares Nein.

Veröffentlicht:
Vor Infekten schützen - die Blase.

Vor Infekten schützen - die Blase.

© Springer Verlag

CALI. Für ihre randomisierte und kontrollierte Studie haben Mediziner aus Kolumbien zwischen März 2011 und April 2012 insgesamt 285 ambulante Patienten rekrutiert, die sich einer elektiven Zystoskopie unterziehen sollten.

276 von ihnen lieferten für eine Per-Protokoll-Analyse verwertbare Daten. Alle Probanden hatten vor der Zystoskopie negative Urinkulturen aufgewiesen. 30 bis 60 Minuten vor der Untersuchung erhielt die eine Hälfte der Studienteilnehmer 500 Milligramm Levofloxacin oral, die andere Hälfte ein Placebo.

Primärer Studienendpunkt war die Inzidenz von Harnwegsinfekten (HWI) drei bis zehn Tage nach der Zystoskopie, definiert als irritative Symptome vonseiten des Harntrakts zusammen mit einer positiven Urinkultur aus dem Mittelstrahlurin von mehr als 105 koloniebildenden Einheiten je Milliliter (KbE/ml).

Sekundärer Endpunkt war das Auftreten einer asymptomatischen Bakteriurie mit mehr als  105 KbE/ml (World J Urology 2013; online 15. Februar).

Die HWI-Inzidenz betrug 0,7 in der Verum- und drei Prozent in der Kontrollgruppe. Mit einem p-Wert von 0,17 hatte die Differenz keine statistische Aussagekraft. In puncto asymptomatischer Bakteriurie erreichte der Unterschied in der Inzidenz von 5,8 (Verum) und 14,5 Prozent (Placebo) zwar rechnerische Signifikanz (p = 0,01).

Klinische Weiterungen zieht ein solcher Befund jedenfalls dann nicht nach sich, wenn der betreffende Patient keine weiteren endourologischen Prozeduren über sich ergehen lassen muss.

"Bei Patienten, die sich einer Zystoskopie unterziehen müssen und deren Urin vor der Untersuchung steril ist, senkt eine Antibiotikaprophylaxe mit Levofloxacin im Vergleich zu Placebo nicht die Inzidenz von Harnwegsinfekten", resümieren die Forscher ihre Ergebnisse. (rb)

Mehr zum Thema

„Das Blatt wendet sich“

RAS-Blocker präoperativ eher nicht absetzen?

MUSA-Studie

Schlinge und Spritze gleichauf bei gemischter Inkontinenz

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Prof. Dr. Klaus Haag 04.04.201307:08 Uhr

Schlussfolgerung zu simpel

Die statistischen Daten sind nicht korrekt beurteilt. Aus den Daten lässt sich höchstens schließen, dass sich ein Vorteil durch die Levofloxacin-Behandlung bei einem Stichprobenumfang von 285 bzw. 276 Patienten nicht nachweisen lässt. Allerdings legen die weiteren Daten die Vermutung nahe, dass sich bei größeren Studien doch ein statistisch signifikanter Effekt ergeben könnte. Weiterhin wäre interessant gewesen, ob es sich um weibliche Patienten gehandelt hat. Ein drittes: für Mittelstrahl-Urin wird normalerweise eine Keimzahl von 10000/ml als Grenzwert angenommen, und nicht 100/ml (möglicherweise falsch zitiert).

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Abb. 1: Reduktion von HWI-Rezidiven nach initialer Verordnung des Phytotherapeutikums im Vergleich zur initialen Verordnung eines Antibiotikums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Real-World-Daten zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen

Pflanzliches Arzneimittel: weniger Rezidive als unter Antibiotikum

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wenn „Gender“ und „Sex“ nicht übereinstimmen

Geschlechtsinkongruenz bei Kindern: Tipps zum Umgang mit trans*

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!

Checkliste Symbolbild

© Dilok / stock.adobe.com

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau